Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Da fühlen wir uns zweigeteilt! Zum einen wollen wir natürlich über die neue Liste berichten und den Leserinnen und Lesern die Veränderung auf der Liste mitteilen. Tun wir auch, aber natürlich haben wir dazu auch eine Meinung und äußern die auch. So sind wir nachgerade empört, daß der einzige Kriminalroman, der mal neben der Französin Manotti etwas anderes als den englischsprachigen Krimi brachte, nämlich der tschechische Thriller DIE RESIDENTUR von Iva Procházková, nach einmaligem Benennen im Januar schon wieder von der Liste verschwunden ist. Regelrecht sauer sind all die, die diesen hervorragenden Roman kennen, den auszeichnet, daß er mit unserem Leben sehr viel zu tun hat.
Was ist bloß mit der Jury los? Seit letztem Jahr kein deutscher Kriminalroman mehr dabei. Und nachdem im Januar die Liste schon sehr heikel von 10 Plätzen acht englischsprachige Übersetzungen brachten, sind es nun im Februar sogar neun! Wenn nicht die sagenhafte Dominique Manotti mit MARSEILLE 73 wäre, unser Link
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20962-dominique-manotti-mit-marseille-73-von-ariadne-bleibt-auf-platz-2, dann wären alle zehn Plätze mit Englischsprachigen besetzt. Wir wollen einmal ganz deutlich sagen, wie eindimensional eine solche Welt ist, die nur auf derartige Krimis setzt. Gerade WELTEXPRESSO hält den Kriminalroman als literarische Gattung hoch, nicht als Schmuddelecke, noch als Einfache Sprache, noch als Schund, sondern im Gegenteil! Wir sind die, die den Krimi aus einem ganz bestimmten Grund favorisieren und seit es die Krimibestenliste gibt, zu ihrer Verbreitung beitragen und durch eigene Rezensionen der Ausgewählten kommentiert haben, was wir in einer Redaktionskonferenz auch bekräftigt hatten, weswegen wir von wir sprechen! Also, wir meinen, daß heute der Kriminalroman stärker Ausdrucke einer Gesellschaft ist, eine Gesellschaft also stärker abbildet, als dies die normale belletristische Literatur heute vermag. Da WELTEXPRESSO den DEUTSCHEN BUCHPREIS seit seinem Beginn 2005 intensiv begleitet, in dem wohl noch kein Krimi eingereicht, auf jeden Fall noch kein Kriminalroman in der Zwanzigerliste oder den letzten Sechs berücksichtigt wurde, können wir mit voller Gewißheit betonen, daß heutzutage der deutsche Roman auf Entwicklung, Zweierbeziehung, Familie, Wiedergutmachung für kaputte Kindheit, bzw. sich selbst aus dieser zu befreien, beschränkt ist. Alles wichtige Themen. Aber es fehlen fast immer die Bezüge zur jeweiligen Gesellschaft, wie sie beispielsweise Zola oder Dostojewski aufzuzeigen vermochten.
Denn den Roman des 19. Jahrhunderts beispielsweise zeichnete ja aus, daß er die Gesellschaft, hier der Gründerzeit, abbildete und noch solche Romane wie DIE BUDDENBROCKS waren ja kein simpler Familienroman, sondern das Abbild der Zeit, wie auch beispielsweise Günter Grass mit DIE BLECHTROMMEL. Spätestens seit den sozialkritischen Kriminalromanen der Schweden Sjöwall und Wahlöö in den Sechziger Jahren, bilden sich in den meisten Kriminalromanen die gesellschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Ländern, in deren Sprache geschrieben wird, auch vor unseren Augen ab. Wenn aber nur noch englischsprachige Krimis von der Jury in ihrer Auswahl der Besten - wie subjektiv und verwaschen auch immer das BESTE ist - eine Rolle spielen, entgehen den Mitgliedern der Jury und all denen, die sich an ihr orientieren, all die anderen Ländern, von denen wir natürlich am stärksten Osteuropa meinen, einfach, weil diese Länder uns nahestehen, aber keine Literatur uns erreicht, aber auch andere europäische Länder wie Spanien, Italien, der Balkan...
