Anne Bohnenkamp, Ernst Osterkamp, Gustav Seibt am 3. Februar im Frankfurter Goethehaus

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Genaugenommen ist die Veranstaltung erst am Dienstag, 3. Februar 2015 um 19 Uhr, aber wer schon vorher von außerhalb anreist, kann sich das Goethehaus ja auch einmal wieder anschauen. Auf jeden Fall klingt die Einladung, die das Goethehaus ausspricht, sehr poetisch.

 

Wer in der Weltgeschichte lebt,/ Dem Augenblick sollt er sich richten?“ Das Jahr 1815 zeigt noch einmal viel Weltgeschichte: Die Nachricht von Napoleons Entweichen aus Elba bringt im März den letzten Schock der revolutionären Epoche. Im Juni wird Waterloo als Niederlage gemeldet. Weimar wird Großherzogtum, Goethe darf sich „Staatsminister“ nennen. Ein Orden des Kaisers von Österreich ergänzt die napoleonische Dekorierung, die so viel Anstoß erregt hatte.



Selten war Goethe mit so vielen Hoheiten zusammen wie auf seiner Sommerreise an Main, Rhein und Neckar. Aus einer großen Gesellschaft heraus lässt er einen stillen Gelehrten sagen: „Wärens Bücher, ich würd' sie nicht lesen.“ Immerhin, die „Grundsätze der Strategie“ des Erzherzogs Karl liest er, mit Folgen für Faust II. Auch Schopenhauer, Hebel, Freiherr vom Stein sind substantielle Gesprächspartner. Das Wunder des Jahres 1815 aber wird die Nähe zu Marianne von Willemer, Quelle schönster Gedichte beider Liebender für den ‚West-östlichen Divan‘. Kaum mag man glauben, dass derselbe Autor auch schon Resigniertes dichtet: „Ein alter Mann ist stets ein König Lear!/ …/ Die Jugend ist um ihretwillen hier,/ Es wäre törig zu verlangen:/ Komm, ältle du mit mir.“

 

Die Veranstaltung am 3. Februar bestreiten:

Ernst Osterkamp, Professor für deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Gustav Seibt, früher Redakteur bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Autor der ZEIT, er arbeitet seit 2001 für die Süddeutsche Zeitung.


Anne Bohnenkamp, die Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und damit Hausherrin im Goethehaus.

 

 

Foto: Das sind Delegierte des Wiener Kongresses 1815 in einem zeitgenössischen Kupferstich von Jean Godefroy nach dem Gemälde von Jean-Baptiste Isabey