An den österreichischen Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres, Herrn Sebastian Kurz, und die Bundesministerin für Inneres, Mag.a Johanna Mikl-Leitner vom PEN Deutschland

 

Robert Matta

 

Darmstadt (Weltexpresso) – Es ist eine schwierige politische Gemengelage, in der zur Zeit Staatsangehörige bestimmter Länder mal herzlich willkommen geheißen werden, mal verteufelt werden, mal als Flüchtlinge beschimpft, mal als Flüchtlinge gerne aufgenommen werden, und derzeit jeder Ausländer – nein, nicht jeder, aber jeder aus dem Nahen Osten – zum potentiellen Flüchtling gemacht wird.

 

In Österreich hat sich gerade folgendes begeben, wogegen der PEN Deutschland in einem offenen Brief Prostest erhebt und die ordentliche Einreise für einen Dichter zur Vorstellung seines Buches verlangt.

 

Der Pen schreibt:

 

 

Sehr geehrter Herr Minister Kurz, sehr geehrte Frau Ministerin Mikl-Leitner,

 

im Namen der Autorinnen und Autoren des deutschen PEN-Zentrums will ich Ihnen mitteilen, wie fassungslos wir darüber sind, dass die österreichische Botschaft in Kairo dem ägyptischen Dichter Omar Hazek die Einreise in den Schengen-Raum verwehrt hat. Dem Vernehmen nach soll das österreichische Innenministerium an dieser Entscheidung nicht unbeteiligt sein.

 

Omar Hazek, dem 2007 von der in Abu Dhabi beheimateten „Organization for Culture and Heritage“ der populäre Titel “Prince of Poets” verliehen wurde und dessen Gedichte auch in englischer und deutscher Übersetzung publiziert sind, ist am 4. Dezember 2013 vor dem Gerichtsgebäude in Alexandria verhaftet worden, weil er dort an einer Solidaritätsveranstaltung für die Familie des in Polizeigewahrsam zu Tode geprügelten Bloggers Khalid Said teilgenommen hatte. Er wurde wegen Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Dieses jeder rechtsstaatlichen Abwägung Hohn sprechende Urteil hat einen internationalen Proteststurm hervorgerufen.

 

Menschenrechtsorganisationen und PEN-Zentren in aller Welt haben sich an den Obersten Gerichtshof von Ägypten und an General al-Sisi gewandt, mit der dringenden Bitte, Omar Hazek freizulassen und freie Meinungsäußerung im Rahmen von friedlichen Versammlungen zu gewähren. Die Proteste waren vergeblich gewesen, Omar Hazek musste sein Strafe abbüßen. Als er vor zwei Monaten aus dem Gefängnis frei kam, wurde dies von den PEN-Zentren und Medien in aller Welt freudig begrüßt.

 

Der österreichische PEN Club, dessen Ehrenmitglied Omar Hazek ist, hat nun eine Auswahl seiner Texte im Löcker Verlag publiziert. Dieses Buch sollte vergangene Woche im Zuge einer Lesereise durch Österreich in Wien, Graz und Fresach vorgestellt werden. Das deutsche PEN-Zentrum hat Omar Hazek darüber hinaus eingeladen, das Buch am 20.11.2015 im Dresdner Literaturhaus Villa Augustin vorzustellen und mit unserem Ehrenmitglied Abdelwahhab Azzawi aus Damaskus ein Gespräch über die Situation von Schriftstellern im arabischen Raum zu führen.

 

Nun müssen wir mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen, dass die österreichischen Behörden dem Dichter, für den sich so viele kulturelle und humanitäre Institutionen in der ganzen freien Welt eingesetzt haben, nicht die Einreise in den Schengen-Raum gewähren wollen. Anstatt, wie es einem an humanitären Grundsätzen orientierten Kulturstaat anstehen würde, einem verfolgten Dichter von internationaler Reputation von sich aus die Hand zu reichen, beginnen Sie in Ihrem Abwehrfuror nun auch noch den internationalen Kulturaustausch zu behindern.

 

Hätte Omar Hazek sich besser einem Schlepper anvertrauen sollen, damit er sein im österreichischen Löcker-Verlag erschienenes Buch „In der Liebe des Lebens. Kassiber aus der Haft“ dem österreichischen und deutschen Literaturpublikum doch noch vorstellen kann?

 

 

Wir bitten Sie dringend, diese Fehlentscheidung zu revidieren.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Mit freundlichen Grüßen



Josef Haslinger

 

Präsident

 

 

Foto: der Dichter

 

Info:

Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter SchriftstellerInnen.