Wolfgang Nett
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft – vielmehr aus unbeugsamen Willen.“ Dieses Ghandi Zitat ist der Willkommensgruß der Stadtteilbibliothek Rödelheim, das vielschichtig zu dem Roman Westend von Martin Mosebach, besonders seiner nunmehr 27-jährigen Geschichte seit der Erstveröffentlichung zu passen scheint.
Die Leiterin der Bibliothek, Brigitte Dinger, begrüßte annähernd 200 Besucher und die zwei Gäste des Abends, Martin Mosebach und Rainer Weiss. Seit Beginn des Lesefestes vor zehn Jahren ist die Stadteilbibliothek Rödelheim Veranstalterin und es scheint, dass diesmal besonders prominente Gäste der Einladung gefolgt sind. Martin Mosebach und Rainer Weiss kennen sich seit über 30 Jahren und sind befreundet. Letzterer war der Lektor des Buches und später Programmgeschäftsführer der Verlage Suhrkamp und Insel. Auf dieser zugewandten Basis entwickelte sich ein Abend mit spontanen Einfällen, intelligentem Gespräch, eingebettet in drei Leseabschnitte des Buches.
Dabei las der Autor zwei prominente Stellen ausführlich und begann mit einer Stelle auf Seite 33 des Romans: Alfred Labontè besuchte das Clubhaus Germania und auf seiner Kanufahrt auf dem Main begleiteten wir die Romanfigur. Oft lachte das Publikum laut und genoss sichtlich die pittoresken und sehr detaillierten Formulierungen, die vom Autor selbst gelesen noch eine Dimension lebendiger wirkten. Es ist nicht allzu häufig, dass gute Romanciers ihren geschriebenen Text derart exzellent darbieten können.
Einem spontanen Einfall folgend las Rainer Weiss eine Stelle zur Gegenüberstellung, die den zweiten Protagonisten, Eduard Has, pointiert skizziert, als er beschloss, den roten Chevrolet zu erwerben. In dem folgenden kurzen Gespräch spürten wir eine Sehnsucht nach dem unsichtbaren Frankfurt der Literaten. Hier in Rödelheim mit dem Brentanopark vis-á-vis, ist Clemens Brentano lebendig und ebenso wichtig (und auch unverstanden) für Frankfurt. „Was in Frankfurt alt erscheint, ist rekonstruiert“, ein tiefsinniges Fazit Mosebachs. Das Gespräch wendete sich dem Aspekt des Scheiterns zu, dem fünfmal verschobenen Erscheinungsdatum des Romans 1992.
So sehr Mosebach das Schreiben des Buches über sechs Jahre als die glücklichste Zeit seines Lebens beschreibt, so erschöpft war er nach Fertigstellung. Wozu die fehlende Beachtung seines dritten Werkes bei (abgesehen von einem Verriss in der FAZ) beigetragen hatte. Dennoch zog er ein positives Resümee: durch das dreimalige Neuschreiben dieses umfangreichen Werkes, habe er schreiben gelernt, auf Rhythmisierung von Prosa geachtet und in Feinarbeit an der Sprache sein Können perfektioniert. Was vorher oftmals unbewusste Fähigkeit war, entwickelte sich zu einer meisterlichen Fertigkeit. Mit unbeugsamen Willen machte er trotz der Nichtbeachtung weiter und wirkte an dem heutigen Abend auf feine Weise glücklich, dass die hohe literarische Qualität von Westend weitere Kreise zieht und eine Wiederbelebung erfährt.
Foto:
© Wolfgang Nett
Info:
Weitere Informationen zum Programm unter www.frankfurt-liest-ein-buch.de
Einem spontanen Einfall folgend las Rainer Weiss eine Stelle zur Gegenüberstellung, die den zweiten Protagonisten, Eduard Has, pointiert skizziert, als er beschloss, den roten Chevrolet zu erwerben. In dem folgenden kurzen Gespräch spürten wir eine Sehnsucht nach dem unsichtbaren Frankfurt der Literaten. Hier in Rödelheim mit dem Brentanopark vis-á-vis, ist Clemens Brentano lebendig und ebenso wichtig (und auch unverstanden) für Frankfurt. „Was in Frankfurt alt erscheint, ist rekonstruiert“, ein tiefsinniges Fazit Mosebachs. Das Gespräch wendete sich dem Aspekt des Scheiterns zu, dem fünfmal verschobenen Erscheinungsdatum des Romans 1992.
So sehr Mosebach das Schreiben des Buches über sechs Jahre als die glücklichste Zeit seines Lebens beschreibt, so erschöpft war er nach Fertigstellung. Wozu die fehlende Beachtung seines dritten Werkes bei (abgesehen von einem Verriss in der FAZ) beigetragen hatte. Dennoch zog er ein positives Resümee: durch das dreimalige Neuschreiben dieses umfangreichen Werkes, habe er schreiben gelernt, auf Rhythmisierung von Prosa geachtet und in Feinarbeit an der Sprache sein Können perfektioniert. Was vorher oftmals unbewusste Fähigkeit war, entwickelte sich zu einer meisterlichen Fertigkeit. Mit unbeugsamen Willen machte er trotz der Nichtbeachtung weiter und wirkte an dem heutigen Abend auf feine Weise glücklich, dass die hohe literarische Qualität von Westend weitere Kreise zieht und eine Wiederbelebung erfährt.
Foto:
© Wolfgang Nett
Info:
Weitere Informationen zum Programm unter www.frankfurt-liest-ein-buch.de