Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2014, Teil 10
Susanne Sonntag
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nun ist sie also eröffnet, die Frankfurter Buchmesse, deren Tradition – man kann es gar nicht oft genug sagen – ins Mittelalter zurückgeht, wo in Fässern die Bücher zur Frühjahrs- und Herbstmesse angeliefert wurden.
Das geschieht heute auf andere Weise und wer sich in den Hallen am Tage der Eröffnung, der nur für die Verlagsleute und Eingeweihten zugänglichen Buchmesse umschaute, der traute seinen Augen nicht, denn er konnte die Logistik hinter den ordentlich präsentierten Büchern auf ordentlichen und ästhetisch ansprechenden Ständen der Verlage sehen – und zwar in heilloser Unordnung. Auf geschwungenen Rampen fahren die Laster direkt vor die Wand, die heute offen und die Buchmesse hindurch geschlossen bleibt. Auf großen Rollwagen geht es von da aus weiter zu den Ständen, wo fleißige Hände die Kisten und sehr oft auch noch die folienverschweißten Bücher auspacken und auf die Regale stellen. Denn die Vorübergehenden wollen schließlich hineinschauen, dafür ist die Messe ja auch da.
Ein anderes Thema sind die, die hier Geschäfte machen, Literaturagenten und andere, die zusammengescharrt die Bücher von morgen im Blick haben, vor allem sich um die Übersetzungen von den Büchern reißen, die Bestseller zu werden versprechen. Hauptsache, die Sache läuft und als im Vorfeld Buchmessendirektor Juergen Boos bekanntgab, daß sich die Ausstellerzahl in etwa gleichbliebe zu den vorangegangenen Messen, aber sich die Verteilung ändere, daß nämlich mehr ausländische und weniger deutsche Verlage angemeldet sind, konnte man schon das daraus schließen, was Boos am Eröffnungstag lakonisch auf die Frage eines Fernsehreporters von sich gab, ob nämlich mehr oder weniger gelesen werde: „Es wird genauso viel gelesen wie immer!“
Und das ist nicht wenig, das kann man auch sagen. Für den Besucher sind die Verlagsstände und die Autorenlesungen das Wichtigste. Zum LESEZELT auf der Agora und dem Autorentreff im Finnlandpavillon im ersten Stock des Forums kommen neu eine Autoren Lounge dazu, die allerdings nur für die Autorenzugänglich ist, aber Autogrammjäger auf den Plan ruft, die dann nur noch die Zettel hinstrecken müssen, wenn Schriftsteller, Sachbuchautoren, Dichter die Lounge betreten wollen. Für diese sagen wir an: Halle 5.1, Eingang Via Mobile.
Nicht entgehen lassen sollte man sich in Halle 4.1 das geräumige Viereck vom DEUTSCHEN BUCHPREIS. Dort sollten Sie auf jeden Fall hin. Denn der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, so zuständig für die gesamte Messe wie auch für den Deutschen Buchpreis, also auch für diesen Stand, hat für die Leser eine wunderbare große Ecke geschaffen. Dort sind nämlich zum Jubiläum des Preises, zehn Jahre – erst, glaubt man sagen zu müssen, so selbstverständlich ist er heute – Deutscher Buchpreis, alle Nominierten der kurzen Liste vertreten und für den heurigen Preis auch die lange Liste, also alle 20 Autoren mit ihren ausgewählten Büchern. Und jetzt kommt’s. Dazu gesellen sich aber von jedem der Schriftsteller auch die Bücher, die er davor oder danach schrieb, so daß man für sich eine ganzes Literaturkolleg an Ort und Stelle abhalten, gleich hier bleiben und für die nächsten Tage sich in all diese Werke vertiefen möchte.
Ein Wunschtraum, aber es ist auch so schön, wenigstens in die Bücher hineingucken zu können und noch mal DAS MÄDCHEN von Angelika Klüssendorf in die Hand zu nehmen und zu blättern oder die rasanten Romane der Marlene Streeruwitz, die dieses Jahr noch bei den zwanzig dabei war und gegen unseren Willen nicht auf die Sechserliste geriet. Irgendwann ist diese Autorin, so hofft man inständig, auch mal dran und mit ihr der Fischer Verlag.
Es geht aber nicht nur um schöngeistige Literatur, Wissenschaft ist auch angesagt. Dazu gibt es in der Wissenshalle, das ist Halle 4.2 im Forum Wissenschaft und Fachinformation zwei Buchmessen-Gespräche – natürlich muß hier alles anbiedernd auf Englisch b enannt sein, also Talks – statt: am Mittwoch, heute also, um 12 bis 13 Uhr unter dem Motto: wozu investigativer Journalismus?“, eine wirklich wichtige Frage, und am Freitag, 10. Oktober, von 12 bis 13.30 Uhr geht es um „Die Zukunft der Tageszeitung“, nicht weniger wichtig. Fortsetzung folgt.
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