Serie: Deutscher Buchpreis 2011, Teil 4
von Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Navid Kermani brachte seinen Roman „Dein Name“ im Hanser Verlag am August 2011 heraus. Der 1967 in Siegen geborene Autor und habilitierte Orientalist hat sich vielfach durch eigenständige Meinungen hervorgetan und unter anderem im Jahr 2011 die Buber-Rosenzweig-Medaille erhalten. Die Merkwürdigkeiten um die Verleihung des Hessischen Staatspreises an ihn, gehen zu Lasten des damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Der 1229 Seiten starke Roman ist kein herkömmlicher Roman, sondern „eine Meditation über das Heilige und die Nöte des Alltags.“ Es ist persönlich und es ist gleichzeitig allgemein gültig für unsere Zeiten, Zeiten des Lebens und des Sterbens.
Esther Kinsky legte „Banatsko“ im Januar 2011 im Verlag Matthes und Seitz vor. Die studierte Anglistin und Slawistin übersetzt auch aus dem Englischen, Polnischen und Russischen. Im Jahr 2009 hatte sie den Paul-Celan-Preis erhalten. In „Banatsko“ kümmert sie sich um das wenig Beschriebene. Sie fährt als Erzählerin nach Battonya und erzählt von einer verfallenden Welt. Es ist ihre Sprache, die den Vergessenen Leben gibt.
Angelika Küssendorf hat „Das Mädchen“ bei Kiepenheuer & Witsch im August 2011 veröffentlicht. Sie wurde 1958 in Ahrensburg geboren, lebte bis 1985 in Leipzig, heute in Berlin und hat sowohl einen Roman sowie verschiedene Erzählbände herausgegeben. Es geht um das Mädchen, das ihre Individualität erst noch erkämpfen muß, in einer Umwelt von Kälte und Gewalt, eine Geschichte der DDR aus spezieller Perspektive. Unter die Haut gehend, weil überhaupt nicht larmoyant, sondern lakonisch dargelegt.
Doris Knecht hat „Gruber geht“ im Verlag Rowohlt Berlin im März 2011 veröffentlicht. Sie ist 1966 in Vorarlberg geboren und arbeitet als Journalistin, unter anderem für den Falter. Dies ist ihr erster Roman. Gruber ist ein Karrierist und wenn man hört, er geht, so denkt man sogleich, daß er gegangen wird. Erst einmal wird ein Tumor entdeckt und Gruber muß durch vieles durch, was ihn stählt, aber auch zu einem anderen macht. Witzig erzählt.
Peter Kurzecks Romane erscheinen im Stroemfeld Verlag in Frankfurt. So auch der im März 2011 erschienene „Vorabend“, der fünfte Teil einer auf 12 Bände angelegten Chronik, die autobiographisch verdichtet „die ganze Gegend, die Zeit“ aufnehmen will. Das dauert. „Vorabend“ hat über 1000 Seiten und die Handlung zeigt den Erzähler im Jahr 1984, wie er sich von seiner Freundin Sibylle trennt, mit der er ein Kind hat. Der 1943 in Böhmen geborene Kurzeck hatte seine Zeitsaga mit „Übers Eis“ 1977 beginnen lassen und viele Preise erhalten. Gerade den Grimmelshausen-Preis.
Ludwig Laher hat „Verfahren“ im Februar 2011 im Haymon Verlag veröffentlicht. Er ist 1955 in Linz geboren und hat für seine zahlreichen Romane mehrfach Preise erhalten, im Jahr 2006 aber auch den 3. Platz beim Feldkircher Lyrikpreis. Sein Roman greift die aktuelle politische Situation von Asyl und Gewalt auf. Jelena ist Kosovo-Serbin, die von ihren Mitmenschen der Mehrheitsbevölkerung drangsaliert schwer traumatisiert in Österreich auf einen Neuanfang hofft, durch das dortige Asylrecht erneut in die Mühlen der Folter gerät., wobei die unmenschlichen Mechanismen des Justizwesen selbst Teil des Romans werden, jedoch nicht papieren, sondern aufwühlend und mitreißend.
Thomas Melle ist 1965 in Bonn geboren, lebt in Berlin und hat nach Jahren des Theaterstückeschreibens und des Übersetzens, 2008 einen Erzählband vorgelegt, für den er den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis erhielt. Sein Romandebüt „Sickster“ ist im September 2011 im Verlag Rowohlt Berlin erschienen und handelt von den Überforderungen der Gegenwart, wie sie hier zwei junge Männer erfasst, die sowohl beruflich wie auch privat in den Strudel von Aufstiegswollen, Leistungsanforderungen, Aufputschmittel und privaten Glückserwartungen geraten und am Ende nach sich selber suchen. Fortsetzung folgt.
www.deutscher-buchpreis.de