Auf die Schnelle: Gute Unterhaltungsliteratur, gebraucht, Teil 69
Gerhard Wiedemann
Neustadt/Weinstraße (Weltexpresso) - Das sind zwei sehr unterschiedliche größerformatige Bände, der eine für Unterwegs, der andere ein richtiger Kunstband, die aber mit dem Dom von Speyer eine Gemeinsamkeit haben. Wir sind schon sehr gespannt, wie im BILDatlas dieser kunstgeschichtlich und geschichtliche wichtige Dom wegkommt.
HB BILDatlas PFALZ
Seltsam, ich finde kein Veröffentlichungsdatum. Aber macht nichts. Alt ist er nicht. Immer wieder mal habe ich in solchen Bilderatlassen - wollte eigentlich Atlanten schreiben, aber es heißt Atlasse, aber seltsamerweise im Dativ Plural: den Atlanten – Interessantes über die jeweilige Gegend gefunden und das Titelbild, es zeigt Edenkoben, ist schon einmal hinreißend. Denn man sieht ein anheimelndes Dorf, würde man denken, dabei ist Edenkoben die viertgrößte Gemeinde im Landkreis Südliche Weinstraße. Im Hintergrund sieht man die Berge, vielleicht die Hardt?, aber davor und das ist einfach das Typische, ein großes Weinfeld, kein Weinberg. Schön.
Auf der ersten Doppelseite sind ein paar Fotos, ja, auch der Dom von Speyer, und eine Inhaltsangabe stellt mit Seitenzahlen und Unterzeilen die einzelnen Regionen vor. Auf der nächsten Doppelseite dann die Landkarte Gute Idee, daß dann erst einmal viele Seiten von Foto-Impressionen folgen, die, die die einzelnen Gebiete im Bild vorstellen.
Wenn es heißt, die Pfalz ist das zweitgrößte Weingebiet Deutschlands, welche ist eigentlich das größte? Rheinhessen! Also auch Rheinland-Pfalz. Und dann geht es tatsächlich mit der alten Reichsstadt Speyer los.Sehr selbstbewußt wird hier von der Bedeutung des Bauwerks gesprochen – und sie haben ja Recht. Der Dom ist als Höhepunkt der Romanik mit seinen fast 950 Jahren sowieso wichtig, aber er ist eben auch einfach schön, erhaben.
Aber schon ist es vorbei und wir sind in Ludwigshafen, so ungefähr dem größten Gegensatz als Zentrum der Industrie, der BASF, aber auch den vielen Museen. Dann haben wir mit Vergnügen den Pfälzerwald studiert, der einfach schön ist und zum Wandern so geeignet. Nach diesen Sonnentagen ist das Laufen in der Natur sicher auch im Februar gut möglich. Die naßen Wege sollen trocknen. Die Weinstraße ist sicher eine der größten Attraktivitäten der Region. Es gibt noch sehr viel mehr, wobei zum Trinken dann die Pfalz für Genießer kommt, denn das Essen ist weltbekannt. Es muß ja nicht Pfälzer Saumagen sein.
DER DOM ZU SPEYER von Philipp Weindel
Heute ist Speyer eine mittelgroße Stadt, die, das läßt sich nicht leugnen, von ihrer Größe und historischen Bedeutung lebt, aber nicht auf altertümliche Art, sondern eher stolz eben auch auf die Veränderungen, die mit der Stadt selber passieren. Für Fremde ist es natürlich der Dom, weshalb sie kommen und da glauben wir oft, daß die Speyerer überhaupt nicht wissen, daß einst ihre Stadt, ihr Dom der Mittelpunkt der Welt war. Leider aber, aber immerhin, immer dann, wenn die Kaiser gestorben waren und durch Ehrengräber Ruhm erhalten sollten, was sie bekamen.
Naja, die Kaiser, das klingt so dramatisch, wobei wir ordentlich eigentlich von Königen sprechen müssen, von deutschen Königen und auch nicht von allen, sondern von denen, die diese Jahrhunderte Herrscher waren.
Wenn Sie das Buch aufschlagen und den Dom von hinten, vom Rhein, bzw. dem anderen Ufer aus abgebildet sehen, stockt Ihnen wirklich der Atem, so majestätisch stehen die Türme mit den grünen Spitzen und den grünen Hauben da. Wunderbar. Und dann die nächste Seite, der Dom von vorne in vollem Sonnenlicht, festgemauert in der Erde....
Der Dom ist ein Schmuckstück der Romanik, einer ganz bestimmten, denn vorausgegangen sind die karoliongischen und ottonischen Stile, die nun der konradinische Dom und noch stärker der Bau Heinrich IV. krönen. Dieser Dom hat auf himmlische Weise das bautechnisch größte Problem der Zeit: das Überwölben großer Räume gelöst. Doch bautechnisch müßte man ganz früh anfangen, was im Buch steht, was wir jetzt nicht ausführen, sondern die geschichtliche Dimension hinzufügen wollen.
Das Mittelalter war eine Zeit, die von Gott und der Kirche so beherrscht wie behütet war. Die örtliche Kirche und erst recht der Dom war Ausweis des Verhältnisses zu Gott, für dessen Haus man das Prächtigste, Schönste, Imperialste errichtete . Das hatten die Ottonen, die von 919 bis 1024 im ostfränkisch-deutsche Reich die deutschen Könige und Kaiser stellten, im herrlichen Dom von Magdeburg ab 936 vorgemacht. Speyer ist also auch eine Antwort, wobei das ostfränkische Geschlecht der Salier, die auf die Ottonen folgten, von 1024 bis 1125, viel bessere Voraussetzungen hatten. Denn von Beginn an wurde der Dom zu Speyer auch zur Grablege aller salischen Herrscher. Das begann mit dem Erbauer des Doms Konrad II., der für die Grablege als Stichwort Schlichtheit vorgab, da vor Gott alle Menschen gleich seien.
Das haben die Nachfolger nicht alle eingehalten, das Gebot der Schlichtheit, und so ist eben auch interessant, worin die Unterschiede bestehen. Auf jeden Fall ist ebenso wichtig, welche Funktion der Dom zu Speyer in deutschen Landen erhielt. Denn er blieb auch für die Nachfolger ein Zentrum. Das waren die nahe verwandten Hohenstaufen. Friedrich Barbarossa jedoch starb auf dem Kreuzzug in der Türkei, aber Frau und Tochter sind dort beerdigt wie fast hundert Jahre später der erste Habsburger auf dem Thron, Rudolf von Habsburg, der hier beerdigt werden wollte, solchen Ruhm verhieß eine Grabstelle im Speyerer Dom.
Die Baugeschichte wird im Buch detailliert dargestellt, an dem dennoch die Bilder das Allerschönste sind, weshalb man bei ihrem Anblick sich vornimmt, bei nächster Gelegenheit wieder hinzufahren. Dazu nützt einem dann ja der Pfalzatlas, der den besten Weg zeigt und dann für die An- und Abreise noch Schmankerl bietet.
Fotos:
Cover
Info:
HB BILDatlas PFALZ Nr. 332
ISBN 4 193046 408506
Philipp Weindel, Der Dom zu Speyer, Geschichte. Beschreibung, Speyer 1980
ISBN 3 87382 024 2