„Mel Ramos. 50 Jahre Popart“ ist nur als Ausstellung in der Völklinger Hütte vorbei
Felicitas Schubert
München (Weltexpresso) – Wir hatten die Zeit nicht gefunden. Denn Asterix ging vor, als wir in dieser Gebläsehalle, die jeder für eine Kulisse in einem Hollywoodfilm hielte, wüßte man nicht, daß sie original 19. Jahrhundert und deshalb mit der Gesamtanlage zum Weltkulturerbe erklärt wurde, Asterix ging also vor, als wir im Januar die dortige Ausstellung besuchten und aus lauter Begeisterung so viele Artikel darüber schrieben.
Da war also keine Zeit für Mel Ramos. Zeit zum Anschauen der Ausstellung schon. Aber keine Zeit, um darüber zu berichten. Nun, mit dem Katalog: „Mel Ramos. 50 Jahre PopArt“ vor Augen, der in der Edition Völklinger Hütte erschienen ist und dem HatjeCantz Verlag erschienen ist, fällt uns auch die Ausstellung wieder ein. Der Name sagt Ihnen nichts? Haha, aber die Bilder schon.
Nie ist unverfrorener mit dem weiblichen Körper Reklame für Snickers oder Coca Cola gemacht worden, als hier: in der Kunst. Da hätten sich landauf landab insbesondere amerikanische Sittenwächter sofort an einen Boykott der Firma Coca Cola gemacht, wenn diese offiziell solche Schweineigeleiern verbreitet hätten, wie die, wo eine schöne alte Cola-Flasche mit diesem Hauch versehen, wie sie ausschaut, wenn sie direkt aus dem Kühlschrank an Luft gerät, hinter der sich eine ganz und gar Nackte versteckt, deren Brüste auf der Höhe des Kronkorkens sehr sehr gut vor allem die linke Brustwarze sichtbar machen. Erwächst sie aus der Flasche, wie ein Dschinn?
Typisch. Immer wieder Coca Cola, dabei macht Mel Ramos diese kostenlose Werbung auch für andere Produkte, wie Gitanes, Lucky Strike, Campari etc. Otto Letze, der dies Buch, den Katalog herausgegeben hat, stellt den Zusammenhang klar zwischen der Schweizer Lifestylemarke Strellson und Mel Ramos hinsichtlich der Zusammenarbeit beider. Er schreibt auch ein Vorwort, daß diese schmale Schiene beleuchtet, auf der Mel Ramos sicher dahinfährt und nicht abstürzt. Denn, würde er das einfach so meinen, was er malt, dann würden ihn die Leute für einen nur trivialen Zeitgeschmackkünstler halten und Frauenverbände gegen ihn vorgehen.
Es ist tatsächlich diesen Quentchen Übertriebenheit, daß diese unsäglichen Sexvermarktungen dann schon wieder lustig macht und damit entschärft, was gleichzeitig zur Verschärfung wird, aber nicht zu einer erotischen, sondern einer entlarvenden an der Methode. Indem also Ramos noch eins draufsetzt, auf die marktschreierische Nacktheit von Frauen, verbunden mit einem Verkaufsartikel, verhöhnt er alle die Versuche von Autowerbung, Alkohol-, Zigaretten- (früher!) oder Modewerbung, Frauen als verkaufsfördernd in weit edlerer Gestalt und nicht ganz so nackt darzustellen.
Als die Ausstellung "Mel Ramos - 50 Jahre PopArt" im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu Ende ging, hatten im Januar 2012 immerhin 51 514 Personen diese Ausstellung goutiert. Für die Völklinger Hütte ist das sozusagen Normalstand, denn alle Ausstellungen des Jahres 2011 hatten über 50 000 Besucher, jede einzelne. Das ist schon erstaunlich und war nicht immer so. Vielleicht ist es gerade die Bandbreite des Angebots, verbunden mit der Gewißheit, eine gute Ausstellung geboten zu bekommen, weshalb die Leute auch von weither kommen. Der Einzugsbereich der Völklinger Hütte ist erst einmal nicht mit der von Großstädten zu vergleichen. Allerdings haben weder Berlin, noch München oder Frankfurt kulturinteressierte Franzosen um die Ecke!
Darauf bezogen sich auch die abschließenden Worte von Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte: "Mit der größten europäischen Retrospektive des Künstlers Mel Ramos hat sich das Weltkulturerbe Völklinger Hütte als bedeutender Ausstellungsort der PopArt etabliert. Wir werden auch weiterhin der PopArt im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ein Forum bieten. Besonders erfreulich und ein großer Erfolg ist, dass wir mit allen unseren Ausstellungen im Jahr 2011 die Besuchergrenze von 50.000 überschritten haben. Die Ausstellungen im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ziehen in großem Maße überregionale Besucher an.“
2011 kamen etwa 40 Prozent der Besucher aus dem Saarland. Die restlichen 60 Prozent reisten über längere Strecken an. "Urban Art – Graffiti 21“ – eine Überblicksausstellung zur Kunst des 21. Jahrhunderts, die sich aus dem Graffiti entwickelt hat - sahen 57.872 Besucher. Die Ausstellung "Die Kelten – Druiden. Fürsten. Krieger.“ zog 196.043 Besucher an und war damit die erfolgreichste Ausstellung, die bisher im Saarland gezeigt wurde.
Aktuell präsentiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Ausstellung "Asterix & Die Kelten“. Zeichnungen und Bilder der Asterix-Väter René Goscinny und Albert Uderzo treten in einen Dialog mit archäologischen Exponaten aus der Zeit des Gallischen Krieges und der gallo-römischen Epoche. Die Ausstellung zeigt die keltischen Wurzeln der berühmten Comic-Helden Asterix und Obelix, wie wir in mehreren Artikeln berichteten:
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/333-die-keltischen-wurzeln-von-asterix
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/334-die-fakten-in-der-geschichte-vom-gallischen-krieg-und-das-asterix-personal
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/335-die-asterix-schoepfer-und-ihr-kultobjekt
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/unterwegs/364-start-am-dienstag-25-januar-2012
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/unterwegs/365-die-vorlesungen-im-einzelnen