UNWORT DES JAHRES gesucht! Bis 31. Dezember Frist
Felicitas Schubert
Darmstadt (Weltexpresso) – Noch bis zum 31.12.2015 können alle Bürgerinnen und Bürger Vorschläge für das „Unwort des Jahres 2015“ einschicken. Erinnern Sie sich noch an das vom Jahr 2014? Es war LÜGENPRESSE. Und es zeigt sich, wie aktuell dieser Begriff auch im Jahr 2015 geblieben ist. Manche Unwörter sind nicht nur in die Sprachgeschichte eingegangen: Kollateralschaden, Humankapital, Rentnerschwemme.
Übrigens fing es 1991 mit AUSLÄNDERFREI an. Ganz interessant, daran zu erinnern, wobei immer wieder fremdenfeindliche Wörter gewählt wurden. Nicht nur die, die für Deutschland gelten, sondern auch beispielsweise 1992 ETHNISCHE SÄUBERUNG, was als Begründung für die Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien herhalten sollten. 1993 war ÜBERFREMDUNG das UNWORT des Jahres und man sieht daran, daß die Anfangsneunziger Jahre von Asyldebatten geprägt waren. 1994 ging es dann mit Wirtschaftsbegriffen weiter. Die Kopperschen Peanuts sind noch heute gültig. In diesem Jahrtausend ging es auch um HERDPRÄMIE und ENTLASSUNGSPRODUKTIVITÄT. Aber auch TÄTERVOLK von 2003 oder ICH -AG für das Jahr 2002.
Bis Ende Oktober sind unter der Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 1153 Einsendungen mit 483 verschiedenen Vorschlägen eingegangen. Die am häufigsten eingeschickten Wörter sind: (Flug-)Lärmpause (164x), Willkommenskultur (70x), Grexit (45x), Gutmensch(entum) (37x) Besorgte/r Bürger (35x), Asylkritiker/ -gegner (20x) und Asylmissbrauch/-betrug (13x). Auch das Wortfeld Flüchtlings- welle/-schwemme/-strom ist oft vertreten (in allen Varianten insges. 13x). Eigentlich macht uns keiner der Begriffe als UNWORT DES JAHRES wirklich an. Denn es geht ja darum, ein Wort zu wählen, hinter dem sich etwas Gewaltiges verbirgt oder das einen Zustand verschleiert oder einfach uns ein U für ein X vormacht. Außerdem müssen es nicht Substantive sein, die überwiegend gewählt wurden. Auch Adjektive waren Unwörter des Jahres wie ausländerfrei oder alternativlos.
Zum Verfahren:
Die institutionell unabhängige und ehrenamtlich arbeitende Jury aus vier SprachwissenschaftlerInnen und einem Journalisten wird in diesem Jahr durch den Kabarettisten Georg Schramm (www.georg-schramm.de) ergänzt.
Das „Unwort des Jahres 2015“ wird am 12.01.2016 um 10.00 Uhr auf einer Pressekonferenz an der TU Darmstadt (karo5-Lounge) verkündet.
Zum 25. Mal seit 1991 soll das „Unwort des Jahres“ bestimmt werden.
Die sprachkritische Aktion möchte auf unangemessene Formen des öffentlichen Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch Sprachreflexion und Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Es können Vorschläge aus allen Feldern der öffentlichen Kommunikation eingesandt werden,
die gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen,
die gegen Prinzipien der Demokratie verstoßen,
die einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder
die euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind.
Wichtig ist, daß die betreffenden Wörter und Formulierungen öffentlich geäußert wurden, eine gewisse Aktualität besitzen und der Äußerungskontext bekannt ist und von den Einsendern belegt wird. Die Häufigkeit der Einsendung eines Vorschlags spielt dagegen keine Rolle für die Entscheidung der Jury!
Info:
„Unwörter des Jahres“ seit 1991: Lügenpresse (2014), Sozialtourismus (2013), Opfer-Abo (2012), Döner-Morde (2011), alternativlos (2010), betriebsratsverseucht (2009), notleidende Banken (2008), Herdprämie (2007), freiwillige Ausreise (2006), Entlassungsproduktivität (2005), Humankapital (2004), Tätervolk (2003), Ich-AG (2002), Gotteskrieger (2001), national befreite Zone (2000), Kollateralschaden (1999), sozialverträgliches Frühableben (1998), Wohlstandsmüll (für Menschen, 1997), Rentnerschwemme (1996), Diätenanpassung (1995), Peanuts (1994), Überfremdung (1993), ethnische Säuberungen (1992), ausländerfrei (1991). – „Jahrhundert-Unwort“ (2000): Menschenmaterial.
Aufruf: „Unwort des Jahres 2015“ gesucht!
Sprachkritische Aktion
UNWORT DES JAHRES
Prof. Dr. Nina Janich
Sprecherin der Jury
Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
TU Darmstadt
Dolivostr. 15
64293 Darmstadt
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Vorschläge an:
Prof. Dr. Martin Wengeler
Universität Trier
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