"Joschka Fischer und seine Frankfurter Gang" im Verbrecherverlag

 

Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Morgen ist in Frankfurt die Lesung des neuesten Chinabuches von Christian Y. Schmidt: IM JAHR DES HASENDRACHEN, der 1956 in Bielefeld geboren wurde. Wir nehmen das zum Anlaß, schon heute etwas mehr über den Autor zu berichten und auf die Wiederauflage seiner älteren Abrechnung mit JOSCHA FISCHER UND SEINE FRANKFURTER GANG hinzuweisen.

 

Der Verlag schreibt uns: Christian Y. Schmidt, 1956 geboren, war bis 1996 Redakteur des Satiremagazins Titanic. Seitdem arbeitet er als freier Autor und ist Senior Consultant der Zentralen Intelligenz Agentur sowie Rotationskommunist. 2008 erschien das Reisebuch ALLEIN UNTER 1,3 MILLIARDEN, 2009 der China-Crashkurs BLIEFE VON DLÜBEN und 2010 die autobiografische Skizze ZUM ERSTEN MAL TOT. 2011 erschien im Verbrecher Verlag IM JAHR DES TIGEROCHSEN, im April 2013 folgt IM JAHR DES HASENDRACHEN. Und da sind wir jetzt, wo gleichzeitig eine ergänzte Neuauflage des Fischerbuches erscheint..

 

Damals vor 15 Jahren schrieb der Spiegel: „Noch nie wurde derart gründlich versucht, den Sponti-Mythos von 'Fisherman's Friend's' zu sezieren“. Das sieht heute anders aus. Heute rennt Christian Y. Schmidt mit seiner entlarvenden Analyse offene Türen ein. Allerdings nicht bei jedem. Denn es gibt weiterhin eine grünlinksrechtsgestrickte Klientel, die Fischer für den geborenen Führer für das Leben in einer besseren Welt hält und damit nicht meint, daß er für sich selbst alleine diese bessere Welt geschaffen hat. Wir haben das 394Seiten starke Buch nur durchgeblättert und sind dann immer wieder an Passagen hängen geblieben, die wir gerne gelesen haben, aber den Wahrheitsgehalt weder überprüfen können, noch wollen.

 

Die Frankfurter Szene ist sehr undurchsichtig. Das liegt auch daran, daß die damaligen Gestalter, die die Grünenbewegung initiierten und ihre Galionsfiguren darstellten, heute in der Stadt keine Rolle mehr spielen. Hausmeier und erster grüner Stadtkämmerer Tom Koenigs ist in wichtigere Gefilde entschwunden. Und auch Dany Cohn-Bendit sagt nur ab und zu ein großväterliches Wort zum aktuellen Geschehen und es gibt, seit die Partei der Grünen an der schwarzgrünen Stadtregierung beteiligt sind, keine Auseinandersetzung mehr zwischen Realos und denen, die von den Realpolitikern Fundamentalisten genannt wurden – in Übereinstimmung mit der öffentlichen Meinung, die nach den Grimmschen Märchen wie im ASCHENPUTTEL gewohnt ist: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen -, weil es keine nennenswerten Restbestände der ehemals außerparlamentarischen Opposition mehr gibt.

 

Das wäre eine eigene Analyse wert, was da in Frankfurt an staatsaufbauender Gesinnung passiert ist, daß es seit 2006 einen grünen Bürgermeister und etliche grünen Dezernenten gibt, noch bevor sie in den süddeutschen Städten als bürgerliche Politiker reüssierten. Darum geht es bei Schmidt nicht, denn er hat die Neunziger Jahre – wo es in Bonn die 'Pizza'-Connection' von CDU und Grüne gab - und die davor im Blick. Und da lesen wir im Vorwort zur Neuauflage etwas, was uns für 1998 und danach sofort einleuchtet: „Obwohl die meisten Medien so taten, als sei das Buch nicht wirklich seriös, haben sie sich doch fast alle bei ihm bedient, manche mit, die meisten ohne Nennung der Quelle.“ Denn beim Hängenbleiben an Seiten dachten wir beim Lesen immer wieder, das kennen wir doch, was sehr gut damit zusammenhängen kann, daß ausgehend von Schmidt bestimmte Vorgänge und deren Interpretationen zu Allgemeingut wurden.

 

Und weil wir dies – aus Zeitgründen, das Interesse hätten wir schon - nicht seriös aufarbeiten können, wollen wir das Buch nur kurz vorstellen. Beim Lesen des Vorwortes bekommen wir gleich ein schlechtes Gewissen, wenn wir „vom Schweigekartell der Medien“ lesen und „erst der Autor Christian Schmidt durchbrach 1998 das Beschreibungstabu gegenüber Fischers 'Gang'“. Hatten wir daran mitgewirkt? Andererseits war in Frankfurt die Person des Joschka Fischer weniger heroisiert als anderswo, finden wir wenigstens. In den Zirkeln der Grünen kennen wir uns nicht so gut aus, aber anderenorts wurde Fischer hierzulande schon sehr lange als gnadenloser Karrierist eingeschätzt.

 

Total spannend, wie der Zahn der Zeit nagt, wenn Schmidt im damaligen Vorwort schreibt: „Als 1980 die Grünen gegründet wurden, war ich schon skeptischer. Was mich an der Partei hauptsächlich schreckte, war das schlabberige Ökogehabe und unfrohe Weltuntergangsgemähre ihrer Mitglieder“. Und er spricht für viele: „Doch so belustigend ich Habitus und Outfit der Grün-Alternativen auch fand, so teilt ich doch die meisten ihrer politischen Forderungen und Ziele.“ So ging es wirklich den meisten, die sich auf der linken Seite der Gesellschaft sahen und deshalb weder an den Grünen noch an Fischer deutlicher Kritik üben wollten.

 

Schmidt setzt mit 1968 in Frankfurt an, was ja auf die studentischen Vietnamdemonstrationen in Bonn zurückgeht. Er schildert sehr detailliert die Frankfurter Verhältnisse, wie er für die frühe Zeit schreibt, aufgrund von schriftlichen Unterlagen. Bis 1976 sieht er darin FRÜHE SÜNDEN (Kapitelüberschrift), während SPÄTERE SÜNDEN für 1977 bis 1981 folgen und die LETZTE CHANCE von 1982 bis 1985 auch nicht ergriffen wird. Mit dem 'ersten grünen Minister des Planeten' in Person des Joschka Fischer soll sich das ändern, was Schmidt als NEUES GLÜCK bezeichnet und katalogisiert. Aus dem Blumenkind Fischer auf Turnschuhen ist ein knallharter, die Interessen seiner Klientel und Wähler verratende Politiker geworden. Nein, das war er immer, dieser Fischer ist das Fazit. Etwas komplizierter ist das mit seiner Gang, weshalb wir nur empfehlen können, aus historischem Interesse das Buch zu lesen, weil es viele Vorgänge von damals zu erklären hilft.

 

Wer in Frankfurt aufgewachsen ist und seine politische Initiation hier erlebte, für den ist dieses Buch WIR SIND DIE WAHNSINNIGEN. JOSCHKA FISCHER UND SEINE FRANKFURTER GANG Pflicht!

 

 

Bücher von Christian Y. Schmidt im Verbrecher Verlag

Im Jahr des Hasendrachen, 2013

Im Jahr des Tigerochsen: zwei chinesische Jahre, 2011

Wir sind die Wahnsinnigen. Joschka Fischer und seine Frankfurter Gang, 10. April 2013

 

Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs, Rowohlt Verlag, 2010