Die Pfeiler der Macht. Der große Zweiteiler nach dem Weltbestseller von Ken Follett wird Ende Januar 2016 ausgestrahlt,    Teil 2

 

Werner Thala

 

Hamburg (Weltexpresso) – Das viktorianische Zeitalter strahlt eine große Faszination aus. Es ist schon erstaunlich, wie überhaupt das 19. Jahrhundert reüssiert, wobei England den Vogel abschießt. Überall ist dies eine Zeit gesellschaftlichen Wandels, in der die Sehnsucht wächst, die auferlegten Korsetts zu sprengen und die moralisch eng gesteckten Kodexe in Frage zu stellen.

 

Die Menschen machen es den Erfindern von Technik und Industrie nach und erfinden sich neu. Die Moderne wird eingeläutet, der Aufbruch in ein selbstbestimmteres Leben, sich seinen Platz im Leben und der Gesellschaft selbst zu definieren. Doch die Menschen dieser Zeit und unsere Charaktere sind auch beseelt von der Sehnsucht, dass nur die Liebe allein den Schatten des Daseins etwas entgegenzusetzen vermag. Ein romantisches Ideal, das wir bis heute verfolgen und ersehnen.

 

Die Adaption, Umsetzung und Finanzierung dieses opulenten, über viele Zeitetappen und Generationen erzählten historischen Familienepos für das ZDF stellte eine besondere Herausforderung dar. Die Produktion hat über Monate in verschiedenen europäischen Ländern nach passenden Drehorten gesucht und besonders auch unter Kostengesichtspunkten sorgfältig abgewogen, in welchem Land für das veranschlagte Budget von knapp 8 Millionen Euro diese opulente Welt rund um die Bankiersfamilie Pilaster und die Armenghettos des frühkapitalistischen London Ende des 19. Jahrhunderts bestmöglich erschaffen werden können. England schied dabei relativ früh aus, da es schlichtweg viel zu kostspielig ist, dort zu drehen.

 

Die Wahl fiel auf Irland, das ebenfalls zahlreiche bekannte Herrenhäuser und Schlösser im angelsächsischen Stil vorzuweisen hat. Zudem konnte zur Finanzierung auch auf Mittel des Investitionsprogramms für die irische Filmindustrie zugegriffen werden, die von der irischen Regierung als Produktionsanreiz bereitgestellt wird. Als Produktionsstandort konnten beste Voraussetzungen rund um Dublin gefunden werden, wo diese wunderbaren, sehr britisch und authentisch anmutenden Motive gefunden wurden. Hier wurden auch amerikanische Großproduktionen wie "Game of Thrones", "The Vikings" oder "Penny Dreadful" gedreht, zudem gibt es eine sehr gute Produktionsinfrastruktur und hervorragend ausgebildeten Teams vor Ort. Unsere irischen Heads of Department im Ausstattungs-, Kostüm- und Maskenbildbereich sind alle gerade auch im historischen Bereich bestens ausgebildet und haben an vielen internationalen Großproduktionen mitgewirkt, so war z.B. die Maskenbildnerin Lynn Johnston für einen Oscar für "Albert Nobbs" mit Glenn Close nominiert.

 

Bei der Umsetzung war dem ZDF historische Genauigkeit sehr wichtig. Als Beraterin stand uns hierfür Priv. Doz. Dr. Karina Urbach (Institute for Advanced Study, Princeton, Senior Research Fellow, IHR, University of London) zur Verfügung, die als Spezialistin für das viktorianische Zeitalter gilt.

 

In 49 Drehtagen wurde von Mitte September bis Ende November 2015 in Dublin und Umgebung gedreht. Sollys Wohnsitz "Knightsbridge" wurde in Powerscourt Estate gedreht, eine beliebte touristische Attraktion, der Park zählt laut National Geographic zu den drei schönsten Gärten der Welt. "Whitehaven" ist das in Privatbesitz befindliche Schloss Kilruddery, das Anfangsmotiv "Internat" ist die alte Schule Aravon School, die Chris de Burgh vor einigen Jahren erworben hatte. Im Stadtzentrum von Dublin dienten uns unter anderem die Guinness Brauerei, das berühmte Trinity College, das Dublin Castle und die City Hall als Motive.

 

Der Hauptcast umfasst 14 Schauspieler unterschiedlicher Nationalität, die aber, bis auf den Hauptdarsteller Dominic Thorburn, alle mit deutschem Text spielten sowie 34 irische Nebendarsteller, die ihren Text auf Englisch spielten. Für die Hauptrolle „Hugh“ hat sich die Produktion nach Castings in Deutschland und England für den englischen Schauspieler Dominic Thorburn entschieden, der in der Macbeth-Inszenierung von Kenneth Branagh auf sich aufmerksam machte und im englischsprachigen Raum bereits als großes junges Talent gilt. Die Produktion musste daher zweisprachig in Deutsch-Englisch gedreht und die englischen Dialoge später deutsch synchronisiert werden.

 

Aufgrund des hohen Aufwands hinsichtlich Ausstattung, Bauten, Komparsen sowie der Technik waren bis zu 125 Crewmitglieder täglich an der Produktion beschäftigt. Insgesamt wurden 1.300 Komparsen eingekleidet und frisiert und 973 Kostüme benötigt. 40 Kleider und Anzüge wurden extra für die Hauptdarsteller angefertigt, der Rest wurde aus Spanien und England geliehen. Für die Hauptdarsteller wurden 20 Perücken angefertigt, sowie zahlreiche Perücken und Haarteile für Komparsen wie auch Bärte und Kotletten.

 

Es gab drei besonders große Bauten, die extra erstellt bzw. speziell ausgestattet wurden, um die "arme Welt" Londons darzustellen: die Bordell- und Amüsiermeile "Babylon Alley", die Wohngegend rund um Maisies Welt in "Whitechapel" sowie die Handelsstraßen Londons mit den Verkaufsständen. Insgesamt gab es ca. 20 verschiedene Kutschen, die aus England importiert wurden, sowie zahlreiche Tiere, die eine Rolle spielten: 50 Ratten, 10 Hunde, 10 Vögel, 3 Gänse, 1 Ziege, 6 Hühner, 2 Papageien, 1 Pfau, 1 Esel und ca. 15 Pferde.

 

Auch wenn die Voraussetzungen und Bedingungen durch die Originalmotive vergleichsweise sehr gut waren, gab es dennoch weitere detaillierte Anforderungen an die Postproduktion. Bei historischen Filmen müssen meist nicht-historische Details (zum Beispiel Stromkabel, Straßen- und Werbeschilder, Satellitenschüsseln etc.) oder geografische Unstimmigkeiten (in London und Umgebung gibt es keine Berge) im Nachhinein durch VFX-Spezialisten entfernt oder hinzugefügt (Londoner Stadtkulisse) werden. Die Musik wurde durch das Prager Radio Orchester orchestriert. Den Weltvertrieb hat Global Screen übernommen.

 

 Info:

 

Ken Follett, Die Pfeiler der Macht, Bastei Lübbe

Ken Follett, Die Pfeiler der Macht, Lübbe Audio, 6 CDs, circa 386 Minuten, gelesen von Frank Glaubrecht.

 

Sendetermine

Montag, 25. Januar und Mittwoch, 27. Januar 2016, jeweils 20.15 Uhr