Serie: Jeffery Deaver liest aus seiner James Bond Version CARTE BLANCHE im English Theatre in Frankfurt am Main, Teil 1/2 

Foto: Heiko Baumann

 

Claudia Schulmerich  

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso)  - Zuerst wird in der heimeligen Bar im Untergeschoß des English Theatre ein Aperitif genommen, bei manchen Tee oder auch Wasser. Aber eine stimmungsvolle Einführung müßte einen Wodka Martini kredenzen, genau „geschüttelt, nicht gerührt“ und obwohl Jeffery Deaver, durch Kriminalromane weithin bekannt, sich nicht auf die Bar des Ian Flemming, hoch über dem Meer in Jamaika beruft, hat er auch seinem James Bond gegen Ende des 541 Seiten starken Romans, erschienen im Verlag Blanvalet, dann doch einen solchen Wodka Martini gegönnt.  

 

Ansonsten ist vieles anders als gewohnt in diesem „James-Bond-Roman“, aber nicht schlechter, beileibe nicht. Wir haben beim Lesen des Romans ständig Daniel Craig vor Augen gehabt, den James Bond seit CASINO ROYAL. Versuchen Sie das mal. Einen alten James Bond von Ian Fleming zu lesen und abzuwarten, mit welchem Gesicht James Bond Ihnen erscheint. Die Verfilmungen schlagen so durch, das glaubt man gar nicht, und besetzten in der Vorstellung die literarische Figur. Aber, daß wir beim Lesen von  CARTE BLANCHE dauernd Daniel Craig agieren sahen, obwohl es ja noch gar keine Verfilmungen gibt, sondern der Roman erst seit dem 27. Februar in Deutschland erhältlich ist, das ist doch allerhand.

 

  Autor Deaver  hat nun in Frankfurt seine Lesereise gestartet, die ihn Tag auf  Tag, besser Abend für Abend in folgende Städte bringt: Stuttgart, Hannover, Leipzig, Köln und München. Wir aber sitzen immer noch  in der Bar und erleben, wie mehr und mehr Besucher hineinströmen und sich den Autor anschauen und seinen Sprecher dazu. Der Roman ist nämlich auch in einer Hörbuchfassung bei Random House erschienen und auf dieser Lesereise liest die deutschen Übersetzungen  sinnvollerweise Dietmar Wunder, der die Synchronstimme vom James Bond des Daniel Craig ist und das Hörbuch eingelesen hat.  

 

Die Bühne des Theaters ist dann ein toller Rahmen und auf dem Sofa nehmen der Autor und seine Moderatorin und heutige Übersetzerin Margarete von Schwarzkopf (NDR)  Platz, um die Tischecke sein Sprecher  im Sessel und dann geht es los. In einer amüsanten Fragerunde werden erst einmal die Personen vorgestellt und dann zwei längere Passagen vom Autor auf Englisch und Dietmar Wunder auf Deutsch gelesen.  

 

Wir hatten vorher schon mit Jeffery Deaver sprechen können und ihn gefragt: „Waren Sie schon  auf Jamaika, in dem herrlichen Anwesen von Ian Fleming mit weitem Blick über das Meer, wo er James Bond erschrieben hat?“  

 

Deaver: „Nein, ich habe sein „Goldeneye“ auf Jamaika noch nicht erlebt, aber ich habe viel darüber gelesen und die eindrucksvollen Bilder gesehen. Ian Fleming  und die Bonds dagegen kenne ich sehr gut. James Bond hat mich schon als Kind begleitet und später nie mehr losgelassen. Ich war richtig froh, auch einen James-Bond-Roman schreiben zu dürfen"

 

„Ich hatte nach Jamaika und der großen Bar auf dem Grünen Hügel deshalb gefragt, weil der lässige, frauenverbrauchende und alle besiegende, leicht ironische und vor allem höchst elegante Weltmann James Bond irgendwie hierhingehört. Für mich aber setzen Sie in CARTE BLANCHE  nicht diesen James Bond des Ian Fleming fort, sondern den James Bond des Daniel Craig aus CASINO ROYAL"

 

Deaver: „Das ist interessant. Wie kommen Sie darauf? Was zeichnet den Craig-Bond aus, worin ist er anders?“  

 

„Er ist ernsthafter und man weiß auch, warum. Denn in CASINO ROYAL, dem ersten James Bond Roman, der aber erst so spät verfilmt wurde, erfahren wir im Nachhinein, warum Bond so wurde, wie er ist: Gefahren nicht scheuend, charmant zynisch und im Frauenverbrauch gewaltig. Er verliert dort seine Liebe und sein Vertrauen in die Welt. Ab da ist er nur noch einer im Vorübergehen, der auch deshalb allen Gefahren trotzt, weil er schon einmal fast tot war.  

 

Deaver: „Ja, das finde ich bei meinem James Bond wieder. Das Buch steckt ja voller Politik, denn unsere Welt wird von Politik gestaltet und die neuen Verbrecher sind eben nicht die Militärs oder Banker, sondern solche Leute, die sich für Naturschützer ausgeben, um dann das Gegenteil zu tun. Mein James Bond ist deshalb moderner als der aus den Fünfziger Jahren, er hat seinen Charme behalten, aber er nimmt die Welt und ihren Zustand ernst"

 

"Und wie sieht es mit Fortsetzungen aus und wie mit der Verfilmung?"  

 

Deaver: „Wenn ich noch mal gefragt würde, würde ich sehr gerne den James Bond weiterschreiben und was die Verfilmung angeht, soll ja jetzt erst einmal das Buch auf dem deutschen Markt zeigen, wie mein James Bond hier ankommt. Ich kann mir eine Verfilmung deshalb so gut vorstellen, weil das Buch voller Dialoge steckt. Und wenn, Verfilmung,  ja, dann sehe ich auch irgendwie den Daniel Craig vor mir. Gute Vorstellung.“ Fortsetzung folgt.    

 

Jeffery Deaver, Carte Blanche, Verlag Blanvalet und als Hörbuch bei Random House, gelesen von Dietmar Wunder  

 

DIE LESEREISE  

13. März   Stuttgarter Kriminächte, Porschezentrum

14.März  Hannover, Buchhandlung Schmorl & v. Seefeld

15. März   Leipzig liest, Buchhandlung Ludwig am Bahnhof

16. März  Lit. Cologne, MS RheinEnergie Literaturschiff

17. März  Krimifestival München, BMW-Welt