Frankfurter Buchmesse 8. bis 12. Oktober 2014, Teil 27

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Vor Jahren, da verbanden die Deutschen mit dem Namen Grönemeyer erst einmal Bruder Herbert, der als Musiker, als Sänger reüssierte. Längst fragen die Leute beim Namen Grönemeyer: „Welcher?“ Was Bruder Dietrich, Mediziner und Autor, mit dem Jüngeren verbindet, ist eben auch der Erfolg und persönliche Popularität, die sich mit dem neuen Film DER KLEINE MEDICUS. BODYNAUTEN AUF GEHEIMER MISSION IM KÖRPER noch steigern wird.

 

Claudia Schulmerich: Das wird für mich jetzt das unkritischste Interview meines Lebens, denn wer sollte etwas dagegen haben, daß Kinder und Jugendliche – Erwachsene auch – mehr über den Körper, über ihr Inneres und wie es 'funktioniert' erfahren. Es wird also nur um Details gehen. Beruhigt Sie das?

 

Dietrich Grönemeyer: Ja, aber ich gehe mit Begeisterung ins Interview, weil ich einfach von der Sache begeistert bin.

 

 

In meinen Presseunterlagen zum Film steht auf Seite 7 „Das Buch und das Hörspiel zum Film erscheinen rechtzeitig vor Kinostart am 19. September.“ Hier am Stand am 10. Oktober stehen Sie und ihr „Der kleine Medicus“in neuer Version. Der Film kommt erst am 30. Oktober in die Kinos und Ihre „Neue Abenteuer und mehr Gesundheitstipps mit Nano“ stehen hier schon in Blau, aber noch ohne Inhalt?

 

Das erste Buch war DER KLEINE MEDICUS von 2004/05, das nun hier mit den Fotos aus dem Film und gründlich überarbeitet steht (blättert im Buch). Der kleine Medicus, hier zu sehen als jemand, der gerade aufwacht, weil er geträumt hat, daß sein Hund gestorben ist und dann sagt: „Ich werde jetzt Arzt“. Der Hund ist nur angefahren worden und letztendlich löst sich das alles auf, es war nur ein Traum, aber er will Arzt werden.

 

Und das kleinere Buch hier, das ist das Buch zum Film, das es schon gibt, der Film selbst kommt Ende Oktober in die Kinos. Und dieses hier, das blaue dicke Buch, das ist das neue Buch, das hier nur den Umschlag zeigt, aber schon fix und fertig ist. An diesem Buch ist neu, daß Nano sich Gedanken macht zu den verschiedenen Religionen, daß er sich verliebt in Lilly, was im Film schon vorweggenommen ist, aber hier erst stattfindet – und er ist Sportarzt! Die beiden Bücher fußen aufeinander. Der Film ist eigentlich die Verfilmung des ersten Buchs, zeigt aber kleine Begebenheiten des zweiten Teils, wie das Verlieben, schon. Das wollten die Filmleute so.

 

Daneben gibt es noch die beiden Hörspiele hier. Dies ist das Hörspiel zum Kleinen Medicus und dann ein eigenes Hörspiel zum Film, das aber schon jetzt erschienen ist.

 

 

Ich bin erst jetzt beim Film in einer Pressevorführung eingestiegen. Der Film zieht einen nicht nur direkt in Opas Körper hinein, sondern in die ganze Geschichte. Warum ist Nano so klein? Bitte erzählen Sie doch mal, wie Sie auf diese Figur gekommen sind.

 

Ich von Hause aus Radiologe, das heißt, ich gucke seit 30- 35 Jahren mir Bilder aus dem Körper, erst Röntgen- dann Computertomografie und dann später Kernspintomografie. Ich war immer fasziniert von dieser Schönheit des menschlichen Körpers, vor allem als wir angefangen haben, diese Bilder dreidimensional weiter zu konstruieren im Computer. Und dann habe ich mir überlegt. das mußt du eigentlich den Menschen mitteilen, wie schön der Körper ist - über Bilder, weil wir den Körper immer nur von außen, aber nicht von innen sehen. Wie toll Organe funktionieren. Wir haben immer mehr Volkskrankheiten in den jüngeren Jahren, ach überhaupt generell, aber eben auch schon in den jüngeren Jahren. Sie finden die bei Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren, wo schon zu 70 Prozent Rückenschmerzen auftreten. Meine jüngste Beinscheibenpatientin ist 13 Jahre alt. In einer gesellschaftlichen Situation, wo Schlaganfälle, Herzinfarkte schon im Alter von 20 oder 30 vermehrt auftreten oder Kinder an Altersdiabetes erkrankt sind, habe ich mir gesagt, ich muß irgendwas entwickeln und habe dann den Kleine Medicus gefunden, nämlich eine Figur, die anderen Kindern erklärt, wie der Körper funktioniert und was sie selbst tun können. So ist eigentlich der Kleine Medicus entstanden als von-Kind-zu-Kind-Kommunikation. Ich glaube einfach, daß Kinder viel aufnahmebereiter sind und doch die Zukunft unserer Gesellschaft bilden und von daher sich anders entwickeln sollten als wir, mehr Wissen haben sollten als wir.

