Serie: 65. Frankfurter Buchmesse 2013, vom 9. bis 13. Oktober, Teil 7
Rebecca von der Wien
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In den Tagen der heute startenden Buchmesse ist Frankfurt der Nabel der Welt. Der Buchwelt. Und nirgends ist die Welt bunter und interessanter als in den Büchern. Das eben macht das Buch aus, daß es erfinderischer, wohlriechender, spannender sein kann als das wirkliche Leben. Welche gute Freunde die Bücher dem Menschen sind, hat gerade eine Umfragevom März 2013 herausgestellt.
Eine Initiative der deutschen Buchbranche namens VORSICHT BUCH! hatte durch Research Now im März eine entsprechende Umfrage gestartet, die nicht nur Zahlen, sondern Lustiges über das Leseverhalten von Bundesbürgern herausbrachte. Diese Umfrage, die vor allem zum Ziel hatte, die Gründe für das Lesen zu benennen, hat alle repräsentativen Daten von 5 000 Personen erhoben, derer es zu einer gesicherten Aussage bedarf. Demnach unterscheiden sich schon die Bundesländer in ihrer Emotion zum Buch. Tatsächlich empfindet man in Sachsen-Anhalt das Buch als guten Freund! Die Saarländer dagegen finden das Buch hauptsächlich zum Entspannen gut – da kann man sich gut vorstellen, daß der heimische oder der französische Wein daneben steht.
Für Zwei Dritte (61,6 Prozent) gehört das Buch zum wichtigen Bestandteil ihres Lebens. Das gilt vermehrt für Ältere, aber auch bei den 14- bis 19jährigen ergeben sich 45,5 Prozent. Die berühmten Freunde sind die Bücher für 49,9 der Deutschen. Also, hätten da nicht einige auch zustimmen können, damit man hätte formulieren können, „Über die Hälfte der Deutschen“, so bleibt es bei „Fast die Hälfte der deutschen“. Scherz beiseite. Natürlich sind die Fragen und Auswertungen Annäherungen, aber sie sind allemal sehr interessant. Und die Gesamtübersicht schließen wir mit den 55,3 Prozent, die sich nicht oder nur sehr schlecht von ihren Büchern trennen können. Mehr nicht?
In den Einzelauswertungen war eine der Aussagen, die man zu bewerten hatte BÜCHERLESEN MACHT MIR SPASS? 82,9 stimmten dem in Schleswig-Holstein zu, 82,0 in Rheinland Pfalz und 81,6 in Sachsen Anhalt. BÜCHER SIND EIN WICHTIGER BESTANDTEIL IN MEINEM LEBEN, befanden in Bremen 69,2 Prozent, in Sachsen-Anhalt 68,1 und in Schleswig-Holstein 68,0. ICH KANN MICH NUR SCHWER VON BÜCHERN TRENNEN, sagten 64,1 Prozent in Bremen, 61,7 in Schleswig-Holstein und 60,3 in Sachsen-Anhalt. BÜCHER SIND FÜR MICH WIE GUTE FREUNDE, unterstützten in Sachsen-Anhalt 58,9 Prozent, im Saarland 56,7 und in Niedersachsen 52,8.
Fällt Ihnen auf, daß Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein dauernd vorkommen und Bremen auch vorne liegt. Aber von Hessen, von Bayern, vom großen Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen keine Spur? Diese Zahlen, die Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels vorlegte, stehen im Detail im Widerspruch zur Erhebung des Börsenvereins zur Jahresstatistik 2012, über die WELTEXPRESSO gerade in vier Artikeln die teilweise sensationellen Zahlen vorlegte. Dort sind zum Beispiel mit Zeitz und Eisleben, beide in Sachsen-Anhalt, die beiden Gemeinden mit der niedrigsten Kaufkraft in der Bundesrepublik ausgwiesen. Nur 77 Euro wird dort pro Person für Bücher ausgegeben, gleichzeitig, wie wir oben sehen, sind aber gerade in Sachsen-Anhalt als einzigem Bundesland bei allen vier Fragen der positive Länderwert unter den ersten drei! Das muß auch gar kein Widerspruch sein, sondern Ausdruck der Wertschätzung grundsätzlich, eingedenk dessen, daß man sich viele Bücher nicht leisten kann.
Da fehlen zu einer wirklichen Aussagekraft jetzt die Daten von Städtischen Büchereien, wo man sich sehr billig Bücher ausleihen kann. Denn zwar will jeder gerne die Bücher, die er lesen will, auch haben, aber noch wichtiger ist, wenn das zu teuer ist, daß das Bibliothekswesen in der Bundesrepublik es jedem Bürger möglich macht, zu günstigen Konditionen zu lesen. Niemand darf aus Kostengründen von einem Buch ferngehalten werden, gehört demnach zu den Grundrechten von Menschen.
Diese Kampagne, die mit VORSICHT BUCH! wirklich einen schön subversiven Titel hat, wird über die Buchhandlungen und Verlage verbreitet. Namhafte Prominente unterstützen die Aktion, wobei auch ausländische Autoren wie Jussi Adler-Olsen, der bei den Krimis abräumt, oder Leon de Winter, der seit Jahren gefühlvolle Romane mit politischer Grundierung erfolgreich schreibt, dabei mitmachen. Schauen Sie, ob sie die Fotoaktion der Autoren sehen.
Aufmerksamkeit sollen auch die in der Stadt zu sehenden Plakative ICH HABE ROTGESEHEN erwecken. Da gibt es Goethe, der bekannt, es „faustdick“ hinter den Ohren zu haben, Karl Marx, daß er „rotgesehen“ hat oder Hermann Hesse, der sich „einen Wolf“ geschrieben hat. Schauen Sie einfach – und vor allem: Lesen Sie!
www.vorsichtbuch.de