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Jubiläumsausgabe 50 Jahre Welterbekonvention aus dem Kunth Verlag, Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dieses Buch, dieser dicke Ziegelstein gehört in jede Familie! Diese Erkenntnis, diese Einschätzung erhält man schon in den ersten Minuten, wenn man sich die Inhaltsangabe anschaut. Ausgehend von der UNESCO als Einrichtung, worauf wir noch zurückkommen, geht es auf den 736 Seiten(!) um Fotografien mit Beschreibungen der durch die Unesco gekürten Gebäude, Anlagen, Städte, Naturdenkmäler etc. aus Europa, Asien, Australien & Ozeanien, Afrika und Amerika.

Im Ernst, die Gefahr besteht, daß man gar nicht mehr mit Blättern und sich Festlesen aufhören kann, denn das Ideale bei diesem Prachtband ist, daß jeder, aber auch wirklich jeder Gewinn dabei hat, denn hier spielt es keine Rolle, ob sie schon viel über das UNESCO-Kulturerbe wissen oder nicht. Der unterschiedlichem Wissensstand spielt einfach keine Rolle, weil es so unendlich viel zu entdecken gilt. Eigentlich sollte man bei den vielen TV-Quizsendungen DAS ERBE DER WELT miteinfließen lassen.

Klar, in Europa kennt man sich normalerweise am besten aus und in Deutschland (S.156) Österreich (194) und der Schweiz (184) am allerbesten. Schau’n wir mal. Die jeweiligen Ländernamen links oder rechts oben sind leider bei künstlichem Licht kaum zu entziffern, aber die erste Abbildung: ARCHÄOLOGISCHER GRENZKOMPLEX HAITHABU UND DANEWERK sehr gut. Nie davon gehört. Es geht um einen Runenstein und ein Langschiff der Wikingerzeit aus dem dortigen Museum, „Ernennung 2018“. Die Altstädte von Stralsund und Wismar sind seit 2012 dabei. Aha, es geht also, durchaus sinnvoll von Nord nach Süd. Die Hamburger Speicherstadt kennt jeder, denkt man, aber welchen Einfluß das Chilehaus 1924 auf die zeitgenössische Architektur hatte, wissen viel weniger. Übrigens interessant, daß dort auch Chilehaus steht und nicht Chile-Haus. Es ist eine moderne Unsitte, solche Benennungen mit Bindestrich zu schreiben. Die Informationen sind kurz, aber es gibt sie. Die wesentlichen Daten sind Entstehungszeit und Zeit der Ernennung als Kulturerbe. In wenigen Sätzen wird die Entwicklung dazwischen festgehalten. Wer mehr wissen will, muß sich dann selber in einschlägigen Werken darum kümmern. Das ist selbstverständlich, daß man nicht alle 1154 Monumente ausführlich beschreiben kann, will dieser herrliche Ziegelstein noch handhabbar bleiben.

Es gibt nämlich im Jahr 2021 genau 1154 Monumente aus 167 Ländern, sagt die Liste des Welterbes, wobei ich den Sprachgebrauch Welterbe lernen muß, denn ich bin geneigt, sofort vom Kulturerbe (K)zu sprechen, auch wenn es um das Naturerbe (N) geht. Das Kulturerbe umfaßt 897, das Naturerbe 218 Monumente, wobei aber 39 Stätten beiden Erbekategorien angehören, was sofort einleuchtet. Auch den Hinweis auf GÜ versteht man sofort, denn es gibt grenzüberschreitende Monumente, die dann in beiden Ländern verzeichnet sind.

HALT. Ich klappere jetzt nicht, wie eigentlich gewollt, die ganzen Sehenswürdigkeiten Deutschlands herunter, sondern gehe umgekehrt vor. Denn bei ‚Grenzüberschreitung‘ fiel mir das Ereignis ein, das zu den eindrücklichsten Naturerlebnissen meines Lebens gehört, was ich schon 1981 besuchen durfte: die Wasserfälle von Iguazu. Damals bin ich mit dem Bus von Rio de Janeiro aus 24 Stunden durch das roterdige Brasilien gefahren, weil wir über Iguazu nach Paraguay wollten und von dort nach Argentinien, also ein Monument in gleich drei Ländern!

Schauen wir mal. Unter Argentinien finde ich ‚Nationalpark Iguazú‘ (N, 1984) aus Seite 172 , also war ich schon vor der Auszeichnung dort! Aber ich kam ja aus Brasilien und auch dort finde ich Nationalpark Iguacu (N, 1986) auf Seite 171. Fehlt noch Paraguay. Aber da kommt nur ein einziger Beitrag: „Jesuitenmissionen in Paraguay“ (K, 1993), Seite 712. Die hätte ich sowieso als nächstes gesucht, denn mit dem Dreiländereck fällt nicht nur das Stichwort Iguazu, sondern auch Missiones. Am eindrucksvollsten in Argentinien und sofort finde ich zwei weitere Jesuitenmissionen, die eine, die ich meine (K, GÜ, 1983, 1983 erw.) auf Seite 712, in Brasilien dieselbe mit derselben Kennzeichnung auf Seite 172.

Fotos:
Redaktion

Info:
DAS ERBE DER WELT. Alle Kultur- und Naturmonumente mit Anerkennung der UNESCO, Kunth Verlag 2023
ISBN 978 3 96965 094 3