Verleihung des Leo-Perutz-Preises der Stadt Wien am 10. September 2014, Teil 1
Claudia Schulmerich
Wien (Weltexpresso) – In bestimmtem Sinne ist die letztjährige Preisverleihung dieses ganz speziellen Preises für Kriminal- und überwirkliche Natur nicht zu überbieten. Denn die fand im Bestattungsmuseum im Vierten Bezirk statt, wo dann nach der Preisverleihung und den Häppchen ein ausgiebiger Museumsbesuch deutlich machte, auf wie viele Arten man sterben und was man mit der sterblichen Hülle alles anstellen kann.
Die Preisverleihung 2013 ist auch deshalb nicht zu überbieten, weil bald darauf das Museum in den alten Gemäuern geschlossen wurde und nun nah dem größten Friedhof Europas, dem sinnigerweise Zentralfriedhof genannten, Platz haben soll. Die neue Stätte kennen wir noch nicht, werden aber für 2014 in den Prunkräumen des Palais Fürstenberg in der Inneren Stadt die diesjährige Preisverleihung goutieren.
Verleihung des fünften Leo-Perutz-Preises der Stadt Wien für Kriminalliteratur:
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Mittwoch, 10. September 2014 |
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19.00 Uhr |
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Palais Fürstenberg, Prunkräume, Grünangergasse 4, 1010 Wien |
Die Nominierten
Für den mit 5.000 Euro dotierten Leo-Perutz-Preis der Stadt Wien für Kriminalliteratur, den die Kulturabteilung der Stadt Wien und der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) dieses Jahr zum fünften Mal gemeinsam stiften, sind folgende fünf Titel nominiert:
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Benvenuti, Jürgen, Schrottplatz Blues. Falter Verlag, ISBN 978-3-854395089
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Fian, Antonio, Das Polykrates-Syndrom. Droschl Verlag, ISBN 978-3-854209508
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Goldmann, Anne, Lichtschacht. Argument Verlag, ISBN 978-3-867542203
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Rossmann, Eva, Männerfallen. Folio Verlag, ISBN 978-3-852566290
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Slupetzky, Stefan, Polivka hat einen Traum. Kindler Verlag, ISBN 978-3-463400808
Das ist die alphabetische Reihenfolge. Fangen wir aber mit Eva Rossmann an. Das ist, finden wir, eine lange fällige Auswahlentscheidung, denn Jahr für Jahr bringt Eva Rossmann im Folio Verlag einen Mira-Valensky-Krimi heraus. Gerade ist die neueste Folge ALLES ROT erschienen. In Frankfurt hatte Eva Rossmann in der Leselounge im Bahnhof am 1. Dezember 2013 mit dem letztjährigen MÄNNERFALLEN einen großen Auftritt. Erstens waren sehr viele Besucher gekommen und zweitens schwelgten die dann in den liebevollstreiterischen gegenseitigen Diskussion, wie das so ist mit den Männern und den Frauen. Denn MÄNNERFALLEN ist ein subversives Buch in mehrfacher Hinsicht. Mehr wollen wir jetzt noch nicht verraten.
Witzig scheint uns folgendes:
Weltexpresso hatte auf der letzten Buchmesse mit Marialuise Thurner vom Folio Verlag ein Interview geführt, in dem gefragt wurde:
„Zurück zu Eva Rossmann. Warum war sie nicht nominiert bei der fünften Verleihung des Leo-Perutz-Preises in Wien?
Woraufhin Frau Thurner antwortete:
Sie war nominiert bei der ersten Preisverleihung. Ich habe keine Ahnung, warum sie nicht benannt wird, ich weiß es einfach nicht. Sie hat eine so breite Leserschaft und ihre Krimis sind thematisch richtig gut recherchiert. Wenn gesagt wird, ihre Krimis hätten zu wenig Wienbezug, ist das an den Haaren herbeigezogen. Ihre Krimis sind einfach sehr gut geschrieben, mit gesellschaftlich relevanten Themen.
FAZIT:
Nehmen wir also einmal an, die Jury habe dies gelesen und sich die Argumente zu eigen gemacht und deshalb endlich Eva Rossmann wieder nominiert! Dann wollen wir doch gleich unsere Fragen fortsetzen. Warum war und ist eigentlich der in Wien lebende Österreicher Wolf Haas mit seinem grandiosen Privatdetektivmensch BRENNER bei den bisher fünf Nominierungen nicht dabei? Fehlt ein Wienbezug? Wollen wir doch einmal auf das nächste Jahr und den gerade im Hoffmann und Campe Verlag erschienenen neuen Brenner: BRENNEROVA warten. Fortsetzung folgt.
INFO:
Die Jury
Die Shortlist des Leo-Perutz-Preises der Stadt Wien für Kriminalliteratur wurde von einer Jury erstellt, die sich aus je einer Vertreterin/einem Vertreter der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, des Sortimentsbuchhandels, der Medien sowie der Vereinigung österreichischer Kriminalschriftstellerinnen und -schriftsteller zusammensetzt.
2014 gehören der Jury Sylvia Faßl-Vogler (Referatsleiterin Kulturabteilung der Stadt Wien), Michael Kratochvil (Buchhandlung Kuppitsch), Nora Miedler (Krimiautorin), Erwin Riedesser (HVB-Vizepräsident, Vorsitzender des Österreichischen Buchhändlerverbands) und Nils Jensen, Chefredakteur des Magazins Buchkultur an.
Der Preis
Mit dem Leo-Perutz-Preis, der jährlich vergeben wird, sollen Krimis ausgezeichnet werden, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern. Darüber hinaus sollen die ausgezeichneten Werke möglichst innovativen Charakter haben und einen Wien-Bezug aufweisen.
Bisherige Preisträger
Den Leo-Perutz-Preis 2013 erhielt Thomas Raab für seinen Roman Der Metzger kommt ins Paradies. 2012 ging der Preis an Manfred Rebhandls Kriminalroman Das Schwert des Ostens (Czernin Verlag), 2011 wurde Der Posamentenhändler (Leykam) von Lizl Stein und Georg Koytek ausgezeichnet. 2010 war Stefan Slupetzky mit Lemmings Zorn (Rowohlt) der erste Leo-Perutz-Preisträger.
Bisherige Weltexpresso-Artikel zum Leo-Perutz-Preis
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1799-wiener-kriminalliteratur
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/2013-die-oscarreife-lesung-von-thomas-raab
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/2015-lesungen-im-bestattungsmuseum