Serie: ÄGYPTENS SCHÄTZE ENTDECKEN. Meisterwerke aus dem ägyptischen Museum Turin im Historischen Museum der Pfalz Speyer, Teil 3/4

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – a.petit hat auf der diesjährigen ITB in Berlin den ITB-Award für seinen Bildband "Ägypten. Eine Reise durch drei Zeiten. Bildband der frühen Orientfotografie" erhalten, der genau die in der Ausstellung als Ägyptomania gezeigten Bildbeispiele bringt, die Ägyptenreisende im 19. Jahrhundert mit nach Hause brachten. Wir befragten deshalb den Autor nach seinem heutigen Beitrag zur gestrigen Ägyptomanie: Anlaß, Ursachen, Motiv.

 

Bevor wir auf das Inhaltliche eingehen: Hersteller und Verlag Ihres Buches sind Books on Demand aus Norderstedt. Was bedeutet das?


Books on Demand bedeutet, daß Autoren nicht mehr auf Knebelverträge unter Abgabe aller Nebenrechte angewiesen sind. Es bedeutet aber auch, daß keinerlei Werbung von der Verlagsseite aus betrieben wird. Es ist ein Dienstleister, der lediglich Publikationen in den internationalen Buchhandel bringt. Der Druck von einzelnen Exemplaren erfolgt erst, wenn jemand ein entsprechendes Buch bestellt. Amazon hat meine Bücher meist vorrätig. Aber auch in jeder Buchhandlung sind sie bestellbar, mit wenigen Tagen Wartezeit.

Wie kommt nun ein Interessierter auf Sie? Normalerweise gehe ich in eine Buchhandlung, wenn ich etwas zu einem Thema für mich suche oder auch als Geschenk.


Da ich selbst kein Marketing betreibe, ist es reiner Zufall, wenn überhaupt jemand Kenntnis von dem Buch erlangt. Viele Schätze schlummern im Verborgenen- warum sollte ich etwas daran ändern?! Natürlich wäre es wünschenswert, wenn mehr Leute davon erfahren würden, aber um Verkaufszahlen geht es weder mir noch dem Buch.

Sie widmen Ihr Buch "der Zeit. Wie meinen Sie das?


Das Buch ist ein mehrphasiges Zeitdokument. Beginnen wir mit den Reisenden, die vor über 100 Jahren diese Mühsal auf sich genommen haben. Sie müssen mehrere Monate in fremden Ländern unterwegs gewesen sein, denn die Reise geht noch weiter über Palästina und Konstantinopel. Sie brachten Bilder mit, die ihrerseits noch einige Generationen älter waren, als sie selber. Und die abgebildeten Motive reichen tausende Jahre zurück und erzählen ihre Geheimnisse. Demnach beschreibt dieses Buch drei unterschiedliche Epochen. Und zwar in einer Vierten ! Der Jetztzeit, der sogenannten Gegenwart, die morgen oder in 20 Jahren schon wieder eine völlig andere sein wird. Ohne Zweifel ist dies ein immerwährender Faden, der auch in der Zukunft niemals abreißen wird.

Was erwartet also den Leser?


Neben der baren Faszination für Ägypten erwartet ihn das Eintauchen in vielschichtige Realitäten. Die Bilder selbst sind nicht der größte Glanz dieser authentischen Reise. Es sind vielmehr die verblüffenden Informationen, die sich dahinter verbergen. Erst wenn man die straff gehaltenen Erläuterungen gelesen hat, wird man den wahren Wert erkennen. Und mit Freuden lasse ich mir nachsagen, daß dieses Buch den Leser das Sehen lehrt. Grundlage sind zwei Folianten von 1910, von denen ich den ersten, Ägypten, bearbeitet und herausgegeben habe.

 

Wie sind Sie auf diesen Fund beider Folianten gestoßen?

Per Zufall. Ich entdeckte sie in staubigen Regalen eines Trödelladens, der sich durch Haushaltsauflösungen finanziert. Da die Chefin des Ladens zu diesem Zeitpunkt in Südamerika weilte, und die Vertretung keinen Preis festlegen wollte, mußte ich mehrere Wochen warten. Nachdem sie wieder vor Ort war, kamen wir überein, daß sie eine Woche lang erst mal recherchieren sollte, was die Folianten wert sind. Ich interessierte mich jedoch nur für den Folianten mit den Ägyptenbilder und kaufte nur diesen, nach Ablauf der Woche.

