PEN verurteilt Todesstrafe gegen Dichter Ashraf Fayadh in Saudi-Arabien – Fayadh Ehrenmitglied des deutschen PEN, Teil 3
Susanne Sonntag
Darmstadt (Weltexpresso) - Hier erfolgt der Abdruck des in Englisch an den saudi-arabischen Justizminister geschriebenen Brief des PEN auf Deutsch, mit dem unter Verweis auf die Menschenrechte das Justizministerium aufgefordert wird, den Mord zu unterlassen.
Seine Exzellenz, Scheich Dr. Mohammed bin Abdulkareem Al-Issa
Justizministerium
University Street
Riyadh 11137, Saudi-Arabien
Fax: +966 1 401 1741 +966 11 402 0311
24. November 2015
Betrifft: Der palästinensische Dichter Ashraf Fayadh
Exzellenz,
wir, die unterzeichnenden Organisationen, die sich gemeinsam für den Wert der kreativen Freiheit einsetzen, schreiben Ihnen, um unsere ernste Besorgnis darüber auszudrücken, dass Ashfraf Fayadh zum Tode wegen Apostasie verurteilt worden ist.
Ashraf Fayadh, ein Dichter, Künstler, Kurator und Mitglied der britisch-saudischen Künstlerorganisation „Edge of Arabia“, wurde zum ersten Mal im August 2013 festgenommen – im Zusammenhang mit seinem Gedichtband Instructions Within, gegen den eine Beschwerde des „Saudi Komitees für die Förderung der Tugend“ vorlag. Er wurde gegen Kaution freigelassen, im Januar 2014 jedoch erneut festgenommen.
Laut Prozessakten hat das Gericht von Abha im Mai 2014 bewiesen, dass Fayadh Apostasie (ridda) begangen, diese aber bereut habe. Der Vorwurf der Apostasie wurde fallengelassen, dennoch wurde er zu vier Jahren Gefängnis und 800 Peitschenhieben verurteilt, zur Strafe für mehrere Fälle von angeblicher Gotteslästerung.
Bei der Wiederaufnahme des Verfahrens zu Ashraf Fayadh im November 2015 revidierte der Richter die frühere Entscheidung und erklärte nun, dass Fayadhs Reue nicht umfassend genug gewesen sei, um die Todesstrafe zu vermeiden. Unserer Ansicht nach hätte man die Anklagen gegen ihn gänzlich fallen lassen müssen. Wir sind entsetzt, dass Fayadh stattdessen zum Tode wegen Apostasie verurteilt wurde, für nichts anderes, als die Ausübung seiner Rechte auf freie Meinungsäußerung und Freiheit des Glaubens.
Als Mitglied des UN-Menschenrechtsrats (HRC), des führenden staatenübergreifenden Organs, das sich für den Schutz und die Förderung der Menschenrechte einsetzt, und als neu gewählter Vorsitzender der Beratungsgruppe des Menschenrechtsrates, behauptet Saudi-Arabien, die höchsten Standards der Menschenrechte zu wahren und zu respektieren. Die beschriebene Entscheidung des Gerichts ist jedoch eine klare Verletzung der international anerkannten Rechte auf Gedankenfreiheit und auf freie Meinungsäußerung. Im Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) heißt es: „Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln.“
Darüber hinaus heißt es in Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Saudi-Arabien verhält sich in absolutem Widerspruch zu den Rechten,
die es als Mitglied der UN-Menschenrechtsrats zu schützen versprach.
Weit verbreitet sind auch die Sorgen und Bedenken darüber, dass das Strafverfahren offensichtlich nicht ordnungsgemäß verlief: Fayadh wurde ein Rechtsbeistand verweigert, angeblich deswegen, weil sein Ausweis nach der Festnahme im Januar 2014 konfisziert worden sei. Nach unserem Verständnis steht es Fayadh nun zu, innerhalb von 30 Tage Einspruch gegen die jüngste Entscheidung zu erheben – und wir bitten die Behörden dringend darum, ihm Zugang zu einem Rechtsanwalt seiner Wahl zu ermöglichen.
Wir appellieren an die saudischen Behörden, Ashraf Fayadh unverzüglich und bedingungslos freizulassen, ebenso alle weiteren Menschen, die in Saudi-Arabien gegen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung festgehalten werden.
Unterzeichnet von:
AICA (International Association of Art Critics)
Algerian PEN
All-India PEN
Amnesty International UK
American PEN
Arterial Network
ARTICLE 19
Artists for Palestine UK
Austrian PEN
Bangladesh PEN
Banipal Trust for Arab Literature
Bolivian PEN
Bread and Roses TV
British Humanist Association
Bulgarian PEN
Cambodian PEN
Canadian PEN
Centre for Secular Space
CIMAM (International Committee for Museums and Collections of Modern Art)
Colombian PEN
Council of Ex-Muslims of Britain
Croatian PEN
Crossway Foundation
Danish PEN
Edge of Arabia
English PEN
Esperanto PEN
Estonian PEN
Eritrean PEN-in-Exile
Ethiopian PEN-in-Exile
FIDH (International Federation for Human Rights)
Finnish PEN
Five Leaves Publications
Freemuse
German PEN
Ghanaian PEN
Haitian PEN
Human Rights Watch
Icelandic PEN
Index on Censorship
International Humanist and Ethical Union
Iranian PEN In-exile
Jimmy Wales Foundation
Kenyan PEN
Lebanese PEN
Ledbury Poetry Festival
Lithuanian PEN
Modern Poetry in Translation
Mexican PEN
Myanmar PEN
National Coalition Against Censorship (NCAC)
Norwegian PEN
One Darnley Road
One Law for All
Palestinian PEN
PEN International
Peruvian PEN
Peter Tatchell Foundation
Portuguese PEN
Québec PEN
Russian PEN
San Miguel PEN
Scottish PEN
Slovak PEN
Slovene PEN
Society of Authors
South African PEN
Split This Rock
Suisse Romand PEN
The School of Literature, Drama and Creative Writing at UEA
The Voice Project
Trieste PEN
Turkish PEN
Wales PEN Cymru