Afrikanische, südamerikanische und südostasiatische LITERATURTAGE Ende Januar in Frankfurt am Main

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Großveranstaltung “Literaturtage” findet wie gehabt Ende Januar im Literaturhaus Frankfurt statt. Nach der arabischen Welt, Afrika und Mittelamerika lenken wir diesmal die ganze Aufmerksamkeit auf die hochinteressante und literarisch bei uns auf jeden Fall noch zu entdeckende Region Südostasien.

 

Von der neuen Weltempfänger-Bestenliste können Sie sich inspirieren lassen, wenn Sie noch auf der Suche nach Buchgeschenken sind. Das Litprom-Team verrät außerdem wieder, welche literarischen Überraschungen es unter den Weihnachtsbaum legt.

 

 

 

Die neuen Besten im Dezember

 

Der Weltempfänger Nr. 25 entführt die Leser wieder einmal um die Welt und hat unterwegs viele starke Frauen getroffen. Start ist in Nigeria, wo Lola Shoneyin uns Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi auf unterhaltsame Weise näherbringt. Diese “bitterböse und hochkomische Gesellschaftssatire”, so Jurymitglied Katharina Borchardt, hat es auf Platz 1 geschafft.

 

 

Bestenliste "Weltempfänger" Nr. 25/ 2014

 

Start ist in Nigeria, wo Lola Shoneyin uns Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi auf unterhaltsame Weise näherbringt. Es geht weiter nach Guatemala, und Eduardo Halfon bezieht sich in Der polnische Boxer auf die Nummer auf dem Arm seines Großvaters. Gilbert Gatore aus Ruanda erzählt über die Folgen des Genozids im Roman Das lärmende Schweigen, und aus Simbabwe ist mit NoViolet Bulawayo eine neue frische Stimme zu hören, die in ihrem Debüt fordert Wir brauchen neue Namen. In Indien bricht eine junge Lyrikerin im Gedichtband Fräulein Militanz Tabus und Roberto Bolaño schreibt in altbekannter Manier über Mörderische Huren. Und María Inés Krimer aus Argentinien bringt uns als unfreiwillige Privatdetektivin in Sangre kosher zum Schmunzeln.  

 

WELTEMPFÄNGER

Litprom-Bestenliste: Belletristik aus Afrika, Asien und Lateinamerika

 

1. Lola Shoneyin. Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi [Nigeria]*

Roman. Aus dem Englischen von Susann Urban. Edition Büchergilde, 352 Seiten

 

Baba Segi ist ein nigerianischer Mann von Format. Dazu gehören vier Ehefrauen und eine entsprechend große Kinderschar. Frau Nummer 4 aber hat studiert, was zu erheblicher Unruhe im Haus führt. Eine bitterböse und zugleich hochkomische Gesellschaftssatire, die die Geschichten der vier Frauen erzählt und die auf eine groteske Pointe zusteuert: denn Baba Segi ist ... (Katharina Borchardt)

 

2. Eduardo Halfon. Der polnische Boxer [Guatemala]

Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen und Luis Ruby. Hanser Verlag, 224 Seiten

 

Eduardo Halfon’s offen angelegter Roman erzählt von individuellen Erfahrungen und handelt doch von einer universellen Geschichte, vom Trost der Literatur und der Ohnmacht des Wortes. Das Bild der Nummer auf dem Arm seines Großvaters ist der Ausgangspunkt seines Narrativs. (Andreas Fanizadeh)

 

 

3. Gilbert Gatore. Das lärmende Schweigen [Ruanda]*

Roman. Aus dem Französischen von Katja Meintel. Horlemann Verlag, 208 Seiten

 

Ein Roman über den Genozid in Ruanda vor 20 Jahren – nicht über das Blutvergießen, sondern über die Folgen. Rätselhaft, fast tranceartig, erzählt Gatore vom Schweigen danach und von seelischen Ver- wundungen eines Opfers und eines Täters. Sein traumhafter Roman über universale Fragen des Menschseins und menschlichen Überlebens ist philosophisch grundiert, klug, irritierend, einzigartig und bricht das lähmende und „lärmende“ Schweigen. (Cornelia Zetzsche)

 

 

4. NoViolet Bulawayo. Wir brauchen neue Namen [Simbabwe / USA]

Roman. Aus dem Englischen von Miriam Mandelkow. Suhrkamp Verlag, 264 Seiten

 

Ein übermütiger und trauriger Roman, der den Bogen vom Slum in Simbabwe nach Detroit spannt. Dies ist der Weg, den Darling, die junge Ich-Erzählerin geht, ein Mädchen, cool und empfindsam, das zwei Welten ineinander spiegelt. (Karl-Markus Gauß)

 

 

5. Meena Kandasamy. Fräulein Militanz [Indien]

Gedichte. Aus dem Englischen von Raphael Urweider. Wunderhorn, 80 Seiten

 

Die junge indische Lyrikerin bricht so manche Tabus: Herrlich bissig und doch mit leiser Zärtlichkeit thematisiert sie in ihren Gedichten Gewalt gegen Frauen, die Unterdrückung der niederen Kasten, die Ausbeutung der Armen. Wut und Witz halten sich dabei gekonnt die Waage. Das ist furios – und furios übersetzt von Raphael Urweider. (Claudia Kramatschek)

 

 

6. Roberto Bolaño. Mörderische Huren [Chile / Mexiko]

Erzählungen.  Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Hanser Verlag, 224 Seiten

 

Die gewaltigste Stimme Lateinamerikas führt uns erneut in ihre „Kammern des Schreckens“. Der Autor von „2666“ (posthum erschienen) hat die „Mörderischen Huren“ schon zu Lebzeiten veröffentlicht. Ausgestattet mit dem typischen Personal von Bolaño: mit Exilanten, Huren, Dichtern auf Abwegen, Boxern, Mördern, verkannten Genies. Ein Leuchtfeuer: schockierend, erhellend, fulminant. (Ruthard Stäblein)

 

 

7. María Inés Krimer. Sangre Kosher [Argentinien]

Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. diaphanes, 200 Seiten

 

Ruth Epelbaum hat sich als Archivarin  mit der jüdischen Zuhälterorganisation Zwi Migdal im Argentinien der 1930er Jahre beschäftigt.  Jetzt gerät sie als Privatermittlerin an einen Auftrag, bei dem ihre Sachkenntnis gefragt ist und muss feststellen, dass die Geschichte noch aktuell ist. In kurzen lakonischen Sätzen berichtet die liebenswerte Ich-Erzählerin voller Selbstironie von einem  ernsten  Fall und bringt einen dabei trotzdem ständig zum Schmunzeln. (Anita Djafari)

 

 

Die Jury:

Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Karl- Markus Gauß, Claudia Kramatschek, Ruthard Stäblein, Thomas Wörtche und Cornelia Zetzsche

 

 

Litprom empfiehlt für eine Übersetzung ins Deutsche:

 

Atef Abu Saif (Hrsg.). The Book of Gaza: A City in Short Fiction. Anthologie. Comma Press, 2014

Zehn Kurzgeschichten aus den Jahren 1980 –2014 erlauben (aus vorwiegend weiblicher Perspektive) atmosphärischen Einblick in Lebensfragen und literarische Vorlieben in Zeiten politischer Repression.

 

Eine Initiative von Litprom – Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.