 

 

Aber warum ist Nano so klein?

 

Er ist kleinwüchsig, er wird gehänselt, wie viele Kinder ja auch gehänselt werden. Aber er geht mit dieser Hänselei, mit seinem Makel, nämlich kleinwüchsig zu sein, unglaublich gut um; er ist ein toller Sportler, er ist dadurch, daß er schon Nano genannt wird, eigentlich auch prädestiniert noch kleiner zu werden, er wird ja geschrumpft. Und auf einmal ist er der Große, weil er im Körper Abenteuer erlebt, die andere Kinder ja nicht erleben. Und daraus wird aus einem so genannten Makel, eben auch eine Stärke, eine große Stärke.

 

 

Und wen mögen Sie in ihrem Film am liebsten, wen können Sie nicht leiden?

 

Im Film ist Nano natürlich meine Lieblingsfigur, gefolgt von Rappel, dem Hasen, der auf einmal sprechend wird, und naja, er macht auf einmal Menschenversuche, aber nicht zum Schaden der Gesundheit, sondern zu ihrem Nutzen. Er verkleinert Nano und seine kulleraugend lieblich schauende und lächelnde Lilly, die Nano ganz viel Kraft gibt und er ihr auch, die sind ja so leicht verliebt, also die drei sind meine Favoriten auf der guten Seite. Auf der bösen Seite ist es natürlich einmal Serge, der slapstickartig agierende Assistent von Professor Schlotter, dem Bösewicht, vor dem man schon mal ganz schön zucken kann, vor allem, wenn die Kinder unter Vier sind, würde ich sagen: Vorsicht.

 

Er guckt eben so grimmig und hat dann auch seinen Roboter entwickelt, der Gobot, wenn der seine Kreissäge ausfährt, das ist schon eine Situation, da kriegt man schon einen Moment einen Schreck und denkt: Hm. Also auch ich. Ich habe dann überlegt, muß ich das den Kindern antun, aber ich glaube, wenn man Märchen erzählt oder auch so erzogen ist wie ich und wie wir alle mit Rotkäppchen und Der Wolf und die sieben Geislein, das Böse ist auch das, was wir in der Welt immer wieder finden, Gut und Böse, und dem muß man sich auch stellen, auch als Kind stellen, das Böse bekommt dann ja auch eine Faszination, wenn es überwunden wird. Erst Grauen, ein bißchen Grusel und Grauen und dann wird es überwunden und aufgelöst.

 

 

Also die Funktion der Märchen überhaupt. Also Identifikation und Stellvertretung.

 

Genau. Stellvertretung auch mit den Dämonen, quasi auch in uns und um uns herum und diese Auseinandersetzung, die habe ich versucht in diesem modernen sience fiction Märchen zu erzählen und entsprechend im Film weiterzuentwickeln. Fortsetzung folgt.

 

 

INFO: NEU IM Herbst 2014

 

FILM von Peter Claridge, Der kleine Medicus. Bodynauten auf geheimer Mission im Körper, mit den Stimmen von Christiane Paul, Bernhard Hoecker, Malte Arkona, Sebastian Fitzer u.a. auch Dietrich Grönemeyer

Kinostart: 30. Oktober

www.der-kleine-medicus-film.de

 

Dietrich Grönemeyer, Der kleine Medicus, überarbeitete Neuasugabe, Umschlagmotiv Noemi Merkle unter Verwendung des Filmdiesigns, 320 Seiten, Dressler Verlag 2014, schon erschienen

 

Dietrich Grönemeyer, Die neuen Abenteuer des kleinen Medicus, Umschlagmotiv Noemi Merkle unter Verwendung des Filmdesigns, Dressler Verlag 2014, Erscheinungsdatum 30. Oktober

 

Dietrich Grönemeyer, Der Kleine Medicus – Das Buch zum Kinofilm, Novelization des Drehbuchs mit vielen farbigen Filmbildern, Dressler Verlag 2014, schon erschienen

 

Dietrich Grönemeyer, Der kleine Medicus. Hörspiel ab 8 Jahre, 2 CDs, Dressler Verlag 2014, schon erschienen

 

Dietrich Grönemeyer, Der kleine Medicus – Das Original-Hörspiel zum Kinofilm, 1 CD, mit Christiane Paul, Bernhard Hoecker u.a., Dressler Verlag 2014,schon erschienen

 

Foto: Peter Ring

 

www.der-kleine-medicus.de

www.dressler-verlag.de