Neuer Ehrenpräsident des deutschen PEN

 

Gerhard Wiedemann

 

Schwäbisch Hall (Weltexpresso) – Das finden wir gut: Der vielfach ausgezeichnete Autor, der in den Jahren 1998 bis 2000 der erste Präsident des wiedervereinigten PEN- Zentrums war, wurde von der Jahreshauptversammlung der Schriftstellervereinigung am Samstag in Schwäbisch Hall einstimmig gewählt. Weiterer Ehrenpräsident ist Günter Grass.



25 Autorinnen und Autoren wurden aufgenommen, darunter Eva Menasse, Terézia Mora, Doris Gercke und Titus Müller. Bei allen drei Frauen, besonders bei Eva Menasse wunderte man sich, daß sie noch nicht längst Mitglied waren. Denn ein Schriftsteller, ein Dichter, kann heutzutage kaum mehr ohne das Gedenken an diejenigen, die ihre Meinung nicht sagen, nicht schreiben dürfen, weiterarbeiten. Sie sind also nicht diejenigen, denen es gewissermaßen egal ist, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Wobei dem PEN auch völlig bewußt ist, daß es auch bei uns, vor allem in anderen europäischen Ländern Restriktionen für Autoren vorhanden sind, seien sie religiöser, politischer, kultureller oder sonstiger Art.

 

Mit besonderer Sorge haben die versammelten Autoren über die Lage in der Ukraine diskutiert. Sie solidarisieren sich mit den Kollegen des russischen und ukrainischen PEN, die kürzlich in einer gemeinsamen Erklärung im slowenischen Bled alle Beteiligten des Konfliktes zum friedlichen Dialog aufforderten. Scharf protestierten sie außerdem gegen das Strafverfahren, das der türkische Premierminister Erdogan gegen den Journalisten, Autor und Dokumentarfilmer Can Dündar angestrengt hat. Erneut verleiht der deutsche PEN der Forderung nach Schutz und Durchsetzung des europäischen Urheberrechts gegenüber dem amerikanischen Copyright Ausdruck, die in einem Zehn-Punkte-Manifest ausgeführt wurde.


Zur Eröffnung der Jahrestagung sprach erstmals seit Heinrich Böll mit dem Kanadier John Ralston Saul wieder der Präsident des internationalen PEN zu den Versammelten. „Wir sind mit unseren 25.000 Mitgliedern die Nation des Wortes, das so gefährlich ist, dass hunderte Kollegen im Gefängnis sitzen, verfolgt und sogar ermordet werden.“ Besonders würdigte er das weltweit einmalige Writers-in-Exile Programm des deutschen PEN, das 8 Stipendiaten in 5 Städten Schutz und Unterkunft bietet. „Wir brauchen die Stimme des deutschen PEN im internationalen Kampf für die Freiheit des Wortes“, so Saul. Leider war kein Vertreter der Stadt Frankfurt dabei, deren Kulturdezernent jüngst das Ende des Ein-Jahres-Asyl für Schriftsteller im Exil verkündet hatte.

INFO I:

 

Das Rahmenprogramm umfasste Veranstaltungen zu Veränderungen in der Medienlandschaft und zahlreiche Lesungen.


Der Wortlaut der Resolutionen und des Manifestes zum Urheberrecht ist auf der Homepage des PEN-Zentrums Deutschland unter www.pen-deutschland.de zu finden.

 

Foto: © Simone Ahrend, sah-photo





INFO II:

Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.


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