Debütroman Marion Klingelhöfer „Mara- die Söhne Kordings“, Verlag Thomas Rüger, Teil 2
Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) – „Wie fängt man ein gutes Buch an?“, fragte sich Marion Klingelhöfer und fand schnell den Beginn ihres ersten Romans: „Fernab aller Zivilisation, in einem Land voller Geheimnisse, in der Zauberei und Hexenkunst alltäglich sind…“ Dadurch wird schon deutlich, dass „Mara“ eine Fantasy-Erzählung ist und die Autorin das Träumen nicht verlernt hat, was auch das Gespräch mit ihr auf der Couch bestätigt.
Das Buch hatten wir gerade besprochen: Klingelhöfer schildert das Leben der jungen Zauberhexe Mara in einer fiktiven Welt, in der Gnome und Elfen, Monster und Zauberer in einer eigenen Realität leben. Um den in einer steinernen Schattenwelt gefangenen Königsohn Aurelius zu befreien, muss sie zahlreiche Prüfungen und Abenteuer bestehen, bevor sie mit ihm die erste Liebe erlebt.
Was zunächst sanft wie eine freundliche Kindergeschichte beginnt, wird bald zu einer spannenden und fantastischen Erzählung, in der neben den äußeren Gefahren vor allem die psychischen Bedrohungen den Leser beeindrucken. Verzweifelt muss sich Mara immer wieder dagegen wehren, innerlich von dunklen Mächten vereinnahmt zu werden. Aber wie fast jedes Märchen endet auch ihr Roman zunächst mit einem Happy End. Doch das Böse lauert schon auf das nächste Buch, das Klingelhöfer schreiben will, und so heißt es am Ende: „Tief unter der Erde schaufelt eine gekrümmte Gestalt Unmengen an Erde aus. Sein Gesicht ist verzerrt und voller Hass. Seine Gedanken haben nur ein einziges Ziel: RACHE!“
„Ja, ich bin immer noch ein wenig das kleine Träumer-Mädchen“, bekennt die gestandene Frau und Mutter dreier erwachsener Kinder im Gespräch auf der Couch. „Ich gehe lächelnd durchs Leben und bin ein zufriedener Mensch, auch wenn ich manche Niederlagen und Enttäuschungen erlebt habe.“ Doch in diesen Tagen ist die Schreiberin einfach nur glücklich, weil sie ihr erstes, gedrucktes Buch in den Händen halten kann. „Wie das riecht!““, meint sie auch strahlend auf der Couch und schnüffelt am Papier. Ein Jahr lang hat sie daran gearbeitet, neben ihrer Tätigkeit in der Ganztagsbetreuung einer großen Haupt- und Realschule sowie in der Kindertagespflege. Sie schrieb abends und an Wochenenden, während Ihr Mann viel Geduld für seine schreibende Frau aufbrachte. „Er durfte nichts lesen und bekam nur kleine Kostproben“, sagt sie.
„Ich mache mir keine Notizen sondern setze mich hin und schreibe und schreibe“, erzählt die Autorin, „und bin selbst erstaunt, was da für Ideen aus mir herauspurzeln.“ Das Geschriebene wird dann, auch ihr selbst gegenüber, zur eigenen Realität. „Beim Schreiben habe ich mir immer vorgestellt, wie würde ich das machen, wie würde ich in so einer Situation handeln? Dadurch stecke ich natürlich selbst in dem Buch mit drin“, meint sie.
Aber der Prozess des Schreibens schafft ja bekanntlich Distanz zu eigenen Erfahrungen und Fantasien, Romane sind keine Tagebücher oder Psychogramme der Schreibenden. Außerdem hat sich die Autorin noch in ganz andere Welten hineingeschrieben, „es sind mystische Dinge auf mich eingeströmt, die ich überhaupt nicht kannte“, berichtet sie.
Klingelhöfer liebt immer noch Märchen und fantastische Erzählungen, „schon als Kind habe ich Märchenplatten rauf und runter gehört“, erinnert sie sich, „am Liebsten mochte ich Aschenputtel und habe immer davon geträumt, dass der Prinz mit seinem Pferd in mein Kinderzimmer kommt.“ Ihr Deutschlehrer hat sie oft zum Schreiben ermuntert, doch erst spät ist sie dazu gekommen, ihr Talent zu entwickeln. Sie liest gerne mittelalterliche Romane, etwa von Ken Follett, „aber ich hätte damals nicht leben wollen“, gruselt sie sich, „die hätten mich bestimmt als Hexe verbrannt.“ Die Schreiberin ist eine Romantikerin, ganz und gar im ursprünglichen Sinne - wie die Dichter des frühen 19. Jahrhunderts träumt auch sie von anderen Welten, die es so nie gab.
Zunächst waren es 70 Seiten, auf denen die Schreiberin das Leben Maras erzählte. Mit Unterstützung der Buchhändlerin Uli Karmann fand sie den Verleger Thomas Rüger, der sie ermunterte, ihre literarische Skizze als Roman weiter zu schreiben.
INFO:
Aus dem liest sie am 17. Juli ab 19.30 Uhr in der Burg Brandenstein im passenden Ambiente. Bewirtung durch den Burgvogt. Eintritt frei.
Marion Klingelhöfer „Mara - Die Söhne Kordins“, Thomas Rüger Verlag, 248 Seiten mit Zeichnungen von Melissa Klingelhöfer, broschiert, 11,80 Euro