Serie: Jürgen Müller präsentiert im Verlag Taschen FILME DER 2000er, Teil 1/3
Romana Reich
Köln (Weltexpresso) – Jürgen Müller hat auch TASCHENS 100 FILMKLASSIKER herausgebracht – und nun ist er selber schon ein Klassiker! Immerhin fing er in den 70ern an, in Dekadenschritten die besten Filme zu filtern. Aber man muß genau hinschauen, dann sieht man, daß der Titel FILME DER 2000er doch einen anderen Zungenschlag hat.
Die Adjektivisierung gut oder sogar die Steigerung in „beste“ Filme ist längst einer Zählweise nach „“wichtig gewichen. Denn in eine Sammlung über ein Jahrzehnt, gehören alle die Filme, die aus ganz unterschiedlichen Gründen, dokumentierenswert sind. Wir haben gute Gründe, daß wir uns diesen gewichtigen Übersichtsband direkt nach der BERLINALE zum Rezensieren vornehmen. Denn nach den 300 Filmen in zehn Tagen, die auf der Berlinale liefen, und den 25 Wettbewerbsfilmen, die wir – zwei andere kommen noch dazu! –alle ansahen und über die wir im einzelnen schrieben, da fragt man sich schon, wohin soll das noch führen mit den Filmen. Wer guckt die an, wer behält sie im Sinn oder ist das längst Wegwerfware so wie die Zeitung, wo doch nichts so alt sein kann, wie eben die Zeitung von gestern.
Das wäre aber das Gegenteil von Film. Denn die guten Filme - und da sind wir schon wieder bei der Prädikatsverteilung – zeichnen sich ja eben dadurch aus, daß man sie nicht einmal sieht und dann vergißt, sondern sich an sie erinnert und wiedersehen will. Ja, es gibt Kultfilme, die auch nach zehnmaligem Anschauen nichts von ihrem Charme des Ersten Mal verloren haben. Also, die Masse der Filme auf einer einzigen Berlinale zwingt uns schon, solche Fragen wie Quantität anzusprechen und ein Kriterium wie „wichtig“ anzulegen.
Was aber ist ein wichtiger Film? Natürlich sind Filme wichtig, die sich sofort ins kulturelle Gedächtnis von Nationen einnisten, wie es in Frankreich mit WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS im Jahr 2008 war und auch im Moment mit ZIEMLICH BESTE FREUNDE selbst in Deutschland passiert. Übrigens durch Mund zu Mund Propaganda in unglaublicher Geschwindigkeit. Der letztere Film kann in unserer dicken Zusammenfassung noch nicht vorhanden sein. Aber die SCH’TIS schon. Da geht es schon los. Deutscher Titel oder Original.
So wie die Deutschen traditionell ausländische Filme deutsch synchronisieren, habe sie auch deutsche Titel vergeben. Das ändert sich im Moment massiv. Allerdings nur hinsichtlich des amerikanischen Marktes. Portugiesische, italienisch, dänische, japanische Titel werden nach wie vor übersetzt. Schauen wir also nach und werden schnell fündig. FILMINDEX auf Seite 844 bringt uns die Deutschen Verleihtitel wie die Originaltitel. Und da finden wir unter W auch unseren französischen Film und haben gleich gelernt, daß er im Original BIENVENUE CHEZ LES CH’TIS heißt. Wir schlagen also nach auf Seite 558 und müssen erst einmal unsere Jahreszahl korrigieren. 2007 steht hier, glauben wir sofort, wahrscheinlich lief er 2008 bei uns.
Und nun blättern wir verblüfft zweimal um und sehen auf 6 Seiten zusammen mit den Filmbildern graphisch ansprechend auf schwarzem Grund zum einen die Daten des Films, lesen dann eine längere Inhaltsangabe, eine Begründung für den Erfolg „Komödie, die…zur erfolgreichsten heimischen Kinoproduktion aller Zeiten avancierte“, erkennen Zitate aus Filmbesprechungen, uns werden die Filmfiguren vorgestellt und – wir sind zufrieden. Frankreich, da war doch noch etwas. Da gab es diesen Film mit dem seltsamen Titel SCHMETTERLING UND TAUCHERGLOCKE, ein Film, der uns bis heute berührt, weil der am ganzen Körper Versehrte nur noch mit seinem Augenlid zwinkern und so kommunizieren konnte. Auch diesen Film finden wir sofort auf Seite 496. Er stammt aus demselben Jahr und der Alleskönner Julian Schnabel, eigentlich ist er amerikanischer Maler, hat ihn gemacht. Auf vier Seiten können wir jetzt den Inhalt sowie die Besonderheiten nachlesen. Zu denen gehören eben auch mehr Worte als sonst zum Regisseur. Fortsetzung folgt.
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Verlag Taschen
Filme der 2000er Jahre
Jürgen Müller
Flexicover mit Klappen
864 Seiten
29.99 Euro