Der Erste Weltkrieg in Karikaturen und Kinderbüchern. Kommende Ausstellung im Struwwelpeter-Museum in Frankfurt
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Höchste Zeit, wieder ins Struwwelpeter-Museum zu gehen, das ja schon lange vereint – tatsächlich gab es länger zwei – in der Frankfurter Schubertstraße im Westend nicht nur den Grundbestand an Büchern aus der ganzen Welt über diesen Frankfurter Klassiker des Heinrich Hoffmann hat, sondern auch spannende Ausstellungen macht.
Die nächste eben,die dann bis 31. Oktober läuft zeigt uns – sehr aktuell, fürwahr – Struwwelpeter als Soldat. Eigentlich hätte er das Soldatendasein ja schon im Krieg anno 1870/71 ausüben können, dann wieder im Ersten Weltkrieg, was das wahrscheinlichste ist, natürlich auch im Zweiten. Lassen wir uns überraschen und geben erst einmal weiter, was uns das Museum als Ankündigung schickt.
Vor hundert Jahren erschütterte der Große Krieg die ganze Welt. Die aktuelle Sonderausstellung im Struwwelpeter-Museum berichtet über diesen Krieg, der weltweit 17 Millionen Menschen das Leben kostete, aus der ungewöhnlichen Perspektive eines Bilderbuchs. Seit 170 Jahren zählen Struwwelpeter und die anderen Charaktere aus Heinrich Hoffmanns 1845 erschienenem Bilderbuch zu den weltweit bekannten Figuren. Seit fast genauso langer Zeit werden die Zeichnungen in Kindermedien nachgeahmt und als Folie für politische Karikaturen eingesetzt.
Die Beliebtheit des „Struwwelpeter“ wurde im deutschen Kaiserreich zur militaristisch-patriotischen Kindererziehung ausgenutzt. Der Ausstellungstitel stammt von einem 1915 uraufgeführten Kindertheaterstück „Struwwelpeter wird Soldat – Die feldgrauen Buben“, in dem die rebellischen Kinder des Originals zu kriegsbegeisterten Rekruten gedrillt werden.
Auch für Erwachsene wurde Heinrich Hoffmanns berühmtes Werk in Deutschland und sogar in England propagandistisch ausgebeutet. Die im Vereinigten Königreich sehr erfolgreiche Satire „Swollen-headed William“ (1914), die in Struwwelpeter-Manier Kaiser & Co. schmähte, traf auf das deutsche Gegenstück „Der Kriegs-Struwwelpeter“ (1915). Hier bestraft der Kaiser die Kriegsgegner mit einem Bad im großen Tintenfass. Die Struwwelpeter-Karikaturen aus dem Ersten Weltkrieg ergeben eine Chronologie des Kriegsverlaufs aus deutscher und österreichischer Sicht: Das Panoptikum der Bilder verspottet die Gegenseite, thematisiert die deutschen „Wunderwaffen“ und erzählt vom Hunger der Zivilbevölkerung. Vom ersten Kriegsjahr 1914 bis zum Versailler Vertrag im Juni 1919 begleiten „verstruwwelte“ Karikaturen in humoristischen Blättern das Geschehen.
Neben Satiren und Karikaturen für Erwachsene zeigt die Ausstellung Kinderbücher, Feldpostkarten, Kriegsspielzeug und Gesellschaftsspiele der Kaiserzeit. Sie verdeutlicht, wie umfassend der Krieg und seine Beschönigung Einzug ins Kinderzimmer hielten.
INFO:
Das reich bebilderte Ausstellungsbegleitheft hat 86 Seiten. Es ist zum Preis von € 12,00 im Museum erhältlich oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu bestellen.
Die Ausstellung wurde von Museumsleiterin Beate Zekorn-von Bebenburg kuratiert.
Struwwelpeter-Museum (Heinrich-Hoffmann-Museum)
Schubertstraße 20
60325 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 – 17.00 Uhr
Eintrittspreise € 4,00 / € 2,00, Kinder bis 7 Jahre frei
U6/U7 „Westend“; U4 „Bockenheimer Warte“