Und gibt es das Sujet KRIMINALROMAN in China nicht? Ab und zu bekommen wir einen Japaner und auch Südkorea und sind schon froh, daß wir dadurch Einblicke in diese Länder haben. Ganz selten - das sind dann Festspiele - ist Haiti dabei. Und auch Lateinamerika macht uns froh, wenn Argentinien, Brasilien und neulich sogar eine Kosmetikerin aus Bogota, also auch Kolumbien dabei ist. Von Afrika ganz zu schweigen, Afrika auf Afrikanisch meinen wir und nicht auf Englisch! Und Südostasien, wir haben solche Sehnsucht, über Kriminalromane aus aller Welt auch die Welt kennenzulernen, die nicht auf Englisch kommuniziert. Denn Sprache formt das Bewußtsein; nach der
Sapir-Whorf-Hypothese seit den 50er Jahren ist es gesicherte Annahme aus der Linguistik, der zufolge die Sprache das Denken formt.
Genug. Es wir d ja wohl deutlich, was wir meinen und was wir von einer Jury einer Krimibestenliste erwarten, die ja nicht irgendeine Jury irgendeiner Liste ist, sondern die Krimibestenliste sein will und sein soll. Ach so, die Verlage bringen wenig anderes? Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wenn immer Englischsprachiges gelobt wird, wird auch Entsprechendes übersetzt und verlegt. Darum ist es ja so fatal, daß der einzige Kriminalroman, der seit Jahren aus dem ehemaligen Ostblock auf der Liste erschien, gleich wieder weg ist. Dabei sind gerade in der DIE RESIDENTUR Erfahrungen verarbeitet und ein nachsowjetisches Leben geschildert, daß für viele Bürger dieses Landes sehr gut nachvollziehbar ist - und für die, die das nicht kennen, ist es erst recht wichtig. Spannend ist das Buch auch, an dem, da sind wir überzeugt, John le Carré seine große Freude gehabt hätte, weil es Carréschen Geist atmet. Schade also. Vielleicht wieder im März.
FORTSETZUNG FOLGT
KRIMIBESTENLISTE IM FEBRUAR
1 (4) Tim MacGabhann: „Der erste Tote“
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp, Berlin 2020
274 Seiten, 15,95 Euro
Poza Rica, Mexiko. Blutiges Erdöl. Der irische Journalist Andrew und der Fotograf Carlos stolpern über einen massakrierten Öko-Aktivisten. Als auch Carlos ermordet wird – von einem Polizisten –, überwindet Andrew seine Angst und recherchiert: Staat und US-Konzerne vereint gegen Natur und Indigene.
2 (10) David Whish-Wilson: „Das große Aufräumen“
Aus dem Englischen von Sven Koch
Suhrkamp, Berlin 2020
327 Seiten, zehn Euro
David Whish-Wilson: „Das große Aufräumen“ (Suhrkamp / Deutschlandradio)
Perth 1983. Ex-Superintendent Swann, jetzt Privatdetektiv, soll dem neuen Premier die unsauberen Wege ebnen. Mit und gegen Bikerklubs, korrupte Polizeibanden, lokale Gangster, Baulöwen und Spindoctors. Swann verfolgt seine eigene Agenda: treu, mit leichten Skrupeln, kompromisslos clever und rau.
3 (6) Samantha Harvey: „Westwind“
Aus dem Englischen von Steffen Jacobs
Atrium, Hamburg 2020
382 Seiten, 22 Euro
„Oakham“, Somerset 1491. Der reichste Mann des ärmsten Dorfes ist tot, der Dekan steckt seine Nase in alle Ritzen, Pfarrer John Reve möchte nicht „Richter und Sheriff“ zugleich sein. Als ließe sich die Zeit zurückdrehen, erzählt Reves Ich vier Tage rückwärts: Scham, (geistige) Armut, Lügen.
4 (2) Dominique Manotti: „Marseille.73“
Aus dem Französischen von Iris Konopik
Ariadne im Argumentverlag, Hamburg 2020
400 Seiten, 23 Euro
Als ein verrückter Araber einen Busfahrer ersticht, legen die Fremdenhasser los. Malek, 16, Berufsschüler, wird niedergeschossen. Commissaire Daquin und sein Team agieren taktisch klug und fast allein gegen Ausländerhass, Mordwut, Verlustangst, Rassisten im Apparat. All das gab es schon in Marseille 1973.
