Literaturpreises der Europäischen Union 2014. Frankfurter Buchmesse 8. bis 12. Oktober 2014, Teil 14
Martina Ober und Roman Herzig
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Sehr angenehm, daß den Anwesenden alle 13 diesjährigen Preisträger, von denen also sechs anwesend waren, in einer gesonderten Information schriftlich vorgestellt wurden, was wir hier gerne weitergeben, allerdings anmerken wollen, daß wir über den geringen Frauenanteil verblüfft sind.
Ben Belushi aus Albanien
Geboren 1969, studierte er albanische Sprache und Literatur an der Universität in Tirana, war Chefredakteur einer Zeitung und startete 1999 seine politische Laufbahn im Kabinett des albanischen Premierministers. Mehrere Monate war er stellvertretender Außenminister und in 2001 Bildungsminister. Derzeit ist Blushi Parlamentsabgeordneter für die Sozialistische Partei.
Sein Roman Othello, der Mohr von Venedig ist angelehnt an eine der bekanntesten Shakespeare-Tragödien, spielt aber zwischen 1300 und 1400, also mehr als 100 Jahre vor Shakespeares Geburt. Es ist vor allem ein Roman über die Liebe und ihre Macht die Dinge zu verändern.
Milen Ruskoe aus Bulgarien
Geboren 1966, studierte er Philologie an der Universität in Sofia und lebt und arbeitet als Schriftsteller und Übersetzer heute in Sofia. Er hat in der Vergangenheit bereits 3 Bücher veröffentlicht, die alle mit Preisen in Bulgarien ausgezeichnet wuden.
Sein Roman Erhöhung spielt im Bulgarien des Jahres 1872, der Zeit der türkischen Herrschaft also, als die Zeit der sogenannten nationalen Wiedergeburt begann. Der Pomp der revolutionären Ideale wird aus der Sicht des praktischen Batscho Gitscho und seines Gefährten Asen beschrieben. Patriotische Klischees werden auf den Prüfstand gestellt, ohne den verzweifelten Heroismus der Zeit klein zu reden.
Jan Nemec aus der Tschechischen Republik
Geboren 1981, hat einen MA-Abschluss in Religions- und Sozialstudien und in Theaterdramaturgie. Er arbeitet als Redakteur einer literarischen Monatszeitschrift und als Drehbuchautor für den fernsehsender CT Art.
Mit seinem Roman „Eine Geschichte des Lichts“ legt er eine Biographie über den berühmten Fotografen Frantisek Drtikol vor. Drtikol, diese schillernde Persönlichkeit, der weltberühmter Fotograf, ein Meister der Aktfotografie, ein Mystiker und ein Buddhist war. Letzteres hinderte ihn selbstverständlich nicht daran, an den Kommunismus zu glauben. Ein Mann voller Widersprüche also.
Makis Tsita aus Griechenland
Geboren 1971 in Giannits, studierte er Publizistik in Thessaloniki, wo er beim Hörfunk tätig war. Seit 1994 lebt er in Athen und arbeitet im Verlagswesen. Er ist Direktor einer literarisch-kulturellen Internetzeitschrift.
In seinem Roman „Gott ist mein Zeuge“ schildert er humorvoll und bewegend, wie es einem Anti-Helden geht, wenn er, die 50 überschritten und arbeitslos, von Arbeitgebern, Frauen, die er kennenlernt, und seiner eigenen Familie schlecht behandelt und hintergangen wird.
Oddny Eir aus Island
Geboren 1972, promovierte sie an der Sorbonne und forschte für isländische Museen. 3 autobiografische Romane wurden von ihr bereits veröffentlicht. Sie ist als Übersetzerin und Herausgeberin von Literatur tätig und führt mit ihrem Bruder zusammen eine Galerie. Zusammen betreiben sie außerdem einen Verlag.
Mit Landbesitz erzählt sie in Form eines Tagebuchs vom Leben einer Frau, das bestimmt wird von der Suche nach einem Ort, wo sie sich zu Hause fühlen und sesshaft werden kann. Diese Suche führt aber auch dazu, dass sie sich verliert und auch Antworten sucht auf Fragen die ganze Menschheit betreffen.
Janis Jonevs aus Lettland
Geboren 1980, erreichte an der lettischen Kulturakademie einen Masterabschluss. Er arbeitet als Werbetexter und seit 2002 auch als Rezensent und Übersetzer aus dem Französischen.
Sein Roman „Mansards“ spielt in den 1990-er Jahren in der lettischen Stadt Jelgava. Er kombiniert die Tagebuchaufzeichnungen eines Teenagers, der sich auf dem Wege zur Selbstfindung einer Subkultur anschließt, mit einer detailgenauen Beschreibung der Anfänge der zweiten lettischen Unabhängigkeit.
Armin Öhri aus Liechtenstein
Geboren 1978, studierte er Geschichte, Philosophie und deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft. Neben der Schriftstellerei arbeitet Öhri an einer Wirtschaftsschule in der Schweiz.
