Vortrag von Alfons Maria Arns im Jüdischen Museum Frankfurt am Main zum Abschluß am 28. April
Serie: Frankfurt liest ein Buch 2013, vom 15. bis 28. April: Siegfried Kracauer GINSTER (Suhrkamp), Teil 16
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die zweite der GINSTERwochen hatte am Sonntag, 21. April um 11 Uhr im Hauptbahnhof begonnen und den Bahnhof mit Kracauer in Lesungen zusammengespannt. Den Abschluß bildet um 17 Uhr am Sonntag, 28. April dieser Vortrag.
Bereits um 11 Uhr gibt es im Haus am Dom die ABSCHLUSSVERANSTALTUNG unter dem Motto: „Ginster hatte niemals Völker kennengelernt, immer nur Leute, einzelne Menschen“.Felix von Manteuffel wird aus GINSTER lesen und so wird gemeinsam zurückgeblickt auf die vielen einzelnen Menschen, die Siegfried Kracauer begegnet sind. Es wird zurückgeblickt auf Kracauers Leben, sein vielfältiges Schaffen und diese zwei Wochen der gemeinsamen Erfahrung FRANKFURT LIEST EIN BUCH.
Um 14 Uhr gibt es am Sonntag ebenfalls GINSTER – FRANKFURTER SPUREN, wo in einer Stadtbegehung ein Literarischer Spaziergang bis 16. Uhr 30 folgt, den die Kulturothek veranstaltet. Dieser wiederholt den vom Sonntag zuvor, wobei Treffpunkt der Börneplatz, Rechneigraben ist. Er habe „sich selbst genau wiedergegeben. Jedes Faktum stimmt“, hatte Siegfried Kracauer an Ernst Bloch nach Paris geschrieben, als er ihm als Erstem sein Manuskript schickte, womit er weniger die Psyche der Hauptperson Ginster meinte, sondern dessen Leben und Aufwachsen in Frankfurt. Auf einem Spaziergang kommt man als erstes zum Philanthropin, der Schule, dessen Internat der Onkel Isidor Kracauer leitete und auf die auch Kracauer besucht hatte.
Nächste Etappe ist die Frankfurter Zeitung, deren Redaktionsgebäude damals in der Großen Eschenheimer Straße 81-87 lag, wo sie als Unternehmen der Frankfurter Societäts-Druckerei firmierte. Von dort aus geht es ins Westend, wo der Vater des Ginster die dortigen feudalen Häuser bewundert und sich in sie auf die Terrassen hineinträumt. Den ausgewählten Stationen folgen die jeweiligen Beschreibungen in GINSTER:
Um 17 Uhr im Jüdischen Museum dann der Vortrag vom 'Rausch des Flanierens', wo Alfons Maria Arns vor allem auf die Frankfurter Jahre des Siegfried Kracauer eingeht, der bis 1930 bis auf die Ausbildungs- und Kriegszeiten durchgehend in Frankfurt lebte und als Lokalreporter der Frankfurter Zeitung ab 1921 auch das innere Leben der Stadt erlebte und niederschrieb. Der 1889 in Frankfurt geborene Architekt, Soziologe, Philosoph, Essayist, Romancier und Filmkritiker Siegfried Kracauer wird in der Regel eher mit der Großstadt Berlin sowie mit seinen Zufluchtsorten Paris und New York in Verbindung gebracht. Dabei lebte und arbeitete der Journalist – wie beschrieben - bis 1930 ununterbrochen in Frankfurt, zunächst als Lokalreporter und schließlich als Feuilletonredakteur bei der renommierten Frankfurter Zeitung.
Kracauer selbst hatte aus dem Exil sich als einen berufsmäßigen Flaneur bezeichnet und sich vor allem als Frankfurter Flanierer beschrieben, als einen, der wenn er zurück in der Heimatstadt sei, gar nicht anders könne, als die bekannten Wege durch die Stadt zu nehmen und das Gesehene zu kommentieren. Dem wird Alfons Maria Arns, als Film- und Kinohistoriker bekannt, nachgehen und dabei das Bild einer sich in den 1920 Jahren rasant modernisierenden Großstadt aufzeigen.
INFO:
Siegfried Kracauer, GINSTER, Suhrkamp Verlag 2013
Siegfried Kracauer, GINSTER, Hörbuch, 4 CDs, Hörbuch Hamburg 2013
Wolfgang Schopf, BIN ICH IN FRANKFURT DER FLANEUR GEBLIEBEN...SIEGFRIED KRACAUER UND SEINE HEIMATSTADT, Suhrkamp Verlag 2013
Wolfgang Schopf (Hrsg.), DER RISS DER WELT GEHT AUCH DURCH MICH, Theodor W.Adorno – Siegfried Kracauer Briefwechsel 1923-1966, Suhrkamp Verlag 2008
Siegfried Kracauer, Werke in neun Bänden, hrsg. von Inka Mülder-Bach und Ingrid Belke, ab 2004 ff, Suhrkamp Verlag
www.frankfurt-liest-ein-buch.de