Anläßlich des Gastlandes FINNLAND.COOL mehr über deren Kriminalromane und die Termine der Lesungen, Teil 11
Martina Ober
Ingelheim (Weltexpresso) - Was ist Sonja Merivaara zugestoßen, die ihr Büro kurz verlässt und nie mehr zurückkehrt an ihren Arbeitsplatz? Sie hinterlässt einen 13jährigen Jungen, Aleksi, der, herausgerissen aus der engen Zweisamkeit mit der Mutter, seine weiteren Jugendjahre bei wechselnden Pflegefamilien verbringen muss.
Das plötzliche Verschwinden seiner Mutter lässt Aleksi nicht los und er will, ja er muß herausfinden, was an ihrem letzten Tag geschehen ist. Denn, dass sie Opfer eines Verbrechens wurde, liegt für ihn klar auf der Hand. Er beendet Schule, Militärdienst und Ausbildung zum Zimmermann, ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Mit zunehmendem Alter kann er die Erinnerungen an die letzten Wochen mit der Mutter immer besser deuten und in Zusammenhang mit ihrem Verschwinden setzen.
Er erkennt in Henrik Saarinen, der Lichtgestalt am finnischen Wirtschaftshimmel, den Arbeitgeber der Mutter, mit dem sie zuletzt eine enge Beziehung führte. Könnte Saarinen verantwortlich sein für ihr Verschwinden? Viel spricht dafür, als 10 Jahre später einer anderen Frau das gleiche Schicksal wie Aleksis Mutter widerfährt. Auch sie hat sich auf Saarinen eingelassen.
Es braucht weitere zehn Jahre, bis für Aleksi der Gedanke, dass Saarinen Schuld trägt am Verschwinden seiner Mutter, zur Gewissheit wird und er sich von seiner großen Liebe Miia trennt, um unter falschem Namen die Stelle des Hausmeisters auf Saarinens Gut anzunehmen. Dort will er auf eigene Faust Nachforschungen anstellen, da die Polizei den Fall längst zu den Akten gelegt hat.
Er trifft auf Amanda, die heißblütige und undurchsichtige Tochter Saarinens, mit der ihn schnell eine leidenschaftliche Beziehung verbindet, die er zwar nicht wollte, aber für seine eigenen Zwecke nutzt, Informationen zu erlangen über ihren Vater und was damals geschehen ist vor 20 Jahren, als Amandas Mutter, die offizielle Ehefrau Saarinens, sich von diesem trennte und nach Spanien ging.
Schwer ins Gespräch kommt er mit Enni Salkola, der verschlossenen Küchenhilfe und mit Markus Hermala, Saarinens Chauffeur. Beide hüten anscheinend eigene Geheimnisse und sind seit über 20 Jahren Saarinens Wegbegleiter und somit mögliche Beobachter aus der Zeit, als Aleksis Mutter verschwand. Henrik Saarinen bringt seinem neuen Hausmeister ein ganz offensichtliches Interesse entgegen, dass man den Verdacht nicht los wird, er weiß mehr über Aleksi, als diesem lieb sein kann. Die Frage ist nur, woher? Obwohl ein andauerndes Gefühl von Gefahr in der Luft liegt, treibt Aleksi seine Nachforschungen voran, um aus den vielen verschlungenen Pfaden, den zu finden, der ihn zum Ziel, dem Mörder seiner Mutter führt.
Fazit
Todesschlaf ist ein beklemmendes Buch, das einfühlsam das Schicksal eines Kindes schildert, das durch das Verschwinden der Mutter jede Bezugsperson verloren hat. Herumgereicht in verschiedenen Pflegefamilien, verliert es nie das Ziel aus den Augen, den Menschen zur Rechenschaft zu ziehen, der dafür verantwortlich ist. Eine weitere enge Beziehung zu einem Menschen einzugehen, ist er vor Beendigung dieser Aufgabe nicht imstande. Ungeachtet der Lebensgefahr, in die er sich begibt, verfolgt er alle sich ihm bietenden Spuren. Das Tempo seiner Jagd steigt stetig. Die Gewalt, der er ausgesetzt ist, stellt er nie in Frage und wird schlussendlich mit einer Lösung belohnt, die er so allerdings nicht erwartet hatte.
Ein Buch für alle Krimifans, die neben reiner Action auch subtile Spannung und Tiefgründiges mögen.
INFO:
Antti Tuomainen, Todesschlaf, Ullstein Verlag, Oktober 2014