Serie: 60jähriges Thronjubiläum von Elizabeth II. am Montag, 6. Februar 2012, Teil 3/3

Anna von Stillmark

London (Weltexpresso) – Der gemeinsame Vorname wird es nicht sein, weswegen Verlegerin Elisabeth Sandmann der englischen Königin zum diamantenen Thronjubiläum ein so schmuckes Buch widmet, das  „Album“ zu nennen, der richtige Begriff ist, denn es steckt voll von privaten und öffentlichen Aufnahmen der Queen.

 

Auf den ersten Blick stutzt man also, denkt dann, allerhand, da hat Verlegerin Elisabeth Sandmann ihren Ansatz, über Frauen aus allen Bereichen, von Kunst über Schönheit bis zu, Kaffeekränzchen Bücher zu veröffentlichen - so viel Frauen und so vielfältige und vielseitige Frauenbücher gibt es in keinem anderen deutschen Verlag -, noch eins draufgesetzt, aber liest dann, daß dieses Buch eine deutsche Übersetzung von Eva Plorin der offiziellen Schrift „Elizabeth II. – Ein Leben auf dem Thron“ der Royal Collection ist.

 

Die Royal Collection wiederum ist jedem ein Begriff, der sich in London Kunst anschaut, denn es ist die äußerst umfangreiche, vom jeweiligen Besitzer der Krone treuhänderisch verwaltete Kunstsammlung der britischen Königsfamilie. In Ausstellungen wird immer wieder präsentiert, was an Kunst vorhanden ist, an: Zeichnungen, Drucken, Gemälden, Skulpturen,  aber auch an Gegenständen wie alten Buchausgaben, Möbelstücken, Porzellan, Schmuck, Manuskripten, Textilien und was noch in den Bereich Angewandter Kunst fällt.

 

Deshalb kann dieses offizielle Buch auch Aufnahmen von den Kostbarkeiten bringen, die Elizabeth II. bei offiziellen Auftritten tragen darf, aber der dann doch viel anrührernde Teil sind die vielen Privataufnahmen der Königin und ihrer Familie, besonders ihre Kinderbilder, als sie noch nicht auf ein Leben als Königin vorbereitet wurde, sondern ‚nur’ eine Prinzessin hat sein dürfen. Liest man dann noch, daß ihr Vater, der 1937 als Georg VII. nach der überraschenden, aber politisch notwendigen Abdankung seines Bruders Edward  VIII. englischer König wurde, ein Hobbyfotograf war, kann verstehen, weshalb es von seiner kleinen Lilibet – so ihr offizieller und auch von ihr selbst verwandter Kosename – eine überraschend reichhaltige Anzahl von Privataufnahmen gibt, die nun zum großen Teil erstmals veröffentlicht werden.

 

Mit den Kronen fängt es an. Die sind auf blauem, royalem Grund in Gold und Silber ästhetisch wunderschön auf der inneren Umschlagseite zu Beginn abgebildet. Einfach noch das silberne Diadem, das neben der rotsamtenen Bügelkrone in Gold den Auftakt bildet und in der Mitte dann dieses schlichte, absolut weibliche Diamantenkrönchen, das die Queen auch auf dem Titel des Buches auf dem Kopf trägt, zum grauseidenen Abendkleid mit tiefem Ausschnitt, in das weitere Brillanten aus dem Nackencollier fallen. Ja, sie war auch einmal jung und absolut ansehnlich mit sehr roten dunklen Lippen, die sich im Farbton in der Schärpe wiederfinden. Weinrot und Silber ist eine der Kombinationen, wie überhaupt Silber wohl ihr Lieblingsmetall ist, nicht erst seit es so gut mit ihren weißen Haaren harmoniert.

 

Das Erinnerungsalbum fängt mit mindestens einer Seite jedes Jahr der 1926 geborenen Elizabeth ein. Manchmal bei bedeutenden Jahren gibt es auch Doppelseiten. Und vorneweg in Kurzfassung  das Wichtigste von der königlichen Familie und daß diese Queen die zweite nach ihrer Ururgroßmutter Victoria ( 1837-1901) ist, die auf 60 Jahre eines Thronjubiläums zurückblicken kann. Und da Elizabeth II. bei guter Gesundheit ist, sieht es so aus, als ob sie deren Regierungsdaten noch übertreffen könnte. Dabei war Queen Victoria, seit 1877 auch Kaiserin von Indien, bei ihrem diamantenen Jubiläum ‚erst’ achtundsiebzig Jahre alt, die jetzige Queen wird dieses Jahr schon 86 Jahre! Alle männlichen Thronverwalter starben früher dahin.

 

Wir fassen zusammen: Im 19. Jahrhundert war das britische Empire auf der Höhe seiner Macht und seines politischen und ökonomischen Einflusses. Seither gab es einen schrittweisen Übergang zu einem Commonwealth Bund autonomer Staaten. Bis heute allerdings ist die Queen immer noch Staatsoberhaupt von Staaten, die wir als selbständig kennen und die es politisch auch sind, aber die königliche Repräsentanz schätzen.

 

Elizabeth wurde am 11.April 1926 geboren, damals als Tochter von Albert – Bertie genannt – und Lady Elizabeth Bowes Lyon, die dann zur Queen Mum wurde. Das sind idyllische Bilder vom Aufwachsen eines kleinen glücklichen Mädchens, die ihr Vater und die Hoffotografen von ihr machten. Eine goldene Krone trägt sie erstmals 1937 zu offiziellen Krönung ihres Vaters als Georg VI. Auf einigen Fotos sieht man die zukünftige Königin mit ihrer Schwester Margaret.

 

Zur Hochzeit mit dem deutschstämmigen, kurz vor der Hochzeit zum Duke of Edinburgh hochgeadelten Prinz Philip trägt sie 1947 zum weißen Schleier das Diamantdiadem ihrer Mutter. Pflichtschuldig wird im November Sohn Charles als Thronfolger geboren. So dachte man einmal auf jeden Fall. Dem schönen Foto, wie sich die Mutter über ihr Kind im Bettchen beugt, wird gegenübergestellt ein Foto von jetzt, wie nämlich das königliche Paar heute aussieht. Tochter Anne wird 1950 geboren und auch in Folge wird jedes Jahr mit offiziellen Fotos, aber auch den privaten Schnappschüssen bestückt. Seit 1952 ist sie nun englische Königin – und noch kein bißchen müde.

 

Dies Buch ist rechtzeitig zum Datum der Thronbesteigung erschienen. Gefeiert wird es allerdings erst im großen Stil vom 2.bis 5. Juni 2012. Dann wird es ein großes Konzert im Buckingham-Palast geben, einen Dankesgottesdienst, einen Festzug, tausend Boote auf der Themse und einen landesweiten „Big Jubilee Sunday Lunch“. Elizabeth II. ist in einer Welt voller Selbstsucht, Profitstreben und  Skandalen auch in der eigenen Familie für die Briten ein Garant für Pflichterfüllung und Einhalten von gesellschaftlichen Werten. Obwohl wir Deutsche weithin keine Royalisten sind, hätten wir uns solche Charaktereigenschaften für unsere Staatsoberhäupter der letzten Zeit auch gewünscht. Vergeblich, leider.