Krimivorstellung von MÖRDERISCHES MONACO aus dem Aufbau Verlag bei Hugendubel Frankfurt, Teil 2
Elisabeth Römer
Frankfurt (Weltexpresso) – So schlechtes Wetter, direkt vor Ostern – und dann so gerammelt voll die Leseetage bei Hugendubel im Steinweg in Frankfurt. Männer! Richtig. Da, wo sonst bei Lesungen Frauen überwiegen, sind es hier um die vollen Sitzreihen herumstehende Männer, die mit Wohlgefallen auf die Autorin mit ihrem ersten Krimi blicken, die auf jeden Fall fitter ist als ihr Moderator. Und attraktiver auch.
Nein, das hätte der sich nicht leisten dürfen, so ganz am Schluß, wichtig etwas zu fragen, was Jule Gölsdorf auf die Frage aus dem Publikum gerade beantwortet hatte. Freundlich sah sie darüber hinweg und erzählte es ihm noch einmal. Uns hatte sie gleich am Anfang überzeugt, weil sie eine Doppelstrategie fährt, die es in sich hat. Es gab ein digitales Problem, ein Apple-Problem, denn der Kurzfilm über Monaco,der die Buchpremiere einleiten sollte, war trotz emsiger Versuche seitens des Hauses nicht in Gang zu bringen. Da rief Jule Gölsdorf, die schon mit dem Moderator am Lesetischchen Platz genommen hatte, ins Publikum: „Sind hier keine Männer?“, erhob sich, ging zum Gerät und nach 1-2-3 Handgriffen war das Bild da.
Nach dieser souveränen Leistung, die uns alle Bewunderung abnötigte, vor allem, erst nach Männern zu rufen, dann aber es selbst zu können, wurde die 39jährige Autorin - Moderator: bei dem Krimithema ist „ein bißchen Reife nicht schlecht“ - mit ihrem beruflichen Hintergrund vorgestellt, den wir schon in der Ankündigung – Link unten – umschrieben hatten. Natürlich war dann vor der eigentlichen Lesung die Beantwortung noch wichtig, wieso überhaupt Krimi, weshalb Formel 1, warum Monaco?
Eigentlich ergaben sich aus den beiden letzten Dingen das Schreiben des Krimis, antwortete Jule Gölsdorf. Denn in dem schönen Monaco, so allerliebst am Mittelmeer gelegen, wo so viel reiche, aber auch zahlreiche interessante Leute sich aufhalten, was den Neid anderer wiederum hervorruft, wenn da die Gucci- und Vuittontaschen sich ein Stelldichein geben und Cartier und anderer Luxusschmuck um die Wette glitzern, da sind mörderische Phantasien nicht weit, „hier in dieser Jet-Set-Idylle lauert die Gefahr“ sagt Jule Gölsdorf, wenngleich Monaco selbst in Wirklichkeit ein wahres Paradies ohne größere Polizeiprobleme sei. Für solche Reichen, versteht sich. Und für die normalen Monegassen, die es auch noch gibt und die sich wenig um den Luxus der Oberen scheren. Später erfuhr man noch, daß auf 80 Monegassen ein Polizist kommt und daß auch die im Roman auftretende Allmacht der Kameraüberwachung (große Wand voller Bildschirme) Wirklichkeit sei.
Interessant auch die Antworten auf die Frage nach den Recherchen, die die Autorin sehr aufwendig im Herbst 2012 durchführte, einschließlich eines einwöchigen Praktikums bei der monegassischen Polizei, das wichtig war, um diese Polizeiarbeit authentisch darzustellen. Die Lesung begann dann mit dem Anfang auf Seite 7 und führte danach zu weiteren Fragen, was die Formel 1 angeht. Denn auch dort durfte sie durch einen persönlichen Pressezugang durch den Mehrheitseigner Bernie Ecclestone sich nicht nur aufhalten, sondern Fragen stellen und das ganze Milieu von innen studieren, einschließlich „der Boxenluder“, die im Krimi auch eine Rolle spielen.
Eingang in DAS MÖRDERISCHE MONACO haben aber auch ganz normale Bürger Monacos gefunden, obwohl man nach der Darstellung von Jule Gölsdorf und auch nach dem Krimi das 'Normale' kleinschreiben möchte. So ist der Tierarzt, den sie kennenlernte als literarische Figur verewigt und auch seine Geschichten, die er aus seiner Praxis zu erzählen hatte, wie die mit dem Hund (lesen Sie selber!). In der Lesung ging es mit Seite 29 weiter, wo der Mord gemeldet wird. Dabei kam dann ihre Recherchearbeit zum Tragen, denn die Beschreibungen, sowohl örtliche, wie auch die Vorgänge, sind sehr präzise. Ob da die Journalistin mit ihr durchgegangen sei, wurde die Autorin befragt, wozu sie nur nicken konnte. Sie hätte eben nicht einen oberflächlichen Schickimickikrimi abliefern wollen, sondern einen stimmigen Roman, der bei den nächsten Besuchen in Monaco die Menschen, mit denen sie bekannt worden war, zur Frage motivierte: „Komme ich jetzt in Deinem Krimi vor?
Der Moderator, der sich, wie man merkte, mit der Formel 1 auskannte, lobte die Krimischreiberin: „Die Typen sind echt, Kompliment!“ und verwies darauf, wie geschlossen diese Rennkreise seien und daß man ihrem Roman anmerkte - Stichwort: die Luxusyacht des italienischen Sport- und Industriemanagers und gewesenem Teamchef der Formel-1-Rennställe von Benetton und Renault: Flavio Briatore, wo die Formel 1 Feste gefeiert werden - , daß sie auf dessen Flanken, denen des Schiffes, gestanden habe, weil nur der, der das Schiff von innen kenne, solche Aussagen machen könne, was die Autorin bejahte.
Nach dem dritten Vorleseteil ab Seite 123 und dem vierten Teil ab Seite 228 war mit Recht Schluß, denn wie es ausgeht, sollen die Leute, von denen viele die Bücher – es war eine Buchpremiere!! - kauften und signieren ließen, selber lesen. Die Autorin auf jeden Fall hat mit Monaco und auch ihrer Hauptperson, die diesmal nur im Lesetext auftrat, nicht in der Diskussion, noch mehr vor. In weiteren Krimis kann es gut um das Zirkusfest in Monte Carlo gehen – in Frankfurt gut bekannt, weil der Tigerpalast dort ebenfalls auftritt und von dort auch Künstler für Frankfurt engagiert – und auch das Wort „Tierschutz“ fiel. Davon mehr, wenn der Aufbauverlag, bei dem Jule Gölsdorfs erster Krimi erschien, uns über den zweiten Kriminalroman informiert.
P.S. :Übrigens ist die nächster F1 Grand Prix vom 21. bis 24. Mai 2015, falls jemand ihn in Monaco miterleben oder jemanden dort erschlagen möchte.
Fotos: (c) A. Bald