Serie: Franz/Holbes TODESMELODIE aus Frankfurt und der neueste Chiemgau-Krimi von Wolfgang Schweiger, Teil 2/2

 

Elisabeth Römer und Roman Herzig

 

Frankfurt am Main/München (Weltexpresso) –  Daniel Holbe verweist darauf, daß die sexuelle Gewaltorgie schon bei Franz „drastisch und ungeschönt dargestellt“ sei. In dem neuen Krimi hatte Andreas Franz noch selbst eine Besonderheit eingebaut. Julia Durant war nach ihrer Entführung und den traumatischen Folgen beurlaubt und hat diese Zeit in Frankreich bei ihrer netten und reichen Freundin – das haben wir immer schon bewundert und uns eine solche auch gewünscht – verbracht. Der erste Fall, zurück im aktiven Dienst, konfrontiert sie nun mit dem Tod der Studentin.

 

Diese wurde in einer Wohngemeinschaft gequält und hingeschlachtet. Zusammen mit ihrem Team K 11, zu Hause im Frankfurter Polizeipräsidium, klärt sie die Tat auf und kann die Schuldigen durch die Justiz bestrafen lassen. Doch zwei Jahre später gibt es eine neue Leiche, eine Wiederholung des Tathergangs und der Todesmelodie....Nein, mehr wollen wir hier nicht verraten, denn ob das ein 'echter Franz' ist oder keiner, ob man Unterschiede merkt oder nicht, darüber gehen die Meinungen sehr auseinander. Wir haben ab irgendwann, so ging es uns immer bei Franz, nicht mehr als Kritiker gelesen, sondern wollte einfach wissen, wer es tat. Die grausame Tat. Was für die Frankfurter an diesen Krimis das Durchschlagende war und ist, ist die Schilderung der Stadt mit ihren Ecken und Kanten. Denn nur die Frankfurter wissen, wie klein und gemütlich diese Wirtschaftswunderstadt, die nun auch die Europäische Zentralbank beheimatet, eigentlich ist. Wie man sich in den Stadtteilen, in denen das eigentliche Leben stattfindet kennt, wie überschaubar und dennoch weltoffen es zugeht.

 

Dabei fällt in dem neuen Franz, der ja ein Holbe/Franz auf, daß auf einmal eine zuvor wenig beachtete Örtlichkeit bei der Tätersuche in den Mittelpunkt gerät: der Nibelungenplatz und seine Umgebung am Alleenring. Wer vom Shell-Hochhaus spricht, muß schon länger Ortskenntnisse haben, denn das Hochhaus steht noch, aber Shell ist dort nimmer. Tatsächlich geht das auf die Kappe von Daniel Holbe, der im Hauptamt an der dortigen Fachhochschule lehrt. Im übrigen wird im Jahr 2013 ein weiterer angefangener Franzkrimi von Holbe fertiggeschrieben. Danach, so heißt es, werden Verlag und Autor entscheiden, wie es mit Julia Durant – und auch den anderen Reihen - weitergeht. Ein Krimiautor stirbt, aber auf sein Krimipersonal wollen Leser ungern verzichten.

 

Zeit, endlich Wolfgang Schweiger zu Wort kommen zu lassen mit DRAUSSEN LAUERT DER TOD. Für uns war es der erste der Chiemgau-Krimis, von denen es schon drei Vorläufer gibt: 2008 DER HÖCHSTE PREIS, im darauffolgenden Jahr KEIN ORT FÜR EINE LEICHE und im Jahr 2010 TÖDLICHER GRENZVERKEHR. Man findet sich sofort zurecht, wenn es erst einmal mit einem Ulrich Schwab anfängt. So hieß auch ein Frankfurter Kulturfuzzi, der dann nach Hamburg ging, dann in Mannheim Intendant war und da unten im Süddeutschen seine Ranch hat. Aber dieser Ulrich Schwab ist sogar auch aus Mannheim, allerdings ein unbedarfter und absolut harmloser Feuerwehrmann, der aus einer Augenblickslaune heraus die bei einem Toten im Auto stehende Tasche mit mehr Geld, als er je verdient hat, mitnimmt, obwohl er sieht, daß der Tote ermordet wurde und er die Polizei benachrichtigen müßte, was er wollte, aber dann das Geld sah....

 

Des Unglücks Anfang. Am Ende ist er tot. Das hat uns nicht gepaßt, denn diese Geschichte des harmlosen jungen Mannes nimmt erst einmal eine interessante Wendung, als er auf der Flucht vor den Mördern und sich als Besitzer des Geldes bezeichnenden Kriminellen einen Autounfall hat, ihn ausgerechnet dieser Kommissar Gruber aus seinem kaputten Auto befreit, ins Krankenhaus bringen läßt und wie ein Schutzengel über ihn wacht – obwohl Schwab diesen austrickst und erneut flüchtet. Gruber weiß, dieser ist nicht sein Mörder, aber hätte er ihn festgesetzt, dann hätten ihn nicht die eigentlichen Mörder erwischt. Eigentlich ist Gruber aber zusammen mit Frau Bischoff, ohne die er alt aussehen täte, die sozusagen die Fordernde und Realitätstüchtige und Zuverlässigkeit in Person ist – dabei hat Gruber schon eine etwas lehrbuchhaft geratene hilfreiche Ehefrau, dieser Mann wird vom männlichen Autor wirklich gut bedient -, also eigentlich sind die beiden Ermittler mit einem anderen Mord beschäftigt, denn ein Reicher und Alter und Renitenter, weil er was gegen die Windkraftanlage hat, die das Dorf reich machen soll, wird tot im Bach aufgefunden.

 

Daß es wirklich Mord und kein Unfall war, klärt die Obduktion, aber da haben die beiden schon längst so viel ermittelt, daß auch ohne Mord das eine spannende Dorfgeschichte wäre. Morde haben Motive. Die sind hier mehrfach vorhanden. Denn derjenige aus der Familie, der Neffe mit Frau, erbt zwar das Millionenhaus, aber die vielen Geldmillionen gehen an diejenige, mit der der Alte und Reiche ein Verhältnis hatte. Die aber hat einen Mann. Muß man mehr sagen? Fein, wenn gleich vier Tatverdächtige da sind, denn die Zugehfrau ist auch gelinde gesagt ziemlich merkwürdig. Wir haben das Buch bis gegen Ende sehr gerne gelesen, zumal es wie auf einer Bühne zugeht und man die Personalkonstellationen gut überschauen kann. Nur dann sind auf einmal alle tot. Die unterschiedlichen Mörder der zwei Ermordeten und eben unser Schwab auch noch. Das waren uns dann doch zu viele Tote, Herr Schweiger, denn die Weiterlebenden wollen doch eigentlich Morde aufgeklärt sehen. Hier aber nehmen die Täter ihre Tat mit ins Grab.

 

Andreas Franz/Daniel Holbe, Todesmelodie. Ein neuer Fall für Julia Durant, Knaur Taschenbuch Verlag 2012

 

Wolfgang Schweiger, Draußen lauert der Tod, Chiemgau-Krimi, Pendragon Verlag 2012