In seinem historischen Kriminalroman „Die dunkle Muse“ stellt er den ersten Teil einer chronologischen Romanreihe vor. Er weicht von dem klassischen Krimikonzept ab und informiert den Leser schon gleich zu Anfang über die Identität des Mörders. Dieser kann jetzt den Irrungen und Wirrungen des Ermittlers in den Straßen und verrufenen Vierteln im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf dem Weg zur Lösung folgen.
Pierre J. Mejlak aus Malta
Geboren 1982, schrieb er schon in jungen Jahren Kinder- und Jugendbücher. Außerdem veröffentlichte er bereits 2 Bände mit Kurzgeschichten. Er arbeitete einige Jahre als Journalist und wurde zweimal mit dem maltesischen Journalistenpreis ausgezeichnet.
Mit „ Was die Nacht dich sagen lässt“ schrieb er 10 Kurzgeschichten, die eingerahmt von Vorrede und Nachwort, oftmals die Spannung erzeugen durch das Zusammentreffen von Gegenwart und Vergangenheit. Es handelt sich bei den Ich-Erzählern häufig um Reisende, die versuchen ihr gelebtes Leben zu verstehen und ggf. den Teil der Vergangenheit, der nicht nach Plan verlief, rückgängig zu machen.
Ognjen Spahic aus Montenegro
Geboren 1977,hat bereits 2 Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Sein Roman „Hansens Kinder“ wurde 2005 ausgezeichnet als bester neu erschienener Roman in Kroatien, Serbien, Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina. 2007 war er „Resident Writer“ des International Writing Program der Universität von Iowa. 2011 erhielt er den Preis des rumänischen Ovid-Festivals für junge Talente.
Mit „Kopf voller Freude“ hat er 16 ungewöhnliche Geschichten aus dem Leben der jeweiligen Helden erzählt. Er zeichnet ein Bild von der Kollision der äußeren und inneren Welt des modernen Menschen und interpretiert die universellen Werte des Lebens.
Marente de Moor aus der Niederlande
Geboren 1972, verfasste sie 1999 über ihre Arbeit als Korrespondentin in Sankt Petersburg ein Buch ( Petersburger Erzählungen). 2007 schrieb sie erfolgreich ihren ersten Roman und erhielt für ihr zweites Werk „ Die niederländische Jungfrau“ 2011 den AKO-Literaturpreis.
Es ist dieses Buch, wofür sie in diesem Jahr den Literaturpreis erhält. Es spielt im Sommer 1936, in dem die Heldin des Buches, Janna, ihren Jugendfreund Egon von Böttcher in Deutschland besucht. Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte in der gespannten Situation und der Unsicherheit, die herrscht angesichts der drohenden Veränderungen in dieser Zeit
Ugljesa Sajtinac aus Serbien
Geboren 1971, studierte er Darstellende Kunst in Belgrad. Er arbeitete als Drehbuchautor am serbischen Nationaltheater. Seit 2005 unterrichtet er Schauspiel an der Kunstakademie in Novi Sad und seit 2007 gehört er dem serbischen Schriftstellerverband an.
Mit „Ganz kleine Gaben“ schrieb er einen Briefroman zwischen 2 Brüdern, die sich austauschen über ihr Leben in Serbien und in den USA. Es entsteht eine Familienchronik, die spannende Fragen über die Welt in der wir leben aufwirft.
Birgül Oguz aus der Türkei
Geboren 1981. Hat sie einen Bachelor-Abschluss in vergleichender Literaturwissenschaft und einen Master in Kulturstudien erworben. Sie hat bereits Kurzgeschichten, Essays, Artikel und Übersetzungen in mehreren türkischen Literaturzeitschriften veröffentlicht. Writer-in-Residence im quartier 21 in Wien war sie im letzten Winter. Aktuell arbeitet sie an der Promotion und hält Vorlesungen über Textanalyse.
Mit „Aha“ hat sie achteinhalb Geschichten über Psychologie, Trauer und Melancholie geschrieben. Sie versucht Fragen um die Trauerbewältigung zu beantworten, erzählerische Mittel dafür zu finden.
Evie Wyld aus England
Sie lebt in London und betreibt einen Bookshop. Ihr erster Roman wurde bereits mit 2 Preisen ausgezeichnet. 2012 wurde sie in die Liste der 12 besten neuen britischen Schriftsteller gewählt und 2013 in die Liste der besten britischen Jungautoren aufgenommen.
Mit ihrem Roman „Alle Vögel singend“ wird die Geschichte einer Frau, die mit ihrem Hund und ihren Schafen auf einer namenlosen britischen Insel lebt, erzählt. Die Tragödie ist, jede Nacht wird eines ihrer Schafe förmlich zerfetzt.
Foto: Armin Öhri
INFO:
Teilgenommen an der diesjährigen Bekanntgabe der Gewinner haben die Schriftsteller aus Albanien, Lettland, Liechtenstein, Niederlande, Malta und Serbien,
Teilgenommen an der Diskussionsrunde haben Michail Schischkin, Katvi Lipson, Mely Kiyak und Marica Bodrozik
Weiter Informationen zum Literaturpreis der Europäischen Union finden Sie unter:
http://www.euprizeliterature.eu/