Serie: INFERNO von DAN BROWN im Lübbe Verlag, Teil 3/4
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir sind den Fehler noch schuldig. Dante war von Beginn an eine übermächtige Figur für die Italiener – was auch daran liegt, daß die GÖTTLICHE KOMÖDIE nicht auf Latein, sondern der Umgangssprache geschrieben wurde und das Italienische konstituierte - und bewegte auch in der Renaissance die Menschen in besonderem Maße.
Sandro Botticelli hat im Bilderzyklus zu Dantes Göttlicher Komödie fast zweihundert Jahre später besonders viele Zeichnungen hergestellt, die alle drei Teile der Komödie abbilden, vor allem aber auch in Farbe das Inferno. Vor Inferno I im Dreißigsten Kapitel hat Botticelli den Höllentrichter gesetzt, in dem er den rotierenden Weg der Menschen in den Schlund darstellt, auf den auch Professor Langdon bei seinem Aufklärungsfluchttrip immer wieder stößt. Ein unglaubliches Kunststückchen, dieses Botticelliwerk, allerdings kein Gemälde, sondern eine Zeichnung, die zwar im Vatikan, aber nicht, wie Langdon ausführt, in der dortigen Bibliothek hängt, sondern lichtsicher verwahrt ist. Sie entstammt übrigens einem Codex, der auseinandergenommen wurde und von dem heute die meisten Blätter sich in Berlin befinden.
Es geht um die Mappa dell'Inferno, die durch kräftiges Schütteln in einem kleinen Zylinder zu erkennen ist, den man Langdon untergeschoben hat, und dessen Inhalt er als etwas sehr Gefahrvolles begreift, aber nicht weiß, weshalb allein sein Daumenabdruck das kleine Gerät öffnen kann und den Inhalt sichtbar werden läßt, was nun von WHO-Chefin Elisabeth Sinskey an die Wand projiziert wird. Sie hat sich schließlich als die Frau herausgestellt, die ihn in seinen Alpträumen verfolgt und zum Handeln auffordert und sie erzählt ihm auch von den fast zwei Tagen zwischen dem Samstag in Harvard und seinem Erwachen Montagnacht in Florenz.
„Das ist Botticellis Mappa dell'Inferno“, erklärte er. „Die Karte der Hölle. Das Gemälde beruht auf Dantes Inferno. Aber ich nehme an, auch das wissen Sie bereits.“ (394) - „Ich habe gehofft“, sagte Sinskey, „Sie könnten mir vielleicht die Symbolik in diesem Gemälde erklären.“ Und dann kommt durchaus selbstreferenziell auf den Vorschlag die Kunsthistoriker der Biblioteca Apostolica im Vatikan damit zu beschäftigen, der Hinweis der Lady: „Der Vatikan haßt mich“ und die Antwort von Langdon: „Sie auch? Ich dachte, ich wäre der Einzige.“, womit er auf ILLUMINATI Bezug nimmt, aber hätte wissen müssen, daß der Vatikan mit den von der WHO großflächig verbreiteten Verhütungsmitteln selbstverständlich einen Feind wittert. (401)
Langdon gelangt dann auf der Suche nach dem Bösen, vor dem er die Welt retten will, konsequenterweise nach Venedig, denn in der echten Dantemaske hatte Unhold Zobrist auf der Rückseite etwas aufgeschrieben und Bezug genommen auf einen Dantetext, den aber abgewandelt und zudem als Spirale - „Der Symbologe in Langdon erkannte die Form der Spirale sofort. Symmetrisch-archimedisch, im Uhrzeigersinn.“ - niedergeschrieben. Langdon entziffert „In den blutroten Wassern der Lagune, in der sich nie spiegeln die Sterne“, Doge im Zusammenhang mit „abgeschlagenen Pferdeköpfen“ und „gestohlenen Knochen von Blinden“und eben Lagune, was für Langdon nur Venedig bedeuten kann, weshalb sich ab Seite 401 die Flucht im Zug Frecciargento - im Deutschen erweckt der Silberpfeil andere Assoziationen - pfeilschnell also nach Venedig fortsetzt. Es ist immer noch Montag. Fortsetzung folgt
INFO:
Dan Brown, Inferno, Lübbe Verlag ISBN 978-3-7857-2480-4
Auch als Hörbuch und E-Book erhältlich