Debütroman Marion Klingelhöfer „Mara- die Söhne Kordings“, Verlag Thomas Rüger, Teil 1

 

Hanswerner Kruse

 

Schlüchtern (Weltexpresso) – Heute geht’s ins Hessische. Unser Mitarbeiter Hanswerner Kruse empfiehlt das Debüt von Marion Klingelhöfer, „Mara – Die Söhne Kordins“. Das Buch kam vor einigen Tagen in die Buchhandlungen, in der nächsten Woche liest die Autorin daraus in der zum Roman passenden Atmosphäre der Burg Brandenstein.

 

Mara“ beginnt wie eine harmlose Kindergeschichte: Die junge „Hexe, mit wallenden rotbraunen Locken, sitzt an einem Holztisch und beschriftet ihre Heilpflanzen. Ihre Augen funkeln je nach Lichteinfluss jade- bis smaragdgrün und ihr vorwitziges Näschen ist von der Sonne mit etlichen Sommersprossen bedeckt.“ Mara lebt fröhlich in einer Zwischenwelt, doch schon bald verdüstert sich ihr Leben. „Eben noch hat es aus allen Richtungen gepfiffen, gezwitschert und tiriliert. Ihr Herz schlägt dumpf gegen ihre Brust. Und da, da sieht sie es: Einen Schatten einen Schatten so groß wie die alten Mammutbäume selbst. Und: Es bewegt sich auf sie zu…“ Mit ihren Zauberkräften kämpft sie gegen das Ungetüm, das ihr schließlich einen Amethyst hinterlässt. Von diesem Stein geht eine ungeheure Energie aus, „es ist, als ob der Stein sie herausfordert. So, als ob er leben möchte!“

Bald findet Mara heraus, dass ein junger Zauberkönig in dem Stein eingeschlossen ist. Nun muss sie innerhalb von 30 Tagen zahllose Gefahren und Abenteuer bestehen, bis sie ihn erlösen und mit ihm die Liebe entdecken kann. Sie trifft auf seltsame Kobolde, arglistige Riesen, verzauberte Zwillinge und sprechende Tiere, erlebt Vergewaltigungsversuche, stürzt von ihrem Besen und kann sich oft nur mit letzter Kraft durch ihre Zauberkünste retten. Finstere Mächte versuchen sich ihrer Seele zu bemächtigen, wollen in ihren Geist eindringen: „Mara schließt die Augen und sucht ihr zweites Ich.“

Immer wieder trifft sie auf neue hilfsbedürftige Wesen, denen sie gutmütig hilft, ohne ihr Ziel, die Befreiung des jungen Königsohns aus den Augen zu verlieren. Als sie ihn, Aurelius, schließlich entzaubern kann, „fühlen sich beide zueinander hingezogen. Die Luft knistert fast greifbar und der Funke springt auf beide über.“

Lange Zeit glaubt man, dass Mara irgendwann aufwacht und alles nur geträumt hat, doch Klingelhöfers erster Roman ist eine spannende Fantasy-Erzählung - also ein Märchen in einer vorgestellten Welt mit eigener Realität, das wie alle Märchen zunächst gut ausgeht. Doch auf das junge Glück lauern neue Bedrohungen und unerwartete Begegnungen, es gibt also noch viel Stoff für eine Fortsetzung.

Die ganze Geschichte ist in der Gegenwartsform geschrieben, allerdings gibt es auch Rückblenden in vergangene Zeiten. Ansonsten wechseln actionreiche, überraschende Passagen mit ruhigen, sanften Erzählungen, am Beeindruckendsten sind die inneren, die psychischen Bedrohungen der kleinen Hexe durch nicht greifbare Mächte. Illustriert wird Klingelhöfers Buch durch mal düstere, mal fröhliche schwarz-weiße Zeichnungen mit lockerem Strich ihrer Tochter Melissa. Ein Hauch von Erotik zieht sich anfangs durch die Begegnung Maras mit ihrem entzauberten Geliebten Aurelius, doch später wird die sinnliche Sprache dann leider etwas zurückgenommen. Aber das macht nichts - die Fantasien des Lesers sind geweckt, seine Sinn geschärft und die Leselust gesteigert.



INFO:

Marion Klingelhöfer „Mara - Die Söhne Kordins“, Thomas Rüger Verlag, 248 Seiten, broschiert, 11,80 Euro

Lesung am 17. Juli um 19.30 Uhr in der Burg Brandenstein. Eintritt frei! Bewirtung durch den Burgvogt