5 (- ) Stephen Hunter: „Im Visier des Snipers“
Aus dem Englischen von Patrick Baumann
Festa-Verlag, Leipzig 2020
592 Seiten, 14,99 Euro
Vier Heroen der Antikriegsbewegung niedergeschossen, Präzisionsarbeit. Ex-Marine Bob Lee Swagger wird vom FBI angeheuert: Nur Scharfschützen können Scharfschützen jagen. Ein legendärer Vietnam-Veteran wird verdächtigt, aber Swagger stellt die wahren Übeltäter und rettet die Ehre seiner Profession.
(-) Graham Moore: „Verweigerung“
Übersetzt von André Mumot
Eichborn, Köln 2020
400 Seiten, 22 Euro
Los Angeles. Vor zehn Jahren hat Maya als Jurymitglied verhindert, dass ein Schwarzer wegen Mordes an der 15-jährigen Tochter eines Immobilien-Tycoons verurteilt wurde. Heute ist Maya Anwältin, die alte Jury kommt wieder zusammen. Tot in ihrem Hotel: der Widersacher von damals. Im Zweifel für die Täuschung.
7 (1) Candice Fox: „Dark“
Aus dem Englischen von Andrea O‘Brien
Suhrkamp, Berlin 2020
394 Seiten, 15,95 Euro
Los Angeles. Irgendwo ist die Beute von einem Bankraub versteckt. Aber das spielt erst mal keine Rolle, denn die Tochter der Diebin Sneak ist verschwunden. Vier Frauen – eine Ärztin und verurteilte Mörderin, eine Polizistin, eine Gangsterin und die Mutter – suchen sie. Im Dunkel des Sunshine State. Rabiat.
8 (5) Robert Galbraith: „Böses Blut“
Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
Blanvalet, München 2020
1194 Seiten, 26 Euro
London, Cornwall. Strike und Robin haben einen Cold Case: Vor 40 Jahren verschwand eine Ärztin. Ein Serienmörder ist verdächtig, jetzt will die Tochter Wahrheit. Ergebnis wie Lösungsweg können Vorurteile Hegenden nicht gefallen. Galbraith seziert Beziehungszwänge. Gekonnt weitschweifige Bösartigkeit.
9 (-) Doug Johnstone: „Der Bruch“
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Polar, Stuttgart 2021
308 Seiten, 20 Euro
Edinburgh. Tyler, 17, zwischen allen Stühlen. Er sorgt für Schwester Bean, sieben, und Junkie-Mum Angela, hilft Bruder Barry einbrechen. Als Psycho Barry die Frau eines Gangsterbosses absticht, sind auch noch die Bullen hinter ihm her. Brutales Sozialdrama, voller Bitterkeit mit einem Tröpfchen Sentimentalität.
10 (8) Nicci French: „Eine bittere Wahrheit“
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller
C. Bertelsmann, München 2
„Okeham“, England. Tabitha ist in das Dorf ihrer Jugend zurückgekehrt, hat den Lehrer von damals tot im Schuppen gefunden und sitzt jetzt unter Mordanklage in Untersuchungshaft: Depressiv, von Medikamenten benebelt, sich selbst verteidigend ohne Beistand. Psychologisch fein, leise Spannung.020
506 Seiten, 16 Euro
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste erscheint nicht mehr am ersten Sonntag des Monats in der Printausgabe: www.faz.net !!! Diezukünftigen Krimibestenlisten 2021 sind allerdings noch nicht einmal online verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste im Feuilletonteil. Noch einmal im Klartext: Leider gibt es die Liste ab 2021 noch nicht einmal im FAZ-Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren? Da muß man froh sein, daß der Deutschlandfunk Kultur die Kriminalromane als anspruchsvolles Genre noch nicht aufgegeben hat, sondern weiterhin jeden ersten Freitag im Monat die neue Liste bringt, die wir sobald wir können, nachveröffentlichen.
