Serie: Deutscher Buchpreis 2011, Teil 2

 

von Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Deutsche Buchpreis hat inzwischen selbst Nachfolger gefunden. Denn längst gibt es den Schweizer Buchpreis, der jedes Jahr in Basel zur BuchBasel verliehen wird. Und wenn wirklich einmal ein deutschsprachiges Buch so außergewöhnlich ist, dann kann es auch wie im letzen Jahr 2010 dazu kommen, daß ein und dasselbe Buch die beiden hochdotierten Preise erhält. Das war Melinda Nadj Abonji mit „Tauben fliegen auf“ aus dem Verlag Jung und Jung aus Österreich. Denn beide Preise eint, daß jeder deutschsprachige Verlag Bücher einreichen kann. In der Schweiz zudem nicht nur Romane wie in Deutschland, sondern gewinnen können auch Geschichten. Dafür kommt beim Deutschen Buchpreis jeder Österreicher oder Schweizer genauso zum Zug wie die Deutschen selbst, während man in Basel entweder Schweizer sein muß oder in der Schweiz leben muß. Allen gemeinsam ist, daß das Original erstmals in dem Zeitraum seit dem letzten Preis in deutscher Sprache erschienen sein muß.

 

Die nun bekanntgegebene Liste umfaßt sowohl in der Literaturszene richtig bekannte Namen wie Wilhelm Genazino, Navid Kermani, Peter Kurzeck, Sibylle Lewitscharoff, Klaus Modick, Marlene Streeruwitz, sodann einige, die ins Gespräch gekommen sind, aber eben auch erstaunlich viele bisher weithin unbekannte Verfasser, die mit ihrem Erstling oder einem der ersten Bücher gleich durch diese Nominierungen hervortreten.  In diesem Jahr haben 72 Verlage aus Deutschland Bücher eingereicht, 23 aus Österreich und elf aus der Schweiz. Der Zeitraum der Veröffentlichung umfaßt das Ende der letzten Auswahlfrist, September 2010, also Oktober 2010 bis zum 14. September 2011.

 

Verfolgt man, welche Bücher aus welchen Monaten es in die engere Auswahl der Zwanzigerliste geschafft haben, ergeben sich doch deutliche Schwerpunkte, die mit letztjährigen Erfahrungen übereinstimmen: von den ausgewählten zwanzig Romanen sind allein neun im August und September 2011 erschienen, also gerade gestern und heute. Aus dem Jahr 2010 sind überhaupt keine Werke ausgewählt, aus den Frühjahrsproduktionen im Februar 2011 waren es fünf und im März drei. Aussagekräftig sind diese Zahlen allerdings nur, wenn man wüsste, wie viele Romane in den jeweiligen Monaten veröffentlicht wurden. Es könnte ja auch sein, daß die Verlage, die jeweils zwei Romane zum Deutschen Buchpreis einreichen dürfen, längst auf die Erfahrung reagieren, daß überproportional viele Romane ausgezeichnet werden, die unmittelbar vor der Preisverleihung erst herauskommen, und deshalb ihre aussichtsreichen Romane genau in diesem Zeitraum veröffentlichen.

 

Zusätzlich zu den zwei Romanen kann die Jury von den Verlagen diejenigen, die sie mit in die Auswahl nehmen möchten, als weitere Exemplare anfordern. Eine zusätzliche Bedeutung, die die siebenköpfige Jury, die jedes Jahr wechselt und von der Akademie Deutscher Buchpreis, die vom Vorstand der Börsenvereins berufen wird, ausgewählt wird, noch wichtiger macht. Dieses Jahr besteht sie aus Maike Albath, Literaturkritikerin vom Deutschlandfunk, Gregor Dotzauer, Literaturredakteur Tagesspiegel Berlin, Ulrike Draesner, Schriftstellerin, Clemens-Peter Haase, Leiter des Bereichs Literatur und Übersetzungförderung der Zentrale des Goethe-Instituts in München, Ina Hartwig, freie Literaturkritikerin, Christine Westermann, Journalistin/WDR, Uwe Wittstock, Literaturkritiker, Fokus.

 

Die Preisvergabe wird gefeiert am Abend vor der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse in Schmuckstück der Stadt Frankfurt, im Kaisersaal ihres Rathauses Römer. Am 15. September wird mit der Auswahl der letzten Sechs der Kreis der potentiellen Preisträger eingeengt. Insgesamt sind 37 500 Euro für die Preise ausgelobt, 25 000 für den Ersten Preis, je 2500 für die fünf übrigen Finalisten. Fortsetzung folgt.

 

 

www.deutscher-buchpreis.de