„So geht Kuba“ von Arno Frank Eser, mit Musik aus Kuba auf CD, erschienen bei PPVMedien, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wäre die Meldung der kubanischen Zentralpostille vom Donnerstag für Kubafreunde nicht so aufrüttelnd gewesen, hätten wir das Kuba-Buch von Arno Frank Eser weiterhin zu besprechen aufgeschoben, das auf dem Titel einen der herrlichen Oldtimer zeigt, die in Kuba mit endlosen liebevollen Reparaturen überlebten, weil die Einfuhr von Autos seit fünfzig Jahren verboten war.
Im Ernst. Am Mittwoch hat als Weihnachtsgeschenk für die Bevölkerung das kubanische Kabinett das bisherige Importverbot für Automobile aufgehoben und die freie Einfuhr und Vermarktung von Autos genehmigt. Dies teilte am Donnerstag in einem Artikel das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Kubas, GRANMA mit. Damit macht Raúl Castro mit einem Lieblingsthema der Kubaner wahr, was er generell angekündigt hatte, daß sich nämlich das Land wirtschaftliche der Welt öffnen werde, was als kommende Reformen bisher nur angekündigt war.
Was die Autos mit Esers Buch SO GEHT KUBA, zu tun haben, ist mehr, als Sie sich denken können, selbst wenn auf dem Titelbild einer der herrlich verbeulten, aber immer noch die Eleganz der großen benzinschluckenden Schwanzflossenlimousinen zeigenden, meist amerikanischen Schlitten zu sehen ist. Übrigens ein Chevrolet von 1954, wie unser Expertenauge sagt. Eser hat sogar auf den Seiten 53 bis 57 ein kurzes Kapitel DIE ALTEN AUTOS genannt. Warum wir das Buch, seit es 2012 erschienen ist, noch nicht besprochen haben, liegt ganz einfach daran, daß wir mit dem Autor völlig einverstanden sind,der als echter aficionado a Cuba spricht.
Das können Sie nicht verstehen, daß man ein Buch weniger schnell rezensiert, wenn es einem gefällt, aber schnell, wenn man Kritik daran hat? Doch, das ist ganz einsichtig. Denn an den kritischen Punkten entlang schreibt sich so ein Artikel wie von selbst . Findet man aber ein Buch gut, ja sogar richtig gut, langt eigentlich diese Aussage, die man zwar begründen kann, aber sich doch immer etwas als Verkäufer vorkommt, der Ware anpreist. Das ist das eine. Das andere ist einfach, daß über ein Kubabuch zu schreiben, in einem all die Ereignisse, Erlebnisse und speziellen sozialen Beziehungen wach werden läßt, die man selber dort erfuhr, so daß sich die eigenen Erfahrung leicht über das Gelesene schiebt, ja es sogar verschiebt.
Damit wird ja nur klar, daß es auf der ganzen Welt – behaupten wir – kein Land gibt, das einen auf Dauer derartig rührt und dessen Charakter, womit ja die Menschen gemeint sind, einen so sehr beschäftigt, wie es mit der kleinen ehemaligen Zuckerinsel KUBA der Fall ist. Dabei sind wir schon in den Siebzigern gar nicht als Kommunisten oder Linksaußen nach Kuba gelangt, sondern ganz einfach als notorisch neugierige Reiseleiter für deutsche, eher gebildete Touristen, ideologisch hatten wir allerdings die Studentenbewegung und den Widerstand gegen den US-Imperialismus im Rucksack und waren zudem äußerst bildungsbewegt. Und mit Letzterem waren wir einfach in Kuba richtig, das bis heute weniger Analphabeten zählt als Deutschland – wir sprechen nicht von absoluten Zahlen, sondern im Verhältnis - wobei in Kuba vor der Revolution 1953 die Masse der Kubaner weder lesen und schreiben konnte, während hier die Allgemeine Schulpflicht schon im Kaiserreich galt. Und warum die Kubaner bildungshungriger sind, das alles hat mit ihrer Geschichte zu tun, wo sich auf einmal durch die Revolution die Möglichkeit der gesellschaftlichen Aneignung von Macht auch für das kleine Bäuerlein auf dem Land bot.
Was nun Eser über die alten Autos schreibt? Es beginnt mit dem „Kuba-Expertentum“, das der Autor so vielen Kubafreunden attestiert, deren „Mitglieder haben zwar alle dieses gewissen Blitzen in den Augen, wenn sie von Kuba erzählen, aber jeder blitzt auf seine Weise. Und natürlich auf die einzig richtige.“, was wir dem Autor doch gerade in unseren vorherigen Absätzen bestätigt hatten. „Doch so verschieden im Ansatz und so bunt zusammengesetzt die Gemeinde der aficionados auch ist, es gibt einen Punkt, der alle Kuba-Freunde vereint, der sie allesamt zu Genossen macht: die Freude über die Allgegenwart der alten Autos, der amerikanischen Oldtimer.“
Den Grund benennt Eser im Handelsembargo der USA gegen Kuba, das seit 1961 besteht. Denn nicht von Kuba ging das Einfuhrverbot für Autos und anderes aus, sondern ursprünglich von den USA. Und dann nennt Eser all die Marken wie Chevys, Buicks, Chryslers, Studebakers, Hudsons und Fords, die manchmal kaum wiederzuerkennen sind, weil die Ersatzteile eindeutig nicht aus dem jeweiligen Stall kommen,weil man einfach nehmen mußte, was kam, Hauptsache, das Auto fuhr. Eser berichtet, wie man den Kubanern ihre Rostschüsseln abgekauft hat, um sich in Europa damit zu brüsten, denn der Import war verboten, nicht der Export. Da aller Handel staatlich war, kam die kubanische Regierung in den Achtziger Jahren auf die Idee, die Oldtimer selbst aufzukaufen und stattdessen sozialistische Ladas einzuführen. Hätte sie das strikt durchgeführt, wäre der kubanische Staat heute der größte Autohändler auf dem Oldtimermarkt.
Im übrigen stiehlt sich das Auto als kubanisches Thema auch durch andere Kapitel durch, weil das Auto- und Taxifahren in Kuba und vor allem das Parken auch eine eigene kubanische soziokulturelle Komponente hat, schreibt Eser zu recht. Man kann also allein am Auto die Besonderheiten der kubanischen Gesellschaft im Umgang mit Haben und Habenwollen, mit Verlust und Alternativen im ganzen Buch nachverfolgen. Fortsetzung folgt.