An jedem ersten Freitag des Monats geben also 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste war zuvor eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur, der Sender, der nun die Krimibestenliste alleine veröffentlicht und trägt. Das wäre schon für die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Argument, den Rundfunkgebühren zuzustimmen.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind die obigen 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Foto:
Cover
Info:
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Dezember 2020
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20678-goetter-und-tiere-von-denise-mina-von-ariadne-weiterhin-auf-platz-
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20679-platz-6-eric-plamondon-mit-taqawan-aus-dem-lenos-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20680-platz-1-denise-mina-goetter-und-tiere-ariadne-im-argument-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20735-die-guten-krimis-von-gestern-annas-rendon-steph-cha-u-a
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20733-real-tigers-von-mick-herron-von-diogenes-auf-platz-4
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20894-platz-9-und-10-ungewoehnliche-amerikanische-verbrecher-damals-1919-und-heute
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Januar 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20958-dark-von-candice-fox-von-suhrkamp-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20962-dominique-manotti-mit-marseille-73-von-ariadne-bleibt-auf-platz-2
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20972-unter-den-ausgeschiedenen-kalmann-von-joachim-b-schmidt
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21031-unter-den-ausgeschiedenen-heisses-blut-von-un-su-kim
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21023-unter-den-ausgeschiedenen-dammbruch-von-robert-brack
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21050-neu-auf-platz-8-nicci-french-mit-eine-bittere-wahrheit
Los Angeles. Irgendwo ist die Beute von einem Bankraub versteckt. Aber das spielt erst mal keine Rolle, denn die Tochter der Diebin Sneak ist verschwunden. Vier Frauen – eine Ärztin und verurteilte Mörderin, eine Polizistin, eine Gangsterin und die Mutter – suchen sie. Im Dunkel des Sunshine State. Rabiat.
8 (5) Robert Galbraith: „Böses Blut“
Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
Blanvalet, München 2020
1194 Seiten, 26 Euro
London, Cornwall. Strike und Robin haben einen Cold Case: Vor 40 Jahren verschwand eine Ärztin. Ein Serienmörder ist verdächtig, jetzt will die Tochter Wahrheit. Ergebnis wie Lösungsweg können Vorurteile Hegenden nicht gefallen. Galbraith seziert Beziehungszwänge. Gekonnt weitschweifige Bösartigkeit.
9 (-) Doug Johnstone: „Der Bruch“
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Polar, Stuttgart 2021
308 Seiten, 20 Euro
Edinburgh. Tyler, 17, zwischen allen Stühlen. Er sorgt für Schwester Bean, sieben, und Junkie-Mum Angela, hilft Bruder Barry einbrechen. Als Psycho Barry die Frau eines Gangsterbosses absticht, sind auch noch die Bullen hinter ihm her. Brutales Sozialdrama, voller Bitterkeit mit einem Tröpfchen Sentimentalität.
10 (8) Nicci French: „Eine bittere Wahrheit“
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller
C. Bertelsmann, München 2
„Okeham“, England. Tabitha ist in das Dorf ihrer Jugend zurückgekehrt, hat den Lehrer von damals tot im Schuppen gefunden und sitzt jetzt unter Mordanklage in Untersuchungshaft: Depressiv, von Medikamenten benebelt, sich selbst verteidigend ohne Beistand. Psychologisch fein, leise Spannung.020
506 Seiten, 16 Euro
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste erscheint nicht mehr am ersten Sonntag des Monats in der Printausgabe: www.faz.net !!! Diezukünftigen Krimibestenlisten 2021 sind allerdings noch nicht einmal online verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste im Feuilletonteil. Noch einmal im Klartext: Leider gibt es die Liste ab 2021 noch nicht einmal im FAZ-Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren? Da muß man froh sein, daß der Deutschlandfunk Kultur die Kriminalromane als anspruchsvolles Genre noch nicht aufgegeben hat, sondern weiterhin jeden ersten Freitag im Monat die neue Liste bringt, die wir sobald wir können, nachveröffentlichen.
An jedem ersten Freitag des Monats geben also 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste war zuvor eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur, der Sender, der nun die Krimibestenliste alleine veröffentlicht und trägt. Das wäre schon für die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Argument, den Rundfunkgebühren zuzustimmen.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind die obigen 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
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Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Dezember 2020
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Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Januar 2021
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