Anläßlich des Gastlandes FINNLAND.COOL mehr über deren Kriminalromane und die Termine der Lesungen, Teil 6

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie kommt der 1965 in Mainz geborene Peter Jackob dazu, seine kriminellen Fantasien von Rheinhessen weg in die kalte unwirtliche Weite Finnlands zu verlagern. Denn bekannt wurde Jackob durch seinen Kriminalkommissar, das Mainzer Urgestein Schack Bekker. Peter Jackob gibt Antwort.

 

 

 

Claudia Schulmerich: Toivo Salonen, 33, Archäologe , promoviert, Museumsarbeit, Stipendium fürs Nichtstun – ist das ein alter ego?

Peter Jackob: Nee, kein alter ego, nein , nein. Ich habe eine gewisse Liebe zur Archäologie, habe sie aber nicht studiert, sondern Literaturwissenschaft ,und 33 Jahre ist deutlich jünger als ich, da hat mir einfach das Alter gefallen, mit Museumsarbeit kann ich auch nicht dienen und das Stipendium...er soll ja eigentlich etwas tun, er ist nur ein wenig lethargisch und ich wollte genau diesen Umschwung darstellen, zu diesem extremen Handeln, zu dieser Geschwindigkeit, die auf einmal aufkommt...

 

 

Ist das so ein Goethescher Held wie Wilhelm Meister in seinen Lehr- und Wanderjahren, der durchs Leben etwas wird?

 

Ja, genau, es ist so eine Entwicklungsfigur, ein Mensch, der sich durch die Verhältnisse, in die er gerät, weiterentwickelt, stärker wird.

 

 

Kommen wir nachher auf den Anlaß zu sprechen und fragen erst einmal nach dem „frühmittelalterlichen Schwert“. Was können wir uns darunter vorstellen, um welche Kultur handelt es sich?

 

Das ist die finnische Kultur im Südwesten von Finnland und das Schwert ist aus der Eisenzeit, so habe ich mir das vorgestellt, so um etwa 900-950 nach unserer Zeitrechnung. Ob das die Wikinger sind oder andere Völker, ist nicht wesentlich. Es ist ein Schwert aus der Region. Denn, wie ich im Buch schreibe, gibt es in der Vitrine 45 im Nationalmuseum ein vergleichbares Schwert. Aber das konnte ich natürlich nicht nehmen und habe dann eins erfunden, das entziffert wird auf der Seite 221, was natürlich auch die Hausnummer von Sherlock Holmes ist, um anzudeuten, daß dahinter ein Geheimnis steckt.

 

 

Wie sind Sie auf das Thema gekommen?

 

Ich war tatsächlich zu Besuch in Helsinki bei einer Freundin, die einen Finnen geheiratet hat, die ich schon lange kenne und wir waren gemeinsam natürlich im Nationalmuseum, dort sah ich das Schwert, begleitet von anderen archäologischen Gegenständen, ich kannte die Kalevala, das finnische Nationalepos und das alles hat mich inspiriert zu überlegen, was wäre, wenn auf diesem Schwert Zeichen wären, die eindeutig auf eine andere Kultur verweisen.

 

 

Ja, klingt gut, aber warum so viele Tote?

 

Na, das ist nicht so unüblich in einem Thriller. Das hat sich ehrlich gesagt, einfach so ergeben. Ich bin normalerweise einer, der in seinen Büchern nicht so viele umbringt, das war einfach...

 

 

Hat das vielleicht mit Finnland zu tun? Wie gut kennen sie es, was empfinden Sie für Finnland, daß sie Ihren Krimi dort spielen lassen?

Also, Finnland! Ich hatte schon als Kind eine Affinität zu Finnland, ich hatte als Kind Hockey gespielt und Eishockey geschaut und hatte von daher immer ein Faible für die Finnen gehabt. Dann habe ich studiert und eine gute Freundin von mir hat auch in Saarbrücken studiert und einen Finnen kennengelernt, da hatten wir immer engen Kontakt. Ich bin dann mehrmals nach Finnland gereist, weil die dort geheiratet haben. Ich habe mir sogar einmal dort ein Appartement genommen und zwei Monate im Winter dort gelebt, weil ich das sehr mag, die Stille und die Dunkelheit, ich mag auch den schrägen Humor der Finnen, zum Beispiel.

 

Ich reise gerne an Orte und bleibe dort, ich bin niemand, der dann am fremden Ort herumreist. Ich möchte dann gerne in der Fremde leben, die Kultur kennenlernen und in ihr leben.

 

 

Es ist ja ein alter topos für Schriftsteller, daß man sich umso näher kommt, je ferner man der Heimat ist.

 

So ist es. Ich bin dann ja auch zurückgekommen und habe erst einen Regionalkrimi geschrieben, eine Mainzer Figur geschaffen, die dann eben aus der Ferne gewissermaßen... die Sehnsucht nach Hause wurde dann immer stärker, obwohl ich niemals so ein heimatverbundener Typ war.

 

 

Aber für einen Leser, der mitbekommt, 14 Jahre hat der Mann in Italien gelebt, läge doch der Schauplatz Italien für Romane, für Krimis näher?

 

Ja, läge näher. Aber Finnland hat mich mehr gereizt. Ich fand das spannender, dieses Geheimnisvolle und die Stille und der Schnee. Ich mag das halt besonders, das hat so etwas Aufregendes, Verborgenes.

 

 

Das verstehe ich, aber ich verstehe nicht, daß 14 Jahre Italien keinen literarischen Niederschlag gefunden haben.

 

Noch nicht! Das kann noch kommen. Oh, das könnte durchaus Florenz sein, ich habe ja dort gelebt, da könnte durchaus noch etwas kommen...so was wie diese Brunettifigur, aber anders gestaltet...

 

 

Zurück zum Roman und Ihnen: Sie leben in Mainz, sind bekannt geworden durch zwei Krimiserien, die in Mainz und England spielen. Und nun also Finnland. Geht Finnland weiter, wird es sogar mit Toivo Salonen weitergehen?

 

Könnte ich mir vorstellen. Ja. Daß wir da noch einmal eine Anschlußgeschichte erleben, mit demselben Helden...

 

 

Was fällt Ihnen dazu sofort ein. Wie könnte es weitergehen?

 

Es könnte wieder eine archäologische Geschichte werden, eine richtige Anschlußgeschichte zum Schwert selbst . Vielleicht auch, daß er etwas mitgenommen hat aus der Höhle am Schluß und sich daraus eine andere Geschichte entspinnt. Könnte sein.

 

 

Mit seinen Mädchengeschichten könnte er aber schon einmal in die Pötte kommen, dieser Toivo Salonen, der sich nie festlegt.

Das ist doch ganz schön, daß er nicht so festgelegt ist. Das wird doch langweilig. Wenn alles so festgelegt ist, bleibt das so stereotyp. So ist er offen. Er hat ja mit der Linda kein Verhältnis, nur mit Saara. Er hat ja lange keine Frauengeschichte gehabt und wie das oft so ist, rückt man in der Not näher zusammen, da passieren ja die merkwürdigsten Sachen.

 

 

Gibt es etwas, was Sie gerne gefragt worden wäre.

 

Ich fand das sehr interessant, was Sie gefragt haben. Vielleicht danach, wann und wie man sich dafür entscheidet, Schriftsteller zu werden. Man ist ja nicht einfach direkt Schriftsteller. Das ist ja eine Entwicklung, eine Entscheidung, zu der man sich bekennen muß, einen Schritt machen muß. Da erinnere ich mich an die ersten Buchmesse, als ich jünger war; ich bin an den Ständen vorbeigelaufen und dachte, wie ist das denn, wenn Du auch dabei bist. Und irgendwann hatte ich das geschafft: Buch, Verlag, und hinter dem Stand stehen und Fragen beantworten.

 

 

P.S.:Die Frage nach der Eisenzeit und wann sie in Finnland gewesen sei, ist gar nicht so ohne. Denn es gilt: Für Skandinavien wird eine „germanische Eisenzeit“ postuliert, da sich die klassische Periodisierung für die Einordnung der dortigen Funde als untauglich erwies. Das beschriebene Schwert wird im Museum in Helsinki mit diesen Jahresangaben ausgestellt. Für unsere Gebiete wird die Eisenzeit sehr viel früher mit der Hallstattzeit (800 bis 450 v.Chr. angesetzt und der Latènekultur (5. bis 1. Jahrhundert v.Chr.). Claudia Schulmerich

 

INFO I:

 

Peter Jackob, Kilju, Thriller, Gollenstein Verlag, Oktober 2014

 

 

Peter Jackob, geboren 1965, lebt in Mainz und ist bekannt geworden mit seiner Krimireihe, in der er den allseits bekannten Ermittler Sherlock Holmes wieder auferstehen ließ. Sein Buch „ Das Geheimnis von Compton Lodge“ in dieser Reihe erhielt 2012 den „Blauen Karfunkel“ der Deutschen Sherlock Holmes Gesellschaft.

 

Einen besonderen Namen hat sich Jackob gemacht mit seiner Krimireihe um den Mainzer Hauptkommissar Schack Bekker, von dem bisher 3 Bände erschienen sind.

 

Außerdem ist Jackob Mitglied der Autorengruppen „ Mörderisches Rheinhessen“ und „Syndikat“

 

 

 

 

 

 

INFO II:

 

Neue Krimis aus Finnland:

 

Kati Hiekkapelto, Kolibri, Roman, aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara, ET

September 2014, Heyne.

 

Pekka Hiltunen, Die Frau ohne Gesicht und Das schwarze Rauschen, Roman, aus dem

Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara, ET 2014, Berlin Verlag.

 

Leena Lehtolainen, Der Löwe der Gerechtigkeit, Roman, aus dem Finnischen von

Gabriele Schrey-Vasara, ET Juli 2014, Rowohlt Taschenbuch.

 

Leena Lehtolainen, Das Nest des Teufels und Wer ohne Schande ist. Maria Kallio

ermittelt. Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara, ET Januar und August 2014,

Kindler.

 

Matti Rönkä, Finnische Freunde – Drei Viktor Kärppä Krimis in einem Band, Roman, aus

dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara, ET September 2014, Bastei Lübbe

 

Taavi Soininvaara, Tot – Leo Kara ermittelt, Krieg der Götter und Das andere Tier,

Roman, aus dem Finnischen von Peter Uhlmann, ET August und September 2014, Aufbau

Verlag.

 

Antti Tuomainen, Todesschlaf, aus dem Finnischen übersetzt von Anke Michler-

Janhunen, ET Oktober 2014, Ullstein/List.

 

Ilkka Remes, Das X-Virus, Thriller, aus dem Finnischen von Stefan Moster, ET Oktober

2014, dtv

 

 

Finnische Krimiautoren zu Gast in Deutschland:

 

Hamburg

Kriminacht mit Leena Lehtolainen und Kati Hiekkapelto

Harbor Front Literaturfestival Hamburg

07.10.2014, 20:00 Uhr

Kühne Logistics University - THE KLU

Großer Grasbrook 15-17

20457 Hamburg

 

 

Düsseldorf

Camilla Renschke liest Kati Hiekkapelto „Kolibri“

08.10.2014, 20:00 - 22:00 Uhr

Zentralbibliothek Düsseldorf

Bertha-von-Suttner-Platz 1

40227 Düsseldorf

 

 

Bad Berleburg

Leena Lehtolainen: Wer ohne Schande ist

Berleburger Literaturpflaster

10.10.2014, 20:00 Uhr

Amtsgericht

Im Herrengarten 5

57319 Bad Berleburg

 

Speziell AUF DER BUCHMESSE

 

Antti Tuomainen: Todesschlaf

09.10.2014, 13:30 - 13:50 Uhr

Finnland-Pavillon / Café. Stage., Forum, Ebene/Level 1, Messegelände

 

Kati Hiekkapelto: Kolibri

09.10.2014, 14:00 - 14:30 Uhr

Finnland-Pavillon / Café. Stage., Forum, Ebene/Level 1, Messegelände

 

Leena Lehtolainen

10.10.2014, 11:30 - 15:50 Uhr

Finnland-Pavillon / Café. Stage., Forum, Ebene/Level 1, Messegelände

 

Taavi Soininvaara: Das andere Tier

10.10.2014, 13:30 - 13:50 Uhr

Finnland-Pavillon / Café. Stage., Forum, Ebene/Level 1, Messegelände

 

Johan Bargum: Septembernovelle

11.10.2014, 12:00 - 12:20 Uhr

Finnland-Pavillon / Café. Stage., Forum, Ebene/Level 1, Messegelände

Matti Rönkä: Finnische Freunde

11.10.2014, 13:00 - 13:20 Uhr

Finnland-Pavillon / Café. Stage., Forum, Ebene/Level 1, Messegelände

 

 

FRANKFURT (CITY)

 

Finnischer Krimiabend mit Taavi Soininvaara und Pasi Jääskelainen

09.10.2014, 19:30 Uhr

Zentralbibliothek Stadtbücherei Frankfurt am Main

Hasengasse 4

60311 Frankfurt am Main

 

 

Krimilesung mit Pekka Hiltunen

10.10.2014, 20:00 Uhr

Buchhandlung „Die Wendeltreppe“

Brückenstr. 34

60594 Frankfurt am Main