Anläßlich des Gastlandes FINNLAND.COOL mehr über deren Kriminalromane und die Termine der Lesungen, Teil 8

Martina Ober

Ingelheim (Weltexpresso) – – Die Ungarin Anna Fekete hat gerade erst ihren Dienst als Kriminalmeisterin beim Dezernat für Gewaltdelikte angetreten, als 2 Nachrichten die Aussicht auf ein Eingewöhnen am neuen Arbeitsplatz und die Kollegen schlagartig zunichtemachen.



Eine junge Frau wurde beim Joggen in den Abendstunden mit einer Schrotflinte erschossen und Bihar Chelkin, eine junge Kurdin, wendet sich über Notruf hilfesuchend an die Polizei, weil sie sich in Lebensgefahr befindet.



Obwohl Esko Niemi für seine ausländerfeindliche Haltung bekannt ist, wird ihm Anna als Teamkollegin zugeteilt. Unter feindseligen Bedingungen nehmen die beiden die Ermittlungen im Fall der erschossenen jungen Frau auf. Man geht zunächst von einer Beziehungstat aus, da sich Riikka, das Opfer, erst kürzlich von ihrem langjährigen Freund getrennt hat. Als wenige Tage später in einem anderen Stadtteil ein Mann ebenfalls beim Joggen auf die gleiche Weise umkommt, scheint diese Vermutung falsch, da offensichtlich keine Verbindung zwischen den beiden Opfern bestand.



Die Polizei befürchtet, dass möglicherweise ein Serientäter sein Unwesen treibt, der bei den Leichen ein Amulett mit dem Bildnis eines aztekischen Gottes hinterlässt. Rund um die Uhr laufen jetzt die Ermittlungen auf der Suche nach dem Täter, um einen weiteren Mord zu verhindern. Aufgrund dieser Arbeitsbelastung ist klar, dass die Polizei den Fall der 17jährigen Kurdin Bihar Chelkin nur zu gerne als erledigt zu den Akten legt, als das Mädchen unversehrt auftaucht und selbst zu Protokoll gibt, bei ihrem Notruf hätte es sich um eine Versehen gehandelt.



Es ist 20 Jahre her, dass Anna Fekete mit ihrer Mutter und dem älteren Bruder Akos die Heimat Serbien während der Jugoslawienkriege verlassen hat, um nach Finnland zu fliehen. Die Familie gehörte dort zur ungarischen Minderheit. Im Gegensatz zu Akos, der keinen Fuß fassen konnte in der neuen Heimat und wie so viele von Sozialhilfe lebt, ist es Anna mit ihrer Bereitschaft, sich zu integrieren in die neue Heimat und mit unermüdlichem Willen gelungen, sich von der Streifenpolizistin hochzuarbeiten zur Kriminalmeisterin. Es ist wohl das gemeinsame Schicksal der Migranten, dass Anna sich so sehr um das Wohlergehen der jungen Bihar Chelkin sorgt, die gegen die muslimischen Traditionen verstoßen hat und der jetzt Gefahr droht durch die eigene Familie. Denn dass das Mädchen bei ihrer Aussage gelogen hat, steht für Anna zweifelsfrei fest. Trotz des Arbeitsdrucks im Fall der ermordeten Jogger beschließt sie, in ihrer Freizeit die Chelkins zu überwachen, um herauszufinden, was wirklich los ist in der aus Kurdistan stammenden türkischen Familie. Wie sich herausstellen soll, ist Annas Instinkt absolut richtig.



Fazit

Mit Anna Fekete hat Kati Hiekkapelto eine neue Ermittlerin geschaffen, der es mit ihrer direkten Art und ihrem an die Belastungsgrenze gehenden Arbeitseinsatz gelingt, sich den Respekt der Kollegen zu sichern und was für sie noch wichtiger ist, Eskos Zuneigung zu gewinnen.

Es gelingt Hiekkapelto, durch einen ständigen Wechsel der Schauplätze und Handlungen über das ganze Buch hinweg eine gewisse Spannung, zumindest aber Interesse zu erhalten. In Finnland ist bereits das zweite Buch mit Anna Fekete erschienen und wir sind schon jetzt gespannt, wie es weiter geht im Leben der jungen Ermittlerin.

Bevor sie sich der Schriftstellerei widmete, war Kati Hiekkapelto (geb. 1970) Sonderpädagogin und als Lehrerin für Migranten tätig. Außerdem hat sie eine Weile unter der ungarischen Minderheit im Norden Serbiens gelebt. Deshalb ist nachvollziehbar, dass diese Themen einen solchen Raum im vorliegenden Roman einnehmen. Völlig vernachlässigt wird jedoch die Örtlichkeit, wo sich das Geschehen abspielt. Konnten wir in den bisher gelesenen finnischen Kriminalromanen immer nachvollziehen, wo sie spielten, soll diese Information leider im vorliegenden Buch keine Rolle zu spielen.





INFO:

 

Kati Hiekkapelto, Kolibri, Thriller, Heyne Verlag, September 2014