38fdacdaedc5ce78891c88f4ab85c29d433bcdeb
Ausgezeichnete Autoren und Autorinnen und Übersetzer und Übersetzerinnen im Berliner Verlag Matthes & Seitz 

Felicitas Schubert

Berlin (Weltexpresso) - Das Jahr 2022 hatte für den Verlag eine Reihe von freudigen Anlässen bereitgehalten. Im Laufe des Jahres konnte sich Matthes & Seitz mit ihren  Autoren und Übersetzerinnen über viele Auszeichnungen und Nominierungen freuen, was er nutzte und in einem Aufwasch allen Autoren und Autorinnen und Übersetzer und Übersetzerinnen zu ihrer wunderbaren Arbeit gratulierte. Der Verlag freute sich auch, die prämierten Titel noch einmal gesammelt präsentieren zu dürfen und spekuliert damit, daß sich darunter ja auch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk befindet.
 
Thomas Stangl: Quecksilberlicht
 
Österreichischer Kunstpreis für Literatur 2022
Bremer Literaturpreis 2023
Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2022
 
Ein chinesischer Kaiser, der von der totalen Herrschaft über die Zeit träumt, Autor*innen aus dem 19. Jahrhundert, die sich gegen die Zwänge ihrer Wirklichkeit auflehnen, ein Mädchen im Simmering des frühen 20. Jahrhunderts, am Rand der Stadt und am Rand der Weltgeschichte: Thomas Stangl löst einzelne Momente der eigenen und fremden Lebens- und Familiengeschichte, sowie weit entfernte historische Momente aus ihren Zusammenhängen und montiert sie zu neuen Konstellationen. Vermeintliche Selbstverständlichkeiten gewinnen neue Bedeutung, konventionelle Vorstellungen von Biografie, Identität und Wirklichkeit werden aufgelöst.
 
Thomas Stangl »Quecksilberlicht«
Hardcover gebunden
267 Seiten | 25 Euro | Buch bestellen
ISBN: 978-3-7518-0084-6
Auch als Ebook erhältlich


Yevgenia Belorusets: Anfang des Krieges
Horst-Bingel-Preis für Literatur 2022
 
»Es war ein Frühlingstag, die Sonnenflecken spielten auf den Wänden der Häuser und auf den weißen Mauern der Sophienkathedrale.« Seit Beginn des Russisch-Ukrainischen Krieges führt Yevgenia Belorusets ein Tagebuch, in dem sie aus der umkämpften Hauptstadt berichtet. Sie erzählt von ihren Eltern, von den Luftschutzkellern, von den Bildern in den Medien und den Bildern auf der Straße. Erschreckende Bilder, aber auch vertraute Bilder: denn Alltag gibt es auch im Schrecklichsten. Die Autorin und Künstlerin Belorusets schreibt und fotografiert – dabei verweigert sie die omnipräsente Kriegssprache und setzt den liebenden aufmerksamen Blick gegen Kampfrhetorik und Menschenfreundlichkeit gegen Polarisierung.
 

Yevgenia Belorusets »Anfang des Krieges«
Hardcover mit Schutzumschlag
191 Seiten | 22 Euro | Buch bestellen
ISBN: 978-3-7518-0806-4
Auch als Ebook erhältlich



Cristina Morales: Leichte Sprache
 
Internationaler Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt 2022
 
Vielstimmig und fulminant erzählt »Leichte Sprache« die Geschichte von Nati, Marga, Àngels und Patri, vier Frauen, die im gentrifizierten Barcelona mit der Diagnose »geistige Behinderung« in einer betreuten Wohnung leben. In integrativen Tanzgruppen und in der Hausbesetzerszene versuchen sie, sich von der Bevormundung durch staatliche Einrichtungen und Justiz zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Klug und urkomisch hinterfragt Cristina Morales unsere Vorstellungen von Normalität und sprengt dabei sprachliche, gesellschaftliche und moralische Grenzen.
 
Cristina Morales »Leichte Sprache«
Aus dem Spanischen von Friederike von Criegern
Hardcover gebunden
409 Seiten | 25 Euro | Buch bestellen
ISBN: 978-3-7518-0066-2
Auch als Ebook erhältlich



Marie Luise Knott: 370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive
Tractatus Preis für philosophische Essayistik 2022
 
Kaum ein Essay von Hannah Arendt ist so umstritten wie ihre 1959 erschienene Kritik an der gesetzlich forcierten Integration schwarzer Schülerinnen und Schüler. Während Arendt die Einwände ihrer liberalen Freunde damals abtat, dankte sie dem afroamerikanischen Schriftsteller Ralph Ellison 1965 für dessen Kritik und fuhr fort, sie habe die »nackte Gewalt« gegen Schwarze bislang nicht bedacht und sein »Ideal des Opfers« jetzt erst verstanden. Marie Luise Knott entfaltet ein eindrückliches Mosaik an Gedanken, Bildern und Reflexionen zu Ferne und Nähe afroamerikanischer und jüdischer Erfahrungen.
Neue Fragen tauchen auf – zu Repräsentation, Partizipation und zu den Folgewirkungen der
Sklaverei.
 
Marie Luise Knott »370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive« 
Gebunden mit Schutzumschlag
145 Seiten | 22 Euro | Buch bestellen
ISBN: 978-3-7518-0344-1



Iris Därmann: Widerstände
 
Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2022
 
Langsam oder schlecht arbeiten, bis zur Erschöpfung feiern, Kunst schaffen, träumen, das eigene Schicksal dokumentieren, die Flucht ergreifen, den Freitod wählen: Widerstand kennt zahlreiche Formen. Doch in den vertrauten Erzählungen von bewaffnetem Aufstand und siegreicher Revolution kommen sie nicht vor.. Ausgehend von der Pionierleistung der frühen African American Studies und einer jüdischen Holocaustforschung avant la lettre zeigt Iris Därmanns mitreißender Essay die engen Grenzen gängiger Widerstandskonzepte auf und macht eine andere Geschichte und Theorie des Widerstands lesbar.
 
Iris Därmann »Widerstände«
Gebunden mit Schutzumschlag
189 Seiten | 20 Euro | Buch bestellen
ISBN: 978-3-7518-0510-0
 


Deutscher Preis für Nature Writing

Mit Levin Westermann wird ein Lyriker, Essayist und Prosaautor ausgezeichnet, der Nature Writing dezidiert als kulturelle Praxis begreift. In seinem Romanauszug »Hohfluh« wird dabei Natur nicht zum vermeintlich reinen Objekt der Beobachtung verklärt, sondern in ihren kulturellen Überschreibungen durch Texte und Bilder erst in ihrer heutigen Gestalt kenntlich. Eine Standseilbahn, ein technisches Artefakt aus der Hochzeit der industriellen Revolution, fungiert in »Hohfluh« als Sprungbrett aus einem urbanen Ensemble in einen Wald am Fuße des Jura. Der Wald wird zum Ort der Reflexion über die Rechtmäßigkeit seiner Aneignung durch Menschen und andere Tiere sowie über die interessengeleiteten Erzählungen, die über ihn in Umlauf sind.
 
Levin Westermann, 1980 in Meerbusch geboren, studierte an der Hochschule der Künste Bern und lebt als freier Schriftsteller in Biel. 2020 wurde er mit dem renommierten Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg ausgezeichnet. Für seinen Lyrikband »bezüglich der schatten« erhielt er den Schweizer Literaturpreis 2021. Zuletzt erschien sein Gedichtband »farbe komma dunkel«.


Weitere Auszeichnungen und Nominierungen:
 
Lorraine Daston: Gerda Henkel Preis 2020 (zuletzt erschienen: »Gegen die Natur«)
 
Dietmar Dath: Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 in der Kategorie Belletristik mit »Gentzen oder: Betrunken aufräumen«
 
Claudia Dathe: Wilhelm-Merton-Preis 2022 (zuletzt erschienen: Markijan Kamyschs »Die Zone oder Tschernobyls Söhne«)
 
Hanna Engelmeier: Clemens-Brentano-Preis 2022 für »Trost«
 
László F. Földényi: Literaturpreis der »Darmstädter Jury« 2022 für »Lob der Melancholie«
 
Agnese Grieco: Deutsch-Italienischer Übersetzerpreis 2022 für die Übersetzung von »Annette, ein Heldinnenepos« ins Italienische (zuletzt erschienen: »Phädras Ehre«)
 
Joshua Groß: Nominiert für den Wortmeldungen Literaturpreis (zuletzt erschienen: »Prana Extrem«
 
Reto Hänny: Schweizer Grand Prix Literatur 2022 für sein Gesamtwerk (zuletzt erschienen: »Sturz«)
 
Hamid Ismailov und Andreas Tretner: Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 in der Kategorie Übersetzung mit »Wunderkind Erjan«
 
Hiromi Itō und Irmela Hijiya-Kirschnereit: Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 in der Kategorie Übersetzung und den LiBeraturpreis 2022 mit »Dornauszieher«
 
Jessica J. Lee: Nominiert für den LiBeraturpreis 2022 mit »Zwei Bäume machen einen Wald«
 
Fabian Saul: Alfred Döblin Medallie 2022 (zuletzt erschienen: »Boulevard Ring«)
 
Rainer G. Schmidt: Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung 2022 (zuletzt erschienen: Henry David Thoreau »Tagebuch V«)
 
Can Xue und Karin Betz: Nominiert für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt 2022 mit »Liebe im neuen Jahrtausend«
Richard O. Prum: Nominiert für das Wissenschaftsbuch des Jahres 2022 in der Kategorie Medizin/Biologie mit »Die Evolution der Schönheit« (Hier online abstimmen)
 
Daniel Strassberg: Nominiert für das Wissenschaftsbuch des Jahres 2022 in der Kategorie Naturwissenschaft/Technik mit »Spektakuläre Maschinen« (Hier online abstimmen)
 
Foto:
©