ard mediathekFRANKFURTER BUCHMESSE 18. - 22. OKTOBER 2023: die Geschäftsmesse an den Werktagen, Teil 15 

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -Das ist ein interessanter Vorgang, welche Veränderungen die Struktur der Frankfurter Buchmesse seit Jahren erfährt. Erst war es die Frage nach den rechten Verlage, die noch dazu an den günstigsten Messepunkten plaziert waren, die Unruhe und heftige Diskussionen mit sich brachten, weil die einen meinten, man müsse diese Verleger und ihre Stände ausschließen, andere und vor allem der Buchmessenchef Juergen Boos dagegen betonten, daß dies erst rechtlich und auch politisch möglich ist, wenn sie von Gerichten verboten sind. Ansonsten gelte die Meinungsfreiheit. Letztere Strategie war erfolgreich, denn es hat sich kaum noch jemand aus dem rechten Spektrum angemeldet. Doch noch stärker interessiert jetzt etwas anderes: der Ausbau der Fachmesse bei gleichzeitiger Ausweitung der Buchmesse als Publikumsmesse. 



Ursprünglich waren der Mittwoch, Donnerstag, Freitag allein den Fachbesuchern vorbehalten, also den Buchhändlern, aber auch Mitarbeitern von Verlagen, Literaturagenturen, teils Autoren, auf jeden Fall den Tausenden von Journalisten, übrigens auch speziellen Schulklassen, vor allem den Buchhändlerschulen. Das Wochenende war dann tradtitionell für das allgemeine Publikum. Inzwischen darf das Publikum schon ab Freitagmittag in die Hallen stürmen. Anders kann man nicht formulieren, was sich teils abspielte. Und jetzt kommt das Eigentliche: das Verkaufen von Büchern auf der Messe ab Freitagmittag. Früher war es verboten, auf der Messe überhaupt Bücher zu verkaufen. Nicht mal am Schluß, beispielsweise am Sonntag ab 16 Uhr. Das war verboten und es gab finanzielle Strafen. Heute ist das sogar gerne gesehen, das Kaufen, das Verkaufen. Davon wollen wir erneut am Ende der Messe, dem Messesonntagsende sprechen. 


Mit  dem Freitag ging die offiziellen Fachbesucher*innentage der 75. Frankfurter Buchmesse (18.-22. Oktober 2023) zu Ende und die Messe öffnete für das Privatpublikum. „Im Vergleich zum letzten Jahr verzeichnen wir bei den Fachbesucher*innen einen Zuwachs von fast 20 Prozent. Dank 105.000 Fachbesucher*innen aus 130 Ländern ziehen wir eine positive Zwischenbilanz unserer Jubiläumsmesse. Ein starkes internationales Fachprogramm und über 4.000 Aussteller*innen aus der ganzen Welt machen die Attraktivität der Buchmesse für die Branche aus", sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Die 75. Frankfurter Buchmesse findet im Kontext zahlreicher internationaler Krisen statt, die bei einer Vielzahl von Veranstaltungen aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert werden. Der Wesenskern der Buchmesse als Plattform für den pluralistischen Diskurs zeigte sich auch bei der Eröffnungsfeier am Dienstagabend im Congress Center. Bei der Eröffnungspressekonferenz am selben Tag sprach die britische Sachbuchautorin und Umweltjournalistin Gaia Vince über den Zusammenhang von Klimawandel und Migrationsbewegungen. Trotz dieser sich zuspitzenden Krise schlug Vince einen optimistischen Bogen zur Buchmesse: „Die Kraft eines Buches liegt darin, dass wir unser Inseldasein verlassen können.“

Am Messefreitag stellte sich der diesjährige Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, Salman Rushdie, über 100 internationalen Medienvertreter*innen vor. „Literatur zeigt uns eine Welt der Offenheit und Vielfalt und deshalb der Toleranz”, sagte der Schriftsteller in Frankfurt. Die United Nations würdigten auf der Frankfurter Buchmesse gemeinsam mit Autor*innen aus verschiedenen Teilen der Welt das 75-jährige Bestehen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Erstmalig wurde in diesem Jahr der Aficionado Award auf der Messe vorgestellt. Ausgezeichnet mit dem Award wurde die nigerianische Schriftstellerin Lola Shoneyin, Gründerin des Aké Arts and Book Festivals, das Autor*innen, Künstler*innen, Poet*innen und Filmmacher*innen aus 29 afrikanischen Ländern zusammenbringt.

Stark beachtete Fachthemen sind in diesem Jahr das Wachstum im Bereich der KI-Technologien und dessen Folgen für die Buchindustrie, die Fragen nach nachhaltiger Buchproduktion für kleine und mittlere Verlage und was Verlage zum Klimaschutz beitragen können und die Förderung von Lesekompetenz als Grundlage für politische und gesellschaftliche Teilhabe. Auch Zukunftsfelder der Buchwirtschaft wie das Thema Literaturverfilmung und Serienadaption und ein sich entwickelnder Audiomarkt werden in Frankfurt diskutiert. Eine Reihe spektakulärer Buchverträge wurden während der Messetage geschlossen. So kündigte Penguin Random House beispielsweise den Vertragsabschluss zu zwei Büchern mit Tennis-Champion Serena Williams an.

Zu den Top-Sprecher*innen des Fachprogramms gehörten u.a. Nihar Malaviya (CEO Penguin Random House), Anna Soler-Pont (The Pontas Literary Agency), Hou Xiaonan (CEO, Yuewen Tencent Entertainment), Jes Wolfe (Rebel Girls), Peter Warwick (CEO Scholastic) und Pedro Sobral (Grupo Leya).

Eröffnet wurde das international größte Zusammentreffen der Publishing-Branche am Dienstag von der slowenischen Staatspräsidentin Nataša Pirc Musar und der deutschen Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Die 75. Frankfurter Buchmesse endet am Sonntag, 22. Oktober 2023. 

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Info:
Die Frankfurter Buchmesse ist die größte Fachmesse für das internationale Publishing und ein branchenübergreifender Treffpunkt für Player aus den Bereichen Bildung, Filmwirtschaft, Games, Wissenschaft und Fachinformation. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet seit 1976 der jährlich wechselnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur präsentiert. Die Frankfurter Buchmesse organisiert die Beteiligung deutscher Verlage an internationalen Buchmessen und veranstaltet ganzjährig Fachveranstaltungen in den wichtigen internationalen Märkten. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunternehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. buchmesse.de

 Quelle: bmf