Erste Reaktionen aus Frankfurt, wo die Buchmesse 2014 nun einen traurigen Auftakt hat

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Während noch alles auf der Buchmesse summte und rumpelte, denn der Aufbau von so viel Büchern ist eine logistische Anforderung, sprach sich im Lauffeuer herum, daß am selben Tag der große deutsche Dichter und Altmeister der Deutschen, Siegfried Lenz verstorben ist.

 

Der am 17. März 1926 in Elk, damals Ostpreußen, heute Polen, Geborene hat spätesten seit dem 1968 erschienenen Roman DEUTSCHSTUNDE eine Deutungshoheit über die Zeit des Nationalsozialismus und ihre falsch verstandene Auffassung, was Pflicht sei, zugestanden erhalten, die er mit Würde und Gelassenheit trug. Wir können vor der Eröffnungsfeier, auf der sein Tod sicher angesprochen und auf ihn reagiert wird, nur veröffentlichen, was als Erstes an Stellungnahmen auftauchte. Das war die des Frankfurter Oberbürgermeisters, die wir hier ungekürzt abdrucken.

 

In einem Kondolenzbrief hat Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann der Witwe von Siegfried Lenz persönlich wie auch im Namen der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats seine Anteilnahme ausgesprochen:

"Die Nachricht vom Ableben von Siegfried Lenz, der am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren verstorben ist, hat uns mit Betroffenheit und Trauer erfüllt. Zu diesem schweren Verlust sprechen wir Ihnen und der ganzen Familie im Namen der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats der Stadt Frankfurt am Main unser tief empfundenes Beileid aus.

Mit Siegfried Lenz verstarb einer der bedeutendsten und meistgelesenen Schriftsteller der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Mit seinem breit gefächerten Wirken hat er die Literatur in unserem Land geprägt und bereichert. Darüber hinaus hat er sich immer wieder zu gesellschafts-politischen Themen zu Wort gemeldet. Unter anderem gehörte er in den 60-er und 70-er Jahren zu den Unterstützern und Befürwortern einer neuen deutschen Ostpolitik. Unvergessen bleibt sein Einsatz für Solidarität mit Israel, als während des Golfkrieges der irakische Diktator Saddam den jüdischen Staat mit Raketen beschoss.

Für seine unermüdlichen Bemühungen hat die Stadt Frankfurt am Main Herrn Siegfried Lenz im Jahre 1999 den Goethe Preis verliehen. Diese Auszeichnung belegt, wie sehr das literarische Lebenswerk Ihres Mannes anerkannt und geschätzt wird.

Die Körperschaften der Stadt Frankfurt am Main werden Siegfried Lenz ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren."