Tag des inhaftierten Schriftstellers am 15.11.2015, Teil 2

 

Kurt Hessen

 

Darmstadt (Weltexpresso) - Jährlich wird am 15. November der „Tag des inhaftierten Schriftstellers“ („Writers in Prison Day“ oder „Day of the Imprisoned Writer“) begangen, um auf das Schicksal von zu Unrecht inhaftierten und verfolgten Schriftstellern, Journalisten, Verlegern und Bloggern auf der ganzen Welt hinzuweisen und um an diejenigen zu erinnern, die getötet wurden, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen haben.

 

Jedes Jahr stellt der internationale PEN ausgewählte Fälle in den Fokus, die beispielhaft für die Repressionen stehen, denen Kollegen auf der ganzen Welt täglich ausgesetzt sind.

Im Jahr 2015 sollen die Schicksale von Juan Carlos Argena Medina (Honduras), Patiwat Saraiyaem und Pornthip Munkong (Thailand), Khadija Ismayilova (Aserbaidschan), Raif Badawi (Saudi-Arabien) und Amanuel Asrat (Eritrea) besonders ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden.

 

 

Juan Carlos Argeñal Medina (Private)

 

Juan Carlos Argeñal Medina, ein honduranischer TV-Journalist, wurde am 7. Dezember 2013 von einer Gruppe nicht identifizierter bewaffneter Männer in seinem Zuhause erschossen. Seine Familie geht davon aus,dass der Journalist getötet wurde, weil er Fälle von Korruption in einem lokalen Krankenhaus aufgedeckt hatte. Vor seinem Tod hatte Argeñal Todesdrohungen von Personen erhalten, von denen er glaubte, sie stünden mit der Krankenhausverwaltung in Verbindung. Argeñals Ermordung bleibt bis heute unaufgeklärt und es gibt nahezu keine Fortschriftte in der Untersuchung, obwohl spezielle Ermittlungsgruppen auf den Fall angesetzt wurden. Weitere Informationen finden Sie (in englischer Sprache) hier.

 

 

Patiwat Saraiyaem und Pornthip Munkong

 

Die studentischen Aktivisten Patiwat Saraiyaem (23) und Pornthip Munkhong (26) wurden zu jeweils zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil gegen das thailändische Majestätsbeleidigungsgesetz verstoßen haben sollen. Der Prozess gegen Patiwat Saraiyaem und Pornthip Munkong gründet sich darauf, dass die beiden in einem Theaterstück über einen fiktiven Monarchen mit dem Titel “Wolf Bride” (‘Jao Sao Ma Pa’) mitgespielt haben, das an der Thammasat Universität im Oktober 2013 aufgeführt wurde. Das Paar sitzt seit seiner Festnahme im August 2014 in Haft, nachdem wiederholt der Antrag auf Kaution abgelehnt wurde und sie sich im Dezember 2014 sogar schuldig bekannt haben, um so eine Strafmilderung zu erreichen.Weitere Informationen finden Sie (in englischer Sprache) hier.

 

 

Khadija Ismayilova. Quelle: PEN International

 

Die Investigativjournalistin Khadija Ismayilova wurde am 1. September 2015 zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt wegen angeblicher “wirtschaftlicher Verbrechen, einschließlich illegaler Unternehmerschaft und Steuerhinterziehung”. Bekannt für die Aufdeckung von Korruption auf höchster Ebene und für ihre Kritik an der Regierung Aserbaidschans wegen des Durchgreifens gegen oppositionelle Stimmen, war sie in den letzten beiden Jahren das Ziel einer unerbitterlichen Kampagne von Einschüchterung und juristischer Verfolgung. Ismayilova war am 5. Dezember 2014 verhaftet worden, der PEN geht davon aus, dass die Anzeige gegen Ismayilova politisch motiviert war und sich gegen ihre Arbeit zur Aufdeckung der Korruption in der oberen Gesellschaft Aserbaidschans richtet. Weitere Informationen finden Sie (in englischer Sprache) hier.

 

 

Raif Badawi. Quelle PEN International

 

Der saudische Blogger Raif Badawi wurde zu zehn Jahren Gefängnis, 1000 Peitschenhieben und einer Geldstrafe von umgerechnet rund 240.000 Euro verurteilt wegen angeblicher “Beleidigung des Islams” und des “Betreibens einer liberalen Website”. Darüber hinaus wurde er zu einem zehnjährigen Reise- und Medienverbot verurteilt, das nach seiner Freilassung in Kraft tritt. Am 9. Januar 2015 hatte Badawi die ersten 50 von insgesamt 1000 Peitschenhieben erdulden müssen. Seither wurde die weitere Ausführung der Strafe aus medizinischen Gründen immer wieder verschoben. Raif Badawi ist Ehrenmitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Weitere Informationen finden Sie (in englischer Sprache) hier.

 

 

Amanuel Asrat

 

Amanuel Asrat ist ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Dichter, Kritiker und Chefredakteur einer der wichtigsten Zeitungen Eritreas. Er wurde am 23. September 2001 während einer Razzia gegen staatliche und private Medien zu Hause verhaftet. Man geht davon aus, dass er ohne Anklage oder Gerichtsverfahren im Hochsicherheitsgefängnis Eiraeiro, nördlich von Asmara, festgehalten wird. Andere Journalisten, die zur selben Zeit wie Asrat verhaftet wurden, sollen Berichten zufolge gestorben sein.

 

Info:

 

http://www.pen-deutschland.de

http://www.pen-deutschland.de/wp-content/uploads/2015/05/January-December-2014-Case-List-FINAL.pdf