judswr.deDAS JÜDISCHE LOGBUCH, zweite Hälfte Oktober

Yves Kugelmann

Frankfurt, am Main (Weltexpresso) - Es ist die Woche des Buches und der Bücher. Die Frankfurter Buchmesse ist wieder da. Verlage, Literaturschaffende, die Branche aus der ganzen Welt trifft sich. Fast schon in alter vorpandemischer Blüte zeigte sich die Messe – und doch nicht ganz. Noch fehlen etwa asiatische Teilnehmer, der Krieg in Osteuropa tut ein Weiteres.

Doch gerade in diesen Zeiten ist wieder alles relevanter. Schabbat Chol Hamoed. Am Berliner Prenzlauer Berg leuchtet im goldenen Herbst die Aufschrift Gutenberg Druckerei und erinnert an den Anfang des Buches. Die Synagoge an der Rykestrasse ist eine der prächtigsten in Deutschland. 1903 gebaut und aufgrund der Lage im Innenhof umgeben von Wohnhäusern, während der Reichspogromnacht 1938 nicht zerstört, heute Teil eines ganzen jüdischen Zentrums mit Schule und Organisationen. Die liberal-konservative jüdische Gemeinde hält jeden Schabbat einen traditionellen Gottesdienst ab.

In Frankfurt zeigt sich an Simchat Thora in der Westend-Synagoge, was eine wahre Einheitsgemeinde ist. Am Ursprungsort in Frankfurt sind an diesem Erev Simchat Thora drei Minjanim unter einem Dach zu finden. Der Gemeindegottesdienst «nussach aschkenas», jener im Stibl «nussach sefarad» und der egalitäre Minjan. Alles nebeneinander. Die Kinder rennen von einem Minjan zum anderen, je nach Aufkommen der Süssigkeiten. Gelebte Vielfalt in einer lebendigen Gemeinde. Es ist das andere Fest des Buches unweit der Messe.

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Jüdische Literatur
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 21. Oktober 2022
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.