Hanswerner Kruse
Steinau a.d. Straße (Weltexpresso) - „Danke an das Leben, das mir so viel gegeben hat...“ Mit dem Song „Gracias a la vida“ eröffnet Eckhard Siebers den Leseabend im Literaturcafé und entführt das Publikum direkt nach Südamerika. Die Autorin Marion Feldhausen liest aus ihrem bereits etwas älteren Roman „Friedensengel“.
Der enthüllt den illegalen Waffenhandel zwischen der skrupellosen deutschen Rüstungsfirma Brenner & Söhne und barbarischen kolumbianischen Paramilitärs.Feldhausen und Siebers betonen, wie stark die südamerikanische Musik häufig die schönen Seiten des Lebens feiert, trotz aller Widrigkeiten wie bitterer Armut, brutaler Gewalt und gnadenloser Korruption.
Es handelt sich um ein düsteres Werk, aus dem die Erzählerin lange Passagen vorträgt. Ein deutscher Journalist sammelt in Kolumbien Hinweise auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wird sowohl von den Militärs als auch der Rüstungsfirma gejagt. Für die Zuhörer bleibt an diesem Abend offen, ob er den Verfolgungen entkommen kann und überlebt. „Friedensengel“ ist als fiktiver Politkrimi geschrieben: persönlich berührend, aufklärend und spannend zugleich. Die Sprache der Schriftstellerin ist journalistisch und lebendig, sie zieht Leser und Zuhörer sofort in ihre Erzählung hinein. In den gelegentlichen Beschreibungen von Folter und Massakern bewegt sie sich jedoch an der Grenze des Zumutbaren.
„Die Dinge sind alle so geschehen“, beteuert Feldhausen. Sie habe die Geschichte lange und aufwendig recherchiert. Doch durch ihre persönlichen, oft einfühlsamen Darstellungen ist das Buch keine bloße Dokumentation. Ansonsten habe sich in Kolumbien nichts geändert, meint sie, denn Bedrohung, Willkür und Tod seien noch genauso verheerend wie vor zehn Jahren, als sie ihr Buch schrieb. Zum Schluss singt Siebers einige lebensfrohe lateinamerikanische Lieder über die Liebe. Die Leute singen und klatschen mit und fordern eine Zugabe - der Abend endet nicht so düster und hoffnungslos, wie zwischendurch erwartet.
Übrigens:
Die Lesung war kein Schwanengesang für das Literaturcafé.
„Nein, wie schließen nicht und planen die nächsten Veranstaltungen“, erklärt Besitzerin Kirsten Ranft entschieden, „wir wollen das Café verkaufen und werden weitermachen, bis wir Käufer gefunden haben!“
Sprach's – und macht sich wieder an das Kuchenbacken für den morgigen Sonntag.
Foto:
Hanswerner Kruse
Info:
"Friedensengel" von Marion Feldhausen, Roman, Blanvalet Taschenbuch Verlag
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