Sabine Zoller
Karlsruhe (Weltexpresso) - Der Roman – Zeit verteilt auf alle Wunden – ist eben erschienen. Die ehemalige Kinderkrankenschwester Birgit Jennerjahn-Hakenes hat 2007 ihren Job kurzerhand an den Nagel gehängt und sich seither ganz auf ihr schöpferisches Schaffen konzentriert. Nach zahlreichen Kurzgeschichten in Anthologien und Erfolgen bei Schreibwettbewerben ist nun ihr erster Roman erschienen. Im Mittelpunkt stehen Wortschätze und Martin. Ein Mittfünfziger, der durch einen Schicksalsschlag seinen Job hinschmeißt und aufzeigt, dass es sich auch in der Mitte des Lebens lohnt, mit einer außergewöhnlichen Idee ganz von vorne zu beginnen.
Die eloquente Autorin, die mit ihrer Familie in Karlsruhe lebt, hat in ihrem herausfordernden Aufgabenfeld als Intensivfachschwester für Pädiatrie die Sprache studiert. „Sprache, die vor Leben strotzt: wortlos, der erste Schrei; Sprache, die am Ende gesprochen wird.“ Als Ausgleich dazu hat sie viele Brieffreundschaften gepflegt. „Ich habe sehr gerne geschrieben und oft beschwerten sich die Adressaten darüber, dass ich immer viel zu schnell geantwortet habe“, lachend beschreibt Jennerjahn-Hakenes die Anfänge ihrer Schreiblust und den stetig wachsenden Wunsch zur Schriftstellerkarriere.
„Neben dem Brotberuf habe ich ein Fernstudium begonnen und meine Arbeit zunächst auf eine 4-Tage-Woche reduziert, um damit mehr Zeit zum Schreiben zu bekommen.“ Als Single reduzierte diese Maßnahme zwar das Einkommen, aber dafür war die Freude über die Anerkennung zur ersten Veröffentlichung um so größer. „Das war in der Fachzeitschrift >Die Kinderkrankenschwester<, in der ich die Geburt aus der Sicht eines Frühchens erzählt habe“. Birgit Jennerjahn-Hakenes sitzt gemütlich in ihrem Schreibstudio unter dem Dach des Hauses und lässt den Blick nach draußen schweifen, bevor sie darüber berichtet, dass sie erst durch einen Tiefpunkt im Leben und nahe dem Burn-out ihren Mann kennenlernte und sich schließlich mit der Geburt des Sohnes dazu entschloss, sich gänzlich ihrer Schreibleidenschaft zu widmen. Was folgt sind weitere Fernstudiengänge in Text und Prosaschreiben und erste Kurzgeschichten.
„Keith Richards, der Gitarrist der Rolling Stones sagte einmal, er würde die Songs nur aus der Luft greifen und spielen, sie wären einfach da. Und so kann ich auch die Themen beschreiben, die zu mir kommen.“ Die besten Ideen kommen ihr dazu beim Spazierengehen. Unter dem Tenor: „wenn ich mich nicht bewege, bewegt sich nichts“, haben die Themen der gebürtigen Heidelbergerin auf den zweiten Blick sicher auch mit ihren Grenzerfahrungen auf der Kinderintensivstation zu tun. Gemäß dem Sprichwort "Die Zeit heilt alle Wunden" muss dann doch etwas Autobiographisches in ihren aktuellen Liebesroman eingeflossen sein. Nach 20 Jahren „harter Schreibarbeit“ erscheint als Debüt „Zeit verteilt auf alle Wunden“. Ein Titel, den eine Nebenfigur im Roman liefert, die gerne Sprichwörter verdreht.
„Mein Liebesroman mit skurriler Note entstand aus einer Kurzgeschichte, in der der Protagonist einen Second-Word-Shop eröffnet“, so die Autorin, die nach eigener Aussage über neun Jahre damit verbracht hat, um den Roman zunächst im Kopf und dann auf Papier entstehen zu lassen. „Ich absolvierte zusätzlich ein Romancoaching inklusive Einzelcoaching und probierte viel aus, bis es zu diesem Ergebnis kam.“ Die Geschichte von Martin, der sich vom Eigenbrötler zu einem zugänglichen Menschen entwickelt und sich mit Mitte 50 neu verliebt, wird begleitet von besonders ausgefallenen Wortschöpfungen von A wie „augenbetäubend“ über B wie „Badewannenwasserwellen“ und H wie „himbeerblaubeerig“ bis Z wie „Zeittropfen“. Wunderworte, die der Protagonist der Handlung mit wunderbaren Erinnerungen an seine Kindheit verknüpft.
Auf Grund eines einschneidenden Erlebnisses beschließt Martin von heute auf morgen seinen ungeliebten Job als Lehrer hinzuschmeißen, um seine Wertschätzung diesen besonderen Worten gegenüber zur Geltung zu bringen. Die außergewöhnlichen Idee, ein Geschäft für Worte zu eröffnen, beflügelt ihn zu dem Entschluss, in der Mitte des Lebens wieder ganz von vorne zu beginnen. Er baut er sich ein privates Wörtermuseum für seine jahrelang gesammelten einzigartigen Worte, unterrichtet Flüchtlinge in Deutscher Sprache und lässt seinen Gefühlen unter der „Summdusche“ freien Raum, um sich in seine quirlige Physiotherapeutin Anouk zu verlieben.
Foto:
Sabine Zoller
Info:
Birgit Jennerjahn-Hakenes • Zeit verteilt auf alle Wunden • Rhein-Mosel-Verlag, Zell/Mosel
360 Seiten • Broschur • ISBN 978-3-89801-444-1 • 13,50 EUR
Foto:
Sabine Zoller
Info:
Birgit Jennerjahn-Hakenes • Zeit verteilt auf alle Wunden • Rhein-Mosel-Verlag, Zell/Mosel
360 Seiten • Broschur • ISBN 978-3-89801-444-1 • 13,50 EUR