Serie: Deutscher Buchpreis 2011, Teil 8

 

von Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Über den Autor schreibt die Jury in Kurzbiographie:

Jan Brandt, geboren 1974 in Leer (Ostfriesland), studierte Geschichte und Literaturwissenschaft in Köln, London und Berlin und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Seine Erzählungen sind in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und im WOCHENENDE der Süddeutschen Zeitung erschienen.

 

 

Zum Roman teilt sie mit: Ein Dorf in Ostfriesland, Kühe grasen auf den Wiesen, hinter den Tujenhecken des Neubauviertels blühen die Blumen, in den Auffahrten glänzen die Neuwagen. Hier wird Mitte der Siebziger Daniel Kuper geboren. Ein verschlossener Junge mit viel Fantasie und wenigen Möglichkeiten. Doch bald geschieht Seltsames: Mitten im Sommer schneit es heftig, ein Kornkreis entsteht, ein Schüler stellt sich auf die Bahngleise, Hakenkreuze tauchen an den Hauswänden auf. Für all das wird Daniel verantwortlich gemacht und er beginnt einen Kampf gegen die Dorfbewohner. Sie sind es, gegen die er aufbegehrt, und sie sind es, gegen die er am Ende verliert.

 

Zur Auswahl unter die letzten Sechs lautet die Bewertung der Jury: Jan Brandts beeindruckendes Debüt „Gegen die Welt“ ist ein neuer Versuch über die Pubertät aus der Generation Pop, mit all ihren Abwegen und Abgründen, ihrer Komik und Brutalität. Vom unvermeidlichen Unglück der Kleinfamilie, dem Aufstieg und Fall des mittelständischen Unternehmertums, dem keimenden Wahnsinn im Kopf und im Körper der, vor allem, männlichen Heranwachsenden erzählt dieses kraftvolle, experimentierfreudige Buch. Am Ende weiß man: die nordwestdeutsche Provinz der 70er und 80er Jahre war ein hartes Pflaster.

 

Wir meinen: ein richtig starkes Buch und ein Wälzer dazu. Mit zunehmendem Vergnügen haben wir uns mit einer Welt, von der wir keine Ahnung hatten und haben, beschäftigt. Ganz schön gelungen, einen solch langen Atem sinnvoll auszuhauchen und 921 Seiten nicht langatmig oder –weilig werden zu lassen. Das ist ein Debüt. Wirklich stark.

 

Ceterum censeo, daß es für jedes der Bücher eine Begründung für den Deutschen Buchpreis geben könnte. Jan Brandt legt einen Wälzer hin, der einen froh sein läßt, in dieser deutschen Provinz nicht aufgewachsen zu sein. Aber er zeigt auch, daß wir Städter keine Ahnung davon haben, wie vielfältig es dort zugeht. Eugen Ruge schreibt so klug und menschenfreundlich über Typen, die sich selbst erhaben fühlen. Anglelika Klüssendorf läßt uns teilhaben an den Schmerzen eines Kindes, dessen Revolte wir mittragen, aber auch verführt werden, die Position dieses Mädchens einzunehmen, wo sie gemein und böse handelt. Es gibt nirgends den reinen Helden, das unschuldige Wesen, nein, sie sind alle miteinander recht unsympathisch, dieser "ich" aus Buselmeiers "Wunsiedel" und auch die Amy Schreiber, die "Schmerzmacherin".

 

Warum wir Marlene Streeruwitz für den Buchpreis ausgewählt hätten, hat damit zu tun, daß kein anderes der ebenfals guten und interessanten Romane so dicht am Heute, so politisch, so verzweifelt ist und dies in Form und Inhalt uns als Salz unter die Haut streut.

 

Info: Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis 2011 und Termine des Preisträgers rund um die Frankfurter Buchmesse können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de