Serie: Franz/Holbes TODESMELODIE aus Frankfurt und der neueste Chiemgau-Krimi von Wolfgang Schweiger, Teil 1/2
Elisabeth Römer und Roman Herzig
Frankfurt am Main/München (Weltexpresso) – Nach einer längeren telefonischen Unterredung haben wir sie zusammengebunden, diese beiden völlig unterschiedlichen Kriminalromane aus dem ländlichen Bayern und dem Sündenpfuhl Frankfurt, wobei wir wissen, daß man Ersteres auch genauso gut zum Sündenpfuhl Bayern machen könnte, denn es fließt viel Blut!
„Unnötiges Blut“, sagte einer von uns, worauf der andere antwortete: „Bitteschön, was ist bei einem Kriminalroman nötiges Blut?“. Das sind dann halt so die Floskeln, die einem im Krimigewerbe leider besonders häufig über die Lippen kommen, weil man es manchmal mit der Literaturkritik nicht so genau nimmt. Weil es ja eigentlich um Spannung geht, was nicht stimmt, denn eine Sprache, die einem ob ihrer Dürftigkeit auffällt, würde einem vom Handlungsgang sicher ablenken oder ganz herausbringen.
Jetzt aber genug, denn wir sprechen doch überhaupt nicht von diesen beiden Krimis, die wir nur deshalb hier zusammenbündeln, weil wir beide sie beide gelesen haben. Verstanden? Aber noch aus zwei anderen Gründen. Es haben nämlich deutsche Kriminalromane bei der Bestenauslese auf der monatlich erscheinenden KrimiBestenListe es besonders schwer. Das ist auffällig. Nicht schwer haben sie es bei den deutschen Lesern. Und dann gibt es noch die Besonderheit der regionalen Krimis, die einer merkwürdigen gesamtdeutschen Optik unterliegen, regional in der Regel aus leicht zugänglichen Gründen überaus erfolgreich zu sein und darüber hinaus kaum wahrgenommen zu werden.
Im Fall der TODESMELODIE.EIN NEUER FALL FÜR JULIA DURANT aus dem Knaur Taschenbuch Verlag geht es aber noch um etwas ganz anderes, worauf wir unbedingt eingehen müssen. Wir glauben sogar daß der Erfinder der Julia Durant aus Frankfurt und weiterer Kriminalromane aus Offenbach und Norddeutschland – Andreas Franz – der auflagenstärkste deutsche Krimiautor war („Jung, blond, tot“). 'War' und nicht 'ist', muß man leider sagen, denn im Januar 2011 starb der 1954 geborene Franz überraschend an Herzversagen und wir sind noch heute traurig darüber. Wir hatten ihn anläßlich eines vom Knaurverlag initiierten Autorentreffens in Frankfurt am Main kennengelernt und seine Bescheidenheit und Aufrichtigkeit sowie den Fundus seiner aus dem Leben gegriffenen Geschichten bewundert.
Gleichwohl haben wir ihm auch ins Gesicht gesagt, daß uns mit seiner sprachlichen Ausdrucksweise und der unnötigen Grausamkeit (vergleiche oben: was wäre eine nötige Grausamkeit für einen Kriminalroman?) sowie der Kommissarin Julia, die dauernd in die Badewanne steigt und Wurstbrote zum Bier aus der Flasche ißt – für uns eindeutig männlich konnotierte Verhaltensweisen – nicht ganz wohl war. Darüber konnten wir nur hinwegsehen, weil kaum ein anderer deutscher Krimiautor solche unglaublich-glaublichen, in den Parallelgesellschaften unserer Republik angesiedelten Geschichten gebracht hat. Diesen hier, noch als ANDREAS FRANZ in großen Buchstaben betitelten Roman, ließ er unvollendet zurück und Daniel Holbe, Jahrgang 1967 und aus der Wetterau, war überrascht, als er auf ein eigenes Manuskript für den Verlag hin, gefragt wurde, ob er den Roman weiter, d.h. zu Ende schreiben wolle, was er mit Unterstützung der Witwe auch tat.
Die Kommissarin hatte Andreas Franz auch schon zuvor entschärft. Schließlich war Julia Durant etwas widerfahren, was zu dem Ungesagten der Kriminalliteratur gehört. Es wurde ihr Leid angetan. Sie war verschleppt...ach, das wollen wir hier nicht erzählen, schließlich hat sie überlebt, muß aber seither auf ihre Psyche doch Rücksicht nehmen, von der sie zuvor gar nicht wußte, daß sie eine hat. Insofern ist sie auch weiblicher geworden, denn solche Verhaltensweisen werden Frauen eher in die Seele geschrieben. Nun aber der neue Krimi TODESMELODIE, der zwölfte Band der Julia Durant Reihe. Der Titel bezieht sich auf das Lied STAIRWAY TO HEAVEN von Led Zeppelin, das an den Tatorten beim Auffinden der Leichen läuft. Sexualmorde. Eindeutig. Fortsetzung folgt.
Andreas Franz/Daniel Holbe, Todesmelodie. Ein neuer Fall für Julia Durant, Knaur Taschenbuch Verlag 2012
Wolfgang Schweiger, Draußen lauert der Tod, Chiemgau-Krimi, Pendragon Verlag 2012