Als ich jedoch Zuhause feststellte, daß der Inhalt vermischt war und ich zwei Gruppenfotos, sowohl aus Ägypten, als auch Palästina hatte, wurde mir klar, daß diese beiden historischen Fotomappen keinesfalls getrennt werden durften. Sofort machte ich auf dem Absatz kehrt und kaufte auch noch den zweiten Folianten

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Wem hat das gehört? Was haben Sie bisher über die Reisegruppe, die als Foto den Titel schmückt, herausbekommen.

Leider zu wenig. Die Folianten stammen aus dem Nachlaß einer Dame, die in Stierstadt, nahe Frankfurt am Main gewohnt haben soll. Ich selber habe die Bilder bereits 2006 erworben. Wie lange sie vorher schon in den Regalen lagen, bleibt vorläufig im Dunkeln. Fortsetzung folgt.

 


a.petit, Ägypten. Eine Reise durch drei Zeiten: Bildband der frühen Orientfotografie, Books on Demand, broschiert, 15.Juni 2011

 

 Die Ausstellung in Speyer läuft bis 2. September 2012 

 

Katalog: Ägyptens Schätze entdecken. Meisterwerke aus dem Ägyptischen Museum Turin, hrsg. von Stiftung Historisches Museum der Pfalz Speyer, Prestel Verlag 2012. Der Katalog folgt der Ausstellung in den fünf übergreifenden Kapiteln und bringt auf vielen Seiten ganzseitige Fotos, die so schön sind, daß einem der Atem stockt. Hier meinen wir vor allem „Mächtige, Könige und Königinnen“ mit herrlichen Abbildungen. Das ist oft so, daß auf einem Foto die Inschriften und die Gravuren, die Zeichnungen und Ritzungen besser zu sehen sind als im Original, zumal dann, wenn viele Besucher drumherumstehen, was einen andererseits ja freut.

Die Katalognummern, also die Gegenstände, der in den Abteilungen ausgestellten Stücke und ihre Abbildungen sind mit informativen Texten versehen, die wieder einmal deutlich machen, man sollte einen Katalog vorher studieren und dann die Objekte mit Wissen betrachten, allein der Mensch funktioniert andersherum und interessiert sich so richtig für ein Thema dann, wenn sein Interesse durch das Schauen geweckt ist.

Grundsätzlich gilt, die Gestaltung und Erklärungen im Band lassen sich auch ohne die Ausstellung hervorragend lesen. Man hat auch dann viel davon. Was nicht nur bedeutet, daß dieser Katalog ein sinnvoller Kauf für jeden Interessierten an Alt Ägypten ist,sondern auch, daß man ihn jederzeit für sich als eigenständiges Werk nutzen kann.

Info:

Besuchen Sie auch die Ausstellung: Ägyptens Schätze entdecken. Eine Familiena-Ausstellung des Jungen Museums, die im Kindermuseum im Untergeschoß gezeigt wird. Offiziell heißt es, daß sich die Ausstellung an Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren richtet. Aber Sie können auch mit kleineren Kindern und auch mit Jugendlichen die Ausstellung besuchen. Und Erwachsene haben auch sehr viel davon!

 

Das reichhaltige Begleitprogramm mit Ferienwerkstatt, Workshops und Lesenacht entnehmen Sie bitte der Webseite.

 

Lern-, Spiel- und Bastelmappe: Die Ägypten-Box: In leuchtendem Türkis begrüßt auf dem Umschlag ein junger Ägypter, das Ankzeichen in der Hand, den, der die Mappe aufschlägt.

Ramose heißt er, entdeckt man auf der Innenseite, und liest seine Aufforderung, auf die spannende Zeitreise ins Reich der Pharaonen mitzugehen. In 25 Themen und einem ägyptischen Kalender wird vom Leben im Alten Ägypten über die Bastelbögen zum Ausschneiden der Tempelanlagen und die Schrift dann noch eine Spielanleitung für das Schlangenspiel geboten. Eine wunderbare Zusammenstellung von Wissens-, Handeln- und Spielteilen, die perfekt als Nachbereitung der Ausstellung für die nächsten Wochen dient. Wir haben sie aber zusätzlich auch als Vorbereitung für den Besuch benutzt. 

Dabei haben wir dazugelernt: Kinder stürzen sich auf die Bastelbögen. Vorsicht. Wenn einer daneben schneidet oder gar den Bogen nicht völlig auffaltet, schneidet er die Rückseite falsch aus. Was tun? Mit Tesafilm kleben oder im Shop des Museums die Ausschneidebögen umtauschen können. Das ist bisher nicht vorgesehen, aber unser Tip, diese Bastelbögen in größerer Auflage zu drucken und gegen versehrte umtauschen zu können. Dann kommen die Kinder auch noch häufiger in die Ausstellung!

www.art-of-kara.de

www.aegypten.speyer.de