Die Henning Juul Romane von Thomas Enger aus dem Verlag Blanvalet

 

Claudia Schulmerich

 

Hamburg (Weltexpresso) – Inzwischen hat der Leser nach STERBLICH den Romanhelden, Henning Juul, engagierter und auch erfolgreicher Journalist in der Aufklärung von Mordfällen, schon kennengelernt und er teilt längst mit ihm dessen existenzielles Lebensproblem, den Tod seines neunjährigen Sohnes Jonas durch Wohnungsbrand.

 

 

Bei diesem Brand, den Juul schwerverletzt und mit entstellenden Brandwunden im Gesicht überlebte, ist es es allerdings nicht mit rechten Dingen zugegangen, das erfahren wir am Ende des ersten Bandes. Der Brand war kein Unfall, sondern Absicht und damit Mord. Auch diesmal begleitet die Frage nach den Tätern die eigentliche Fälle, die der Journalist professionell zur Berichterstattung in seiner Onlinezeitung 123nyheter recherchiert, aber anders als im ersten Fall sind diese direkt mit der Brandgeschichte verschränkt. Zuvor jedoch die Vorstellung des sich bei Serien wiederholenden literarischen Personals, das dem Leser schon vertraut ist.

 

Im privaten Bereich sind das seine Exfrau Nora, ebenfalls Journalistin, die inzwischen mit Iver Gundersen liiert ist, der der direkte Kollege von Henning ist. Auch hier also laufen private und professionelle Ebene ineinander, was sich in der Zusammenarbeit auswirkt: mal positiv, mal negativ. In der Reaktion ist sonst nur noch Heidi wichtig, eine smarte und kühle Chefin der Zwischenebene.Insgesamt spielt VERGIFTET sehr viel weniger in den Redaktionsräumen als im ersten Fall STERBLICH. Dafür wird den Personen der eigentlichen Geschichte hier sehr viel mehr Raum gegeben, die zu erkennbaren Individuen werden, in erster Linie und ziemlich tragisch Kameramann Thorleif Brenden und nicht minder tragisch Tore Pulli.

 

Mit diesem beginnt VERGIFTET. Im Prolog bekommen wir mit, wie Pulli an einen Tatort gelockt wird und für einen Mord büßt, den er nicht begangen hat. „Wenn Du“ sagt Tore zu Henning, „herausfindest, wer mich verraten hat, sage ich Dir, was an dem Tag passierte, als Dein Sohn starb.“ Damit sind diese beiden Geschehen: Mord und Brand verknüpft und als sich Henning entschlossen hat, genau dies zu tun, nämlich zu beweisen, daß Tore unschuldig ist, wird dieser im Gefängnis mittels eines südamerikanischen Giftes ermordet. Noch dazu während Drehaufnahmen für eine Fernsehsendung, bei deren Wiedergabe anderen nichts auffällt, sich aber das genaue Hinsehen von Henning wieder enmal auszahlt, denn der Kameramann ist der Mörder, wie er feststellt.

 

Warum und wie, das hat der Leser in etwas unwirklich anmutenden Nötigungen miterlebt, in denen der Kameramann erst das Morden üben soll und dann tatsächlich Tore Pulli umbringt, was für Henning wieder das Ende aller Hoffnung auf Klärung des Brandes bringt. Es macht Spaß, was man an Fachwissen zu absichtlich gelegten Bränden auf den Seiten 94 und 95 lernt und zum nicht mehr Klavierspielen von Henning auf Seite 64. Zudem schält sich immer mehr heraus, inwiefern die Auftraggeber des Mordes an Pulli mit dem Mord, für den er unschuldig verurteilt wurde, identisch sind, die zudem nochmals differenziert sind in den eigentlichen, völlig unbekannten Auftraggeber, der viel Geld dafür zahlt, und den Ausführenden – diffus Schwedisch sprechenden Osteuropäern - , einem Haupt der Mörderbande und seinen Gehilfen.

 

Die stellen sich sehr schlau an, aber Henning ist schlauer und so ist es wieder einmal er, der vor einem Schaufenster stehend beim Anblick eines bestimmten Shirts die Zusammenhänge aufdeckt. Allerdings wird er daraufhin fast erschlagen und lebendig in einem Grab begraben, aber er muß ja überleben,damit es weitergeht zum dritten Fall, auf den wir jetzt doppelt neugierig sind: was es mit dem Brand auf sich hat und wie viel die Hintermänner des geklärten Falles Pulli mit allem zusammenhängen, denn zwischen den großen Fällen geschieht noch ein 'kleiner' Mord und da ist, wie schon im ersten Fall STERBLICH eine Frau die Mörderin. Na, das sind wir doch auf den dritten Fall erst recht gespannt, ob der Mörder wieder eine Frau ist oder nicht doch der Gärtner zum Beispiel.

 

P.S.Auch diesmal arbeitet er eng mit der Polizei, in erster Linie mit Bjarne Brogeland, aber auch Pia Nokleby zusammen. Letztere aber spielt eine sehr merkwürdige Rolle, wie ihm sein geheimer Verbündeter im Polizeiapparat Emailkontakt 6tiermes7 auf der letzten Seite des Romans mitteilt, da sie die polizeilichen Berichte zum Brand durch Löschung aller wesentlichen Aussagen verursachte.