Deutscher Buchpreis 2015, Teil 3

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Überblickt man die Liste weiterhin, dann glaubt man so etwas wie ein Durchschnittsverfahren zu erkennen. Aus jedem Dorf ein Hund. Die erste Jahreshälfte und die zweite sind genau gleich vertreten, also jeweils zehn und auch bei den Männern und den Frauen braucht man nicht zu zählen, weil man im Überblick merkt, beide Geschlechter sind mit 12:8 ausreichend vorhanden. Und was ist mit dem Deutschsprachigen? Da können sich die Österreicher mit vier Nominierungen nicht beklagen und die Schweizer mit drei Autoren auch nicht.

 

Bleiben also 13 Autoren und Autorinnen übrig, wobei auch solche mit Migrationshintergrund vorhanden sind. Ursprünglich wollten wir von 13 Deutschen schreiben. Aber das ist nicht notwendig so. Nur das Buch muß auf Deutsch im Original erschienen sein, wer es schreibt, ist uninteressant.

 

Was ist mit den Verlagen? Da fehlt auf den ersten Blick Rowohlt. Welcher Roman ist dort erschienen, der jetzt ausgesondert wurde? Uns fällt auf Anhieb keiner ein. Und Daniel Kehlmann, bei dem der Deutsche Buchpreis immer noch etwas gut zu machen hätte, hat dieses Jahr keinen veröffentlicht.

 

Auf der anderen Seite sind wieder auch kleine Verlage vertreten, Und der Verbrecher Verlag und Berenberg, für die ist das doch eine große Sache. Droschl aus Graz ist sogar zweimal dabei. Aber auch der Wallstein Verlag aus Göttingen ist zweimal vertreten, genauso wie Kiepenheuer & Witsch sowie der Fischer Verlag, Suhrkamp erneut dreimal, aber Hanser nur einmal (stimmt nur halb, denn ZsolnayWien gehört zu Hanser), genauso wie der Berlin Verlag.

 

Ein Roman fehlt auf jeden Fall, von Ralf Rothmann IM FRÜHLING STERBEN, erschienen bei Suhrkamp. Der Autor nämlich wollte nicht, daß sein Buch dabei ist. Das ist nun das elfte Jahr Deutscher Buchpreis – und gleichzeitig, daß ein Roman, noch dazu ein erfolgreicher und gut besprochener, nicht dabei ist. Es ist insgesamt ein starker Jahrgang heißt es. Wir müssen die allermeisten der Romane ja erst noch lesen und wissen dann mehr.

 

Jurysprecherin Claudia Kramatschek (freie Kritikerin) äußert sich so: „Die diesjährige Longlist ist eine aufschlussreiche Landkarte, sie bildet die Vielfältigkeit und Vielstimmigkeit der deutschsprachigen Literatur ab. In diesem Jahr aber zeichnet sich eines deutlich ab: Die Welt ist in ihr zu Hause. Die ausgewählten Autoren und Autorinnen nehmen sich der Seelendramen afrikanischer Flüchtlinge an, entführen uns in die Weiten Afghanistans oder in die engen Gassen eines Istanbuler Armenviertels. Zugleich bleibt diese Literatur ganz bei sich, indem sie in mal utopischer, mal dystopischer, mal schelmischer, mal dokumentarischer Manier von ersten und letzten Dingen erzählt und den Platz des Individuums in einer Welt verhandelt, die zugerichtet ist durch die kapitalen Ströme des Geldes sowie repressive Systeme der Macht. Es stehen auf dieser Landkarte bekannte neben eher unbekannten Namen und große Verlage neben eher kleineren. Das macht sie für uns umso erfreulicher.“

 

Das nämlich sieht man auch auf den ersten Blick, daß die unterschiedlichen Genres berücksichtigt sind, daß die Romane in ganz Europa spielen, viel Geschichtliches nach 25 Jahre Deutsche Einheit dabei ist, aber auch England oder Bulgarien, ja die Türkei Ort der Handlung sein können.

 

Info I:

 

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2015 gehören neben Claudia Kramatschek an: Markus Hinterhäuser (Wiener Festwochen), Rolf Keussen (Mayersche Droste, Düsseldorf), Ursula Kloke (Botnanger Buchladen, Stuttgart), Ulrike Sárkány (Norddeutscher Rundfunk), Christopher Schmidt (Süddeutsche Zeitung) und Bettina Schulte (Badische Zeitung).

 

Im nächsten Schritt wählen die Juroren aus den Titeln der Zwanzigerliste sechs Titel für die kurze Liste aus, die am 16. September 2015 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung – jeweils am Montagabend vor der Buchmesse, diesmal am 12. Oktober - erfahren die sechs Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.

 

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind zudem die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

 

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Info II:

 

Die Preisverleihung findet also am 12. Oktober 2015 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Interessierte können die Preisverleihung per Live-Stream unter www.deutscher-buchpreis.de mitverfolgen. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertragen die Preisverleihung im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Livestream im Internet unter www.deutschlandradio.de.

 

Anläßlich der Nominierung der Longlist-Titel erscheint das Buch „Die Longlist 2015 – Leseproben“, herausgegeben vom Fachmagazin Börsenblatt im Verlag der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, einer Wirtschaftstochter des Börsenvereins. Darin werden Leseproben und Hintergrundinformationen zu den nominierten Romanen veröffentlicht. Es ist ab kommender Woche in vielen Buchhandlungen erhältlich.

 

Das deutschlandweite Onlineradio detektor.fm hat die Leseproben vertont. Ab heute sind Hörproben der 20 Longlist-Titel unter www.detektor.fm/deutscher-buchpreis abrufbar. Sie sind zudem über die detektor.fm-App auf fast allen mobilen Endgeräten nutzbar. Ab dem 19. August präsentiert der Radiosender täglich von Montag bis Freitag ab 17.40 Uhr einen Longlist-Titel in der Sendung „Der Tag“.

 

Ab dem 20. August stellen sieben Literaturblogs als „Die Buchpreisblogger“ die nominierten Titel vor. Die Blogger lesen die 20 Bücher der Longlist, stellen sie zur Diskussion, bieten Hintergrundinformationen und kritische Debattenbeiträge. Zusammengeführt werden die Blogs auf der Facebook-Seite des Deutschen Buchpreises www.facebook.com/DeutscherBuchpreis und unter dem Hashtag #dbp15.

 

 

 

Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis 2015 können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de. Infos, Neuigkeiten und Geschichten rund um den Deutschen Buchpreis 2015 gibt es auch bei Facebook unter www.facebook.com/DeutscherBuchpreis

 

Bisherige Artikel der Serie: Deutscher Buchpreis 2015

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4658:verlage-reichen-167-titel-ein&catid=78:buecher&Itemid=470

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5368:jury-nominiert-wieder-20-romane&catid=78&Itemid=470