roger polSerie: Auf die Schnelle: Gute Unterhaltungsliteratur, gebraucht, Teil 43

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Nein, man kann nicht nur Krimis lesen und will auch nicht nur über Kriminalromane schreiben, obwohl es Spaß macht. Das Lesen und das Darüberschreiben. Aber solche Bücher, wie die folgenden drei haben eben auch was an sich, was gefällt.

WAS SACHEN MIT UNS MACHEN. Philosophische Erfahrungen mit Alltagsdingen von Roger-Pol Droti

Ein lustiges Buch, in das man einfach hineinschauen kann und dann darin stöbern. Nach einer kleinen Reflexion: Wie stehen die Dinge? wird das Leben mit philosophischen Erfahrungen mit den Alltagsdingen vierfach differenziert, will sagen: vier Kapiteln unterteilt: STAUNEN, SUCHEN UND TASTEN, AUFREGUNG und BERUHIGUNG. Aha. Die Kapitel dann wiederum haben Unterteilungen, die nur aus Begriffen besteht. Dabei kann man beim Überblicken nicht entscheiden, ob die Begriffe von spezieller Natur sind. Suchen wir für I doch mal den Salzstreuer auf Seite 51 heraus. Aha, auf drei Seiten wird eine Geschichte erzählt, die In einer Kantine um die Mittagszeit handelt. Da geht es erst einmal um das eher Unbewußte, daß wir nämlich, finden wir eine Mahlzeit etwas geschmacklos, also fad, ohne weiter nachzudenken, sozusagen aus Routine, nach dem Salzstreuer greifen, das normalerweise bei allen auf dem Tisch steht. In Restaurants oder Kantinen erst recht. Na gut, fehlt er einmal, stehen wir auf, holen ihn vom nächsten Tisch. Jetzt aber sollen und können Sie die philosophische Dimension selbst erfassen, die natürlich mit dem Salz zu tun hat. Die Kelten stehen sofort vor Augen. Und wie das Salz das Gold der Zeit war, die Salzleitungen, die Salinen auch. Das machten sich die Oberen gleich zu eigen und erhoben die Salzsteuer. Für die Haltbarkeit von Fleisch u.a. bis in den Winter war das Pökeln, das Salzen unabdingbar.

Doch das hat Spaß gemacht! Das können Sie nun an 51 Wörtern mal probieren. Dann gibt es aber nach den Kapiteln auch Fragen: Und darin finden Sie das Eigentliche, das Philosophische für Sie selber!


LEXIKON DER ANGST von Annette Pehnt

angstDas Buch mußte sein, denn ich kannte schon einiges von Annette Pehnt, was immer originell war. Übrigens, was oft untergeht, ein Büchlein, das mit Leineneinband einfach allerliebst in der Hand liegt. Man mag es!

Hier geht‘s nicht um Salzstreuer! Sondern um Angst! Aua, das kennt jeder. Aber ein Lexikon der Angst. Bekomme ich dann mehr oder weniger Angst. Werden sich Phobien vermehren oder auflösen und wie ist das mit der Furcht vor etwas, wie unterscheidet sich das von Angst.

So weit komme ich erst mal nicht. Denn, wenn ich lese: „Meine Arbeiten sind eine Serie von Exorzismen“, was Louise Bourgeois gesagt hat und wohl Motto des Buches ist, dann geht mir das Herz auf. Ja, die eigene Arbeit ist auch für die, die schreiben, eine Flut, die man versucht zu zügeln. Und was hat das mit dem Thema Angst zu tun?

So darf man noch nicht fragen. Es handelt sich um ein Lexikon. Also geht es von A bis Z. Stimmt. Und auch hier sind Begriffe in Geschichten verpackt. Und diese Geschichten haben es in sich. Das sind kleine Juwelen, wobei einem dann der Zusammenhang mit der Angst ganz egal wird. Ach, ich bewundere die Autorin, die mit der Angst die Menschen für ihr Buch interessiert, wie mich, dann aber die tollsten Geschichte erzählt. Eine wunderbare Erzählerin, mit und ohne Angst.


WO IST DIE FERNBEDIENUNG? Fast alles über Männer, Frauen und Kinder von Ursula Ott

fernbeIch vermute mal, daß unsere Leser und Leserinnen mit diesem Buch am meisten anfangen können. Ich nicht. Wie die anderen zwei Exemplare ist alles in Geschichten verpackt. Das beginnt mit: SO IST DER MANN. Und in der erste Geschichte hat der Mann gleich eine Bohrmaschine, in dem Kapitel SO IST DIE FRAU hat diese gleich als erstes Migräne. Gähn, gähn.

Aber dann gibt‘s ja auch noch SO IST DAS KIND. Was liegt dort als Erstes an? Nur Frauen sind Menschen – Das Kind liest korrekte Bilderbücher. Schauen wir dort auf Seite einmal nach. Ja, lustig, wenn sich die Autorin lustig macht, wie korrekt die Bilderbuchwelt ist, in der die Mädchen Pfadfinderzelte bauen und die Jungen zuschauen. Dem stellt sie die Reihe vom RITTER ROST gegenüber, in denen Urstände die herrschenden Verhältnisse Urstände feiern, also nur Jungens Ritter werden können, Mädchen nicht. Die bleiben Burgfräuleins. Ist doch auch schön. Im Ernst, ist unsere Welt keine eindeutige, sondern im Wackeln.

Längst bin ich bei den Computers. Na gut, das waren die Forschungen, stimmen sie noch? Daß nämlich Männer bei auftretenden Fehlern mit dem Rechner diesen verantwortlich machen, während Frauen bei sich die Schuld suchen. Nimmt man das mal genau und definiert den Rechner als Maschine, die keine Seele hat, dann ist das Vorgehen der Frauen ja rational sinnvoller. Es zieht nur so runter, immer Schuld zu haben.

Mir ist das zu vorhersehbar, was ich da lese.

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Info:
Roger-Pol Droti, Was Sachen mit uns machen. Philosophische Erfahrungen mit Alltagsdingen, Hoffmann und Campe 2005
ISBN 3 455 09481 3

Annette Pehnt, Lexikon der Angst, Piper Verlag 2013
ISBN 978 3 492 05613 7

Ursula Ott, Wo ist die Fernbedienung? Fast alles über Männer, Frauen und Kinder, Hoffmann und Campe 2003
ISBN 3 455 09392 2