Nach der Absage des iranischen Nationalstands auf der Buchmesse wegen Auftritt von Salman Rushdie
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das iranische Kulturministerium hat die Frankfurter Buchmesse am Freitagabend (9. Oktober) offiziell darüber informiert, dass es den geplanten Nationalstand in diesem Jahr absagt. Als Grund dafür nennt das Ministerium den Auftritt des Autors Salman Rushdie bei der Eröffnungs-Pressekonferenz der Buchmesse am 13. Oktober 2015.
Bekannt wurde die Absage schon vorher, d.h. es wurde das Ansinnen gestellt, den geplanten Redner zur Eröffnung, Salman Rushdie, wieder auszuladen. Das kann die Frankfurter Buchmesse mit ihrem Chef Juergen Boos nicht nur nicht tun, weil dies der Einwilligung zu einer Erpressung gleichkäme, sie will es auch nicht tun, denn sie hat ja mit Absicht genau diesen indisch-britischen Autor eingeladen, mit dessen Fatwa, ausgesprochen vom iranischen Staatschef Khomeini am 14. Februar 1989 der tödliche Meinungsterror seitens Islamisten begann.
Die Fatwa bedeutet, daß jeder Muslim auf der Welt den damit überzogenen Menschen töten soll. Damals waren sogar eine Million US-Dollar als Kopfgeld versprochen, was sich inzwischen auf 3,3 Millionen Dollar erhöht hat. Rushdie hatte sich den Zorn wegen seiner „Die satanischen Verse“ zugezogen. Man muß allerdings hinzufügen, daß der Iran mit seiner Fatwa in der muslimischen Welt alleine steht.Alle anderen Mitgliedstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz haben der Fatwa schon im März 1989 widersprochen, da die Scharia nicht gestatte, einen Menschen ohne Gerichtsverfahren zum Tode zu verurteilen.
„Wir bedauern die Absage des iranischen Kulturministeriums sehr“, so Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. „Die Frankfurter Buchmesse ist ein Ort des Dialogs. Gleichzeitig hoffen wir, dass die diesjährige Absage nur eine kurze Unterbrechung der bestehenden Gespräche bedeutet und wir die geknüpften Beziehungen weiter ausbauen können. Dennoch gilt für uns: Die Freiheit des Wortes ist nicht verhandelbar. Es darf nicht in Vergessenheit geraten, dass Rushdie für sein Werk immer noch mit dem Tod bedroht wird.“
Die Absage des Nationalstands heißt nicht, daß keine iranischen Verlag auf der Buchmesse vertreten sind. Nach derzeitigem Stand werden sich einige iranische Verlage in der Halle 4.0, in der Halle 3.0 (u.a. im Kinderbuchareal) sowie in der Gourmet Gallery in der Halle 3.1 auf der Buchmesse präsentieren. Die Präsenz iranischer Verlage war in Frankfurt in den letzten Jahren stetig gewachsen.
Zum auf Englisch schreibenden Salman Rushdie sollte man noch hinzufügen, daß er ein verdammt guter Erzähler ist, der in der seit Gabriel Garcia Marquez gelungenen Mischung aus Mythos und Phantasie, magischer Realismus genannt, indische Lebenswelten in unsere Köpfe bannt.
Über die Frankfurter Buchmesse
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