Literaturpreis der Europäischen Union 2014. Frankfurter Buchmesse. 8. bis 12. Oktober 2014, Teil 13
Martina Ober und Roman Herzig
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Freude war ihnen anzusehen, als ihre Namen bekannt gegeben wurden und sie auf die Bühne kamen, die sechs anwesenden von den insgesamt 13 Gewinnern des Literaturpreises der Europäischen Union, der in diesem Jahr zum 6. Mal verliehen wurde.
Janne Teller, die international bekannte dänische Schriftstellerin mit deutsch-österreichischen Wurzeln, die zwischen ihren Wohnorten New York und Berlin pendelt, moderierte souverän die Veranstaltung. Ausgewählt von nationalen Jurys in einem Drittel der Länder – diesmal waren es 13 –, die am EU-Programm „Kreatives Europa“ teilnehmen, wurden die besten jungen Autoren und Autorinnen Europas. Die von den sechs anwesenden Gewinnern kurz abgegebenen Statements brachten die Zielsetzung des Preises auf den Punkt. Die Nachwuchstalente aus vielen europäischen Ländern erhalten als Preisträger die Möglichkeit, auch über die Grenzen ihres Heimatlandes hinweg, einen höheren Bekanntheitsgrad zu erreichen.
Außerdem ermöglicht ihnen das mit der Auszeichnung verbundene Preisgeld in Höhe von jeweils 5 000 Euro, ihre Werke in einem gewissen Rahmen auch im Ausland zu veröffentlichen und ihre Literatur damit zur europäischen Literatur werden zu lassen. Die Auszeichnung der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt am 18. November im Concert Noble in Brüssel im Rahmen einer Galaveranstaltung.
Warum sich nicht alle Länder, die der EU angehören, daran beteiligen, weiß keiner genau. Pflicht ist es nicht und selbstverständlich ist dies für kleinere Länder sehr viel attraktiver als für Buchmärkte wie den deutschsprachigen, französischen oder britischen, da kleinere Länder nicht genuin als Leseländer und damit Schreibländer gelten. Wobei unsere Aussage gleich schon wieder eingeschränkt werden muß. Denn für das deutschsprachige Liechtenstein ist es sogar höchst wichtig, über den Preis der EU an Armin Öhri für seine anspruchsvollen Kriminalromane auf dem europäischen Kontinent überhaupt als Land, als Leseland wahrgenommen zu werden. Und England ist auch dabei, dabei ist der englischsprachige Markt der größte der Welt. Mit diesen Ausnahmen stimmt die Aussage dann trotzdem.
Auf jeden Fall gratulierte Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend „allerherzlichst“ und betonte: „Die Auszeichnung gebührt den besten jungen Autoren und Autorinnen in Ezropa, unabhängig von ihrem Land oder ihrer Sprache. Ziel ist es, die beste zeitgenössische Literatur Europas zu präsentieren sowie den grenzüberschreitenden Verkauf und die Übersetzung, Veröffentlichung und Lektüre von Literatur aus anderen Ländern zu fördern.“ Diese Förderung schließt eben ein: „Übersetzungen können aus dem neuen EU-Programm 'Kreatives Europa' finanziell unterstützt werden; das soll den Autoren helfen, auch über Landes- und Sprachgrenzen hinweg Leser anzuziehen.“
Im Anschluss an diese Veranstaltung fanden sich fünf der Vorjahresgewinner auf der Bühne ein, um unter der Leitung von Janne Teller über die Möglichkeiten der Literatur, den Vorteil ihrer Internationalisierung und die Frage nach dem europäischen Schriftsteller zu diskutieren. Janne Teller ist als Person dafür genau die Geeignete, denn seit sie im Jahr 2010 NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST veröffentlicht hatte, reißt die Debatte darüber, ob man Kindern und Jugendlichen auch schwere Kost zumuten dürfe, nicht ab. In ihrem Buch geht es um die Frage nach dem Sinn des Lebens, bzw. dessen Sinnlosigkeit. Wer weiß, daß kaum eine Frage für Pubertierende so existentiell ist wie diese, hat damit ein Ja schon ausgesprochen. So sahen es auch die rund 200 000 Käufer ihres Buches, allein in Deutschland.
Mely Kiyak wiederum ist immer ein Garant dafür, daß es nicht beim Wischi-Waschi bleibt, sondern pointiert Position bezogen wird. Zwei Frankfurter Zuhörer unterhielten sich im Publikum ein bißchen laut darüber, wie interessant die Zeiten noch waren, als Mely Kiyak in der Frankfurter Rundschau noch ihre Kolumnen schrieb, die zu hundertfachen Leserbriefen Pro und Contra führten.
Die Diskussion im Lesezelt auf der Agora der Messe rief besonders bei dem in Deutschland lebenden russischen Teilnehmer, Michail Schischkin, heftige Emotionen hervor. Er veranschaulichte bewegt die Situation in seinem Heimatland und plädierte für ein Literaturfestival in dem russischen Teil der Ukraine. So fordert er den Beitrag der Literaten für die Zukunft Europas ein. Fortsetzung folgt.
Foto: von der Diskussion, Martina Ober
INFO:
Teilgenommen an der diesjährigen Bekanntgabe der Gewinner haben die Schriftsteller aus Albanien, Lettland, Liechtenstein, Niederlande, Malta und Serbien,
Teilgenommen an der Diskussionsrunde haben Michail Schischkin, Katvi Lipson, Mely Kiyak und Marica Bodrozik
Weiter Informationen zum Literaturpreis der Europäischen Union finden Sie unter:
http://www.euprizeliterature.eu/