So geht Kuba“ von Arno Frank Eser, mit Musik aus Kuba auf CD, erschienen bei PPVMedien, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eine tolle Idee, und eine, die sogar diese informativen und das Besondere an Kuba witzig und farbig wiedergebenden Texte noch übertrifft: Es liegt dem Buch im hinteren Umschlag eine CD bei, die Sie unmittelbar sinnlich anspricht, weil sie auf andere Art als Worte es können, das Lebensgefühl der Kubaner ins Ohr und damit ins Herz bringen.

 

Der letzte Track, Commandante Che Guevara, gehört wohl zu den bekanntesten Weisen über den Argentinier Che Guevara, 1928 geboren und 1967 in Bolivien gefaßt und von der CIA ermordet. Seine Geschichte und die seiner empathischen Aufnahme in Kuba auf dem Hintergrund der Revolution, erfolgt im typischen kubanischen Sprechgesang, begleitet von der klassischen Gitarre, aber auch jazzigen Blechbläsern und einem Chor als wiederholender Gesang, gehört zu den Mythen Kubas und für Deutsche hat dies schärfer und irgendwie revolutionärer einst Wolf Biermann ins Deutsche gebracht, so daß man beim Hören von Hasta Siempre Comandante, nach einem Gedicht des Volksdichters Carlos Puebla, der es sofort mit der Todesnachricht aufschrieb, einfach den deutschen Text mitsingen muß.

Uns bleibt, was gut war und klar war:

Daß man bei Dir immer durchsah

Und Liebe, Haß, doch nie Furcht sah

Comandante Che Guevara

1

Sie fürchten Dich, und wir lieben

Dich vorn im Kampf, wo der Tod lacht

Wo das Volk Schluß mit der Not macht

- Nun bist du weg - und doch geblieben

Uns bleibt, was gut war und klar war.....

2

Und bist kein Bonze geworden

Kein hohes Tier, das nach Geld schielt

Und vom Schreibtisch aus den Held spielt

in feiner Kluft mit alten Orden

Uns bleibt, was gut war und klar war.....

3

Ja, grad die Armen der Erde

Die brauchen mehr als zu fressen

Und das hast Du nie vergessen

Dass aus den Menschen Menschen werden

Uns bleibt, was gut war und klar war.....

4

Der rote Stern an der Jacke

Im schwarzen Bart die Zigarre

Jesus Christus mit der Knarre

- so führt Dein Bild uns zur Attacke

Uns bleibt, was gut war und klar war:

Daß man bei Dir immer durchsah,

Und Liebe, Haß, doch nie Furcht sah,

Comandante Che Guevara



Dabei hat Wolf Biermann die letzte Strophe umgedichtet, aber durchaus im Sinne des Guevara.

Die anderen Musikaufnahmen sind ebenfalls populär in der Art, wie sie der Buena Vista Social Club in kubanische Arrangements den Deutschen nahebrachte. Nicht nur den Deutschen, aber diese macht diese Musik besonders an. Uns also auch. In Kuba gehört sie zum Alltag, eben auch, daß jeder mit irgendeinem Ding den Rhythmus vorgibt und Mitsingen eine Folge ist. Zur Musik kommt dann in Kuba sehr oft noch das Tanzen dazu, denn Rhythmus, der im Blut steckt, braucht das Ausagieren.



Übrigens sind die Musikaufnahmen alles Lieblingsstücke des Autors, der im Buch ein Kapitel dem Comandante – völlig unerklärlich,wann mit einem,wann mit zwei 'm' – widmet. Er erzählt von Santa Clara und seinem Che-Monument sowie dem Che-Museum. Die Wahrheit in der Beziehung der beiden Revolutionäre Fidel Castro und Che herauszubekommen, ist unmöglich, aber es spricht viel für die Annäherung an die Legende, die auch Eser strickt: „Heute gilt es als so gut wie bewiesen, daß sich Guevara aufgrund Castros totalitärer Machtpolitik von ihm trennte, daß er den rigorosen Parteikurs nicht mittragen konnte. 'Es gibt auf Kuba nur Platz für einen Individualisten', diktierte er einem Zeitungsreporter aus Venezuela in den Block, 'und ich bin der andere.'“



Welche bizarren Formen der Heldenverehrung in Kuba nun wirklich Guevara gelten, und zwar nicht von oben angeordnet, sondern von unten in Gang gesetzt, schildert Eser auch kritisch und amüsiert und fügt hinzu: „Mit Kubanern über so etwas zu diskutieren. ist aber genauso sinnlos, wie wenn Sie versuchen würden, dem Papst die heilige Jungfrau Maria ausreden zu wollen. Inzwischen hat nämlich jeder einzelner Kubaner seinen eigenen Che im Kopf“. Gerade darin zeigt sich aber, daß die Revolution bei aller Kritik ihrer Umsetzung und Einschränkung der Menschenrechte, tief im normalen Kubaner verankert ist. Ihr Che-Bild ist durchaus kitschig und sentimental und steht für das, was eigentlich gewollt ist. Damit übertragen sie ihre eigenen Ansichten und Gefühle auf die Kunstfigur Che, den sie dann umso ungehinderter lieben können. Ein toller Vorgang und eben auch etwas, was Kuba all die Jahrzehnte stabil gehalten hat.



Das waren nun Beispiele, die man beliebig vermehren kann, denn Eser ist in allen kubanischen Themen zu Hause und sagt auch offen seine Meinung, was man in Kuba auch machen kann, denn eine Meinung zu haben, gehört zum Volkscharakter. Von daher zeigt sich der Leser, der Kuba kennt, mit allem einverstanden, denn es sind die Erfahrungen eines Europäers, aus denen heraus er analysiert und urteilt – liebevoll wie gesagt. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie das Buch auf die wirkt, die Kuba bisher nicht kennen und können uns gar nichts anderes vorstellen, als daß diese ihre nächste Reise nach Kuba planen.



Insgesamt hält das Buch genau das ein, was es verspricht: „den unverstellten Blick auf die karibische Insel zwischen Sinnlichkeit und Überlebenskunst.“ Und beim Lesen überkommt einem die Sehnsucht, wieder einmal dort zu sein.



CD "Es gibt ein Leben vor dem Tod - Wolf Biermann" Wolf Biermann Liederproduktion